Welches Auto besitzt ihr?

  • Ist halt die Frage, ob du es bemerkst oder nicht. Wenn du jeden Tag in den Spiegel schaust, merkst du auch nicht, wie du dich langsam veränderst. Erst Menschen, die dich nicht jeden Tag sehen, fällt es auf, dass du dich zu einer Begegnung vorher, ein wenig verändert hast.
    Eine sehr subtile Veränderung fällt wahrscheinlich nur anderen Personen auf und dir selber wohl gar nicht.

    Ich würde behaupten, dass es in mir einen festen Kern gibt, der sich nicht verändert. Fremdbestimmung trieb mich schon immer in die Flucht - den Kern hat sie jedoch nie berührt.

    Das würde ich auch von mir behaupten. Aber ich bin mir trotzdem nicht so sicher, was an dem Kern zu Hundert Prozent von mir ist und was andere dazu beigetragen haben.


    Was solls. Ist nur eine Definitionsfrage !

  • „Mancher betrachtet den glänzenden Christbaum mit halb wehmütiger Erinnerung an die eigene Kindheit und denkt beim Anblick seiner beschenkten und fröhlichen Kinder: Ja freut euch nur und genießt es, bald wird das Leben euch die Freude und Unschuld nehmen. Er fragt nicht: Ja, warum denn eigentlich? Warum scheint es mir selbstverständlich, dass „das Leben“ eine böse Macht ist, die aus dem Kinderlande in Schuld, Enttäuschung und ungeliebte Arbeit führt?...
    An dem Tage aber, wo er wirklich so fragt, hat er aufgehört, ein Durchschnittsmensch zu sein. Er wird einsehen, dass es nicht „das Leben“ war, das ihm Unschuld, Freude und Ideale genommen hat...Denn er war es selber, der sich betrog. Denn es gibt keine „Notwendigkeit“ und keinen „Zug der Zeit“, der den einzelnen nötigen könnte, materielle Güter den geistigen,vergängliche den unvergänglichen vorzuziehen. Wer diese entscheidende Wahl getroffen hat, darf niemand als sich selbst dafür verantwortlich machen.“


    Hermann Hesse, Die Kunst des Müßiggangs, 78

  • Ja, dass kenne ich, das Buch habe ich auch gelesen.


    Du hast der Veränderung jetzt aber im Sinne dieses Zitates eine positive Richtung gegeben, dabei war meine Anmerkung, dass die Veränderung meist unbemerkt bleibt, ja vollkommen werteneutral.
    Es ging mir nur darum, die absolute Selbstbestimmung in Frage zu stellen, da jeder Mensch im Grunde fremdbestimmt ist. Jeder Mensch wird von anderen Menschen sozialisiert und erlernt durch diese Interatkionen soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten. Ein Mensch, zu 100% selbstbestimmt, da ihm die sozialen Kontakte fehlten, war Kaspar Hauser. Ein wohl sehr trauriges Beispiel dieser Selbstbestimmung. Aber im Grunde verstehe ich, was du versuchst zu beschreiben und ich hoffe öfter, dass ich auch so sein könnte, wenn da nicht die Agnostic wäre, die mich immer und immer an allem Zweifeln lässt !

  • Mit Kaspar Hauser habe ich mich noch nicht so beschäftigt. Ich frage mich, ob er Hospitalismus hatte oder ob er Kanner- Autist war.
    Victor von Aveyron („Der wilde Junge von Aveyron“) war meines Erachtens nach Kanner-Autist. Er war es nicht, weil ihm die sozialen Kontakte fehlten, sondern weil er bereits so geboren wurde. Ich weiß nicht, ob das für ihn traurig war. So zu sein, inmitten dieser Gesellschaft bedeutet sicher Leid, aber nicht nur. Auch Freude. Von daher ist es als relativ anzusehen.


    Manchmal finde ich, dass sich die Pädagogik zu sehr selbstbeweihräuchert. „Wenn Du Dich nicht er-ziehen lässt, wirst Du so und so, also pass Dich lieber an“
    Wer sagt, dass es schlecht ist, so oder so zu sein?
    Vielleicht ist Angst auch ein gutes Mittel, um Macht zu legitimieren. Egal, in welchem Bereich.


    Letztendlich weiß ich nicht, ob der Mensch 100% selbstbestimmt lebt (Determinismus ja/nein? Ich tendiere schon eher zu ja, obwohl ich vorher eher an die Chaos-Theorie glaubte)
    Ich weiß auch nicht, ob „normale Menschen“ in der Lage sind, sich selbst zu entfalten oder ob ihnen dieses Selbst gänzlich in der Anpassung verloren ging und sie ein Leben als Kopie führen müssen. Wie fühlt man sich als normaler Mensch? Hat man etwas Eigenes außerhalb von dem, was anerzogen wurde?
    (Anmerkung: Meine Fragen sollen nicht provokant sein, ich möchte das wirklich gern verstehen)
    Ich bin nicht normal und fühle eben diesen unveränderlichen Kern in mir, der sich nicht verändern kann. Ich kann versuchen, ihn zu überspielen. Ich kann versuchen, mich selbst zu belügen und dennoch ist er immer da. Deshalb ist mir Anpassung nicht möglich. Einerseits entfremdet dieser Kern mich (von allem, was ihm widerspricht), andererseits verbindet er mich in einer besonderen Weise mit allem, was mit ihm übereinstimmt.


    Bezogen auf Projekte: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass unter normalen Menschen Gruppendynamiken, Balzverhalten Geltungsdrang usw. auftreten, die dann die Sache an sich gefährden.
    Daher glaube ich mittlerweile,dass Veränderung nur von innen nach außen möglich ist.

  • Interessant, wohin eigentlich das eigentliche Thema hingeführt hat.
    Gehen wir mal davon aus, wie sehr viele Dinge von außen auf einen zu geht, wird sich doch einiges ändern, auch wenn wir das selber nicht wollen, passiert es. Jede Entscheidung, jede Situation, jedes Kennenlernen eines Menschen sorgt dafür, das wir uns, ohne, das wir es kontrollieren könnten, verändern. Manchmal denken wir, das wir uns nicht verändern, aber leider ist dem nicht so ... selbst wenn es ganz klein ist. Manches sieht man sofort, wenn man einen Führerschein macht und dann auch ein Auto hat. Manches sieht man nicht.

  • Erziehung muss nicht schlecht konnotiert sein. Es geht bei Sozialisierung im allgemeinen, leider nicht in unserer Gesellschaft, nicht um Anpassung. Jeder junge Mensch sollte in gewisser Form seinen Individualismus ausleben können. Das schließt aber nicht aus, dass trotzdem zB durch Vorbildcharckter gewisse Prägungen auf den Heranwachsenenden übertragen werden können, dürfen und auch sollten !


    Ich sehe das durchaus nicht als Provokation. Im Gegenteil.


    Ich habe den Beitrag heute gegen Mittag angefangen, dann war ich erstmal Gassi, habe Reifen gewechselt und nun
    merke ich, dass ich zu besoffen bin, um mich sinnvoll zu artikulieren. Lasse ich also Gehirn lieber im Leerlauf.
    Aber ich finde das Thema sehr interessant. Finde, dass bedarf eines eigenen Themabereiches.


    Bei Brumm Brumm und TüT TüT ist das irgendwie etwas verkehrt, da hat Tina voll recht !

  • Freie Assoziation ;) :D
    Aber können das gern an anderer Stelle fortführen oder auch nicht. Wie auch immer :)