Anarchistische Charaktere in der Populärkultur

  • für mich persönlich wärs nett wenn es direkt an das ende von Mr Robot anschliessen würde mit SoA 2 .. die serie ist ja nach staffel 4 durch nächstes jahr. auch schon confirmed.

  • Als Kind fand ich "Im Schatten der Eule" ganz gut. Das waren aber eher Eskapisten und 'Wegrenner' vor Schule und strenger Erziehung. Nichts was man jetzt als Kultur bezeichnen könnte, weil die Absicht ja dann irgendwie versteckt bleibt vor der Öffentlichkeit.
    Für viele bedeutet dieses -A- nur das Tragen einer gewissen Etikette oder Attitüde, aber es im Kleinen im Alltag umzusetzen, da fehlt es dann meistens am Ideenreichtum und auch an der Liebe zur Leidenschaft- leider.
    Das kommt dann für mich ebenfalls etwas faschistisch rüber, und daher rührt wahrscheinlich auch die negative publicity.

  • Was mir noch aus Kindheitstagen einfällt ist: "Die Bären sind los", ein Kinder Baseball Team aus Losern, die durch die allgemeinen Konflikte über sich hinauswachsen.
    Kann mich nicht so sehr daran erinnern ob der Coach, die allgemeine Gruppendynamik oder beides zum Erfolg beigetragen hatten.
    Anarchistisch geprägtes Denken kann, glaube ich nur gut gedeihen, wenn man Führung durch Nicht-Führung ersetzt, und Menschen dazu ermutigt über sich hinaus zu wachsen.
    Im Endeffekt war dann nicht nur das Team der Sieger sondern jeder Einzelne. Ansonsten sind ja Helden immer recht einsam, und da steht mir der Sinn eher nach sowas wie der 'New Earth Army' oder wie hieß die Vereinigung im Film "Männer die auf Ziegen starren"?

  • Einer der Protagonisten aus Robert Heinleins Sci-Fi-Roman 'The Moon is a harsh Mistress', Professor Bernardo de La Paz, bezeichnet sich selbst als 'rationalen Anarchisten'. Nun war Heinlein kein Sozialist, Anarchismus meint im vorliegenden Fall eher eine wohl typisch amerikanische libertäre Haltung (so wenig Einfluss des Staates wie möglich) gepaart mit einem radikalen Rationalismus: Die einzige gültige moralische Instanz ist das rationale Individuum, Staaten und Gesellschaften sind nur Abstrakta und besitzen keine Realität außerhalb der Entscheidungen der Einzelnen.
    "In terms of morals there is no such thing as a 'state'. Just men. Individuals. Each responsible for his own acts. I am free, no matter what rules surround me. If I find them tolerable, I tolerate them; if I find them too obnoxious, I break them. I am free, because I know that I alone am morally responsible for everything that I do."


    Im Fokus des Romans steht der Unabhängigkeitskrieg des Mondes gegen die Erde. Konkrete politische Überzeugungen sind eher Beiwerk, und es ist interessant zu sehen, wie de La Paz und sein Verschwörerkreis trotz libertärer Überzeugungen eine letztlich autoritär organisierte Revolte auf die Beine stellen. Ohne zu spoilern (na ja, ein wenig vielleicht ;)), bleiben die einzelnen Protagonisten tatsächlich frei von individuellen Herrschaftsansprüchen; sie tun nur das, was getan werden muss, um den existenziellen Überlebenskampf des Mondes zu einem siegreichen Ende zu führen.
    Nebenbei wird aufgezeigt, wie selbstverständlich auf Luna eine weitestgehend hierarchiearme, individualistische Gesellschaft existiert, in der es kaum geschriebene, aber dafür einige elementare ungeschriebene Gesetze gibt, deren Verletzung einen sehr schnell den Kopf kosten. Bürokratie ist den Loonies verhasst, auch sind Rassismus und patriarchale Familien nicht existent (tatsächlich sind die Vielehen matriarchal, aber dabei demokratisch).
    Wirtschaftlich herrscht ein unregulierter freier Markt, wobei keine nennenswerte Monopolisierung zu existieren scheint, dafür aber eine Menge Kleinunternehmertum.
    Ein Stück weit ist das Ganze eine Art idealisierter 'Old West', aber ohne Rassismus, Sklaverei, Patriarchat, Religion etc.


    Leseempfehlung meinerseits, auch wenn ein bißchen mehr philosophische Debatten, Sci-fi-typische Exotik und Action dem Roman gut getan hätten.

  • Auch auf die Gefahr hin, ausgelacht zu werden: Ich finde Benjamin Blümchen anarchistisch. Oder zumindest antikapitalistisch. Er hilft allen Leuten und erwartet keine Gegenleistung dafür. In einer Folge eröffnet er ein Zoorestaurant, da kommt er nicht einmal auf die Idee Geld von den Gästen zu verlangen. Zudem lässt er sich nicht alles gefallen und verhindert zum Beispiel mit einer selbstorganisierten Demo den Bau einer Straße, welche eigentlich keiner – außer der Bürgermeister – will.


    Wenn man das „Game of Thrones/Das Lied von Eis und Feuer“-Universum hernimmt, dann kommt das Freie Volk am ehesten an die Definition von Anarchismus heran. Zwar herrscht bei ihm jenseits der Mauer auch das Gesetz des Stärkeren, aber die Menschen folgen nur denen, die sie auch selbst gewählt haben. Und – es wird zwar, glaube ich, nirgends erwähnt, – aber ich schätze, niemand wird gezwungen, dem gewählten Anführer zu folgen bzw. dieser wäre auch jederzeit wieder absetzbar, sollte er ihre Interessen nicht mehr in genügender Weise vertreten. Außerdem sind sie der Meinung, dass das Land allen gehört und verachten die Lords und Könige im Rest von Westeros, die sich dieses einfach nehmen und es ihres nennen.

    Zu erwähnen sind da dann vielleicht noch die Bergstämme aus dem Grünen Tal. Von diesen erfährt man jedoch nur, dass bei ihren Versammlungen alle eine Stimme haben. Auch die Frauen.

  • Er hilft allen Leuten und erwartet keine Gegenleistung dafür.

    Kein Geld verlangen oder hilfsbereit zu sein, ist eher philanthropisch und bestenfalls total selbstverständlich. Anarchistisch eher weniger. Dieser Form der Anarchie wäre ich ausnahmsweise mal sehr zugeneigt.

    • Offizieller Beitrag

    Vor ein paar Jahren gab es meines Wissens mal irgendwelche spinnigen Konservativen, die Benjamin Blümchen (und auch Bibi Blocksberg) unterstellt haben, dass dadurch Kinder linksradikal indoktriniert werden würden. Die Begründung war damals vor allem, dass Politiker, Beamte und Industrielle in diesen Serien anscheinend meistens als korrupt, böse oder völlig dämlich dargestellt werden. (was ja eigentlich nur realistisch ist...)


    Ich persönlich kann dazu jetzt nicht so viel beitragen, da mir Benjamin Blümchen schon als Kind zu uncool war, und ich eigentlich eher immer gedacht habe, dass sich da alle liebhaben und dass es darin mehr so um pädagogische Wertevermittlung geht, und weniger um Anstiftung zur Rebellion.

    Ich hab mir dann in dem Alter doch lieber unpolitisches Zeug wie Bugs Bunny oder Tom & Jerry reingezogen. So gesehen wird die Wirkung von solchen Serien vielleicht auch etwas überbewertet, wenn man bedenkt, wie viele Millionen Kinder sich Pippi Langstrumpf, Pumuckl, Peter Pan, Momo oder Benjamin Blümchen reingezogen haben, und wie wenig von der Message hängengeblieben ist, sobald sie erwachsen waren.

  • Ich persönlich kann dazu jetzt nicht so viel beitragen, da mir Benjamin Blümchen schon als Kind zu uncool war, und ich eigentlich eher immer gedacht habe, dass sich da alle liebhaben und dass es darin mehr so um pädagogische Wertevermittlung geht, und weniger um Anstiftung zur Rebellion.

    Mir ist erwähnter Artikel auch noch in Erinnerung. Er beruhte auf dem Inhalt der früheren Folgen, die tatsächlich das Gegenteil von heile Welt waren. Darin geht es um Tierwilderer; um die Besetzung eines Baums, um dessen Fällung zu verhindern; um einen Hausabriss, dessen einzige Bewohnerin die Obdachlosigkeit droht; es geht um Betrügereien der Werbeindustrie, die Benjamin für ihre Zwecke einspannen will; genauso wie skrupellose Vermieter und Verkäufer, die überteuerten Ramsch als große Innovation anpreisen und dafür selbst die Verschuldung anderer in Kauf nehmen. Es geht um Straßenprotest, Kampf gegen die Wohlstandsklasse, viel um Hilfsbereitschaft und der Feststellung, dass immer und überall Geld im Weg steht und so oft mehr hinderlich als nützlich ist.

    In der Folge, in der Benjamin reich wird, sind plötzlich die Bittsteller da und wollen ihn um seinen Reichtum erleichtern. Für ihre komplett unsinnigen Konsumgüter. Selbst der Bürgermeister meldet sich, der ganz deutlich als gieriger, selbstgefälliger alter Sack dargestellt wird, dem es lediglich um seinen Wahlsieg und den damit verbundenen Machterhalt geht. Fürstliches Leben auf Staatskosten inklusive. Ironischerweise regiert er schon seit Jahrzehnten konkurrenzlos. Als Benjamin kurzzeitig Bürgermeister wird, hängt man ihm sofort einen Diebstahl aus der Stadtkasse ans Bein und er muss ins Gefängnis.


    Eigentlich sollten die Folgen zum Pflichtprogramm der Eltern werden, die ihren Kindern noch etwas zutrauen. Eben weil sie mitunter harter Tobak sind. Allerdings nur die früheren Geschichten, mit Abenteuer- und Entdeckercharakter, zu denen man sich selbst noch seine Gedanken machen konnte. Es gibt sogar eine ziemlich abgespacte Traumfolge, in der verdrehte Welt herrscht, Elefanten die Erde regieren und Menschen als minderwertige Geschöpfte in Käfigen gehalten werden und im Zirkus Kunststücke zur allgemeinen Belustigung vorführen müssen. In diesem Fall die Autoritätsperson des Lehrers.


    Ich würde schon behaupten, dass viele rebellische Freigeister von heute unter dem Einfluss der Serien von damals standen. Nicht sehen tu ich das jedoch bei dem heutigen Einfluss und dem, was uns später noch erwarten wird.

    Ich sag es nicht gern, aber so weit verbreitet wie das Rebellentum im Jahre 2021 ist, wird es das schon bald nicht mehr annähernd geben.

    • Offizieller Beitrag

    Ok, dann hab ich da wohl was verpasst. Bin stattdessen mit Serien voller rassistischer Stereotype sozialisiert worden, wie die dicke schwarze Haushälterin in Tom & Jerry, oder diverse Klischee-Mexikaner oder Klischee-Asiaten bei Bugs Bunny. Von der martialischen Law & Order-Propaganda der meisten anderen Serien ganz zu schweigen, die ich mir in meiner Kindheit so reingezogen habe.

    Kein Wunder, dass aus mir kein pazifistischer Baumbesetzer geworden ist, sondern dass ich mich lieber darüber aufrege, dass man heutzutage nicht mehr Negerschnitzel sagen darf. :modo: