Fight Club - Die ultimative Kritik an der modernen Konsum-Gesellschaft

  • Warum will er es dann aber aufhalten, wenn er es für sinnvoll halten würde.
    Ich denke schon, dass er in diesem Falle den negativ konnotierten Begriff nutzt.
    Naja. Ist ja irgendwie nicht zu übersehen, dass sie sich uneins sind !


    Was habe ich da gerade gesagt ?


    Nach so manchen Filmriss geht es mir auch wie dem Protagonisten !

  • ja ganz genau deswegen.. tyler will das so, aber er wills aufhalten. deshalb guckt er auch immer so blöd wenn sie mit projekt chaos vorankommen statt nen grünen haken dran zu machen. für manche leute sind eben geordnete hierarchien das einzig wahre.. statt chaos im positiven sinne. ich bin mein leben lang auch immer chaot von meinem sozialen umfeld genannt worden und empfand das nich als beleidigung.

  • so ich mach mich mal direkt auf die suche nachdem ich das hier gelesen habe..


    "Mit dem Erscheinen auf DVD wurde aus dem Film später aber ein großer kommerzieller Erfolg. Begünstigt wurde dies durch die reichhaltige Ausstattung der Erstveröffentlichung: Auf zwei DVDs war umfangreiches Zusatzmaterial wie unveröffentlichte Szenen, Trailer, Internetspots und Kommentare von Regisseur David Fincher, Brad Pitt und Helena Bonham Carter zu finden."


    da guckt man 40 mal den selben film und merkt nich dass noch irgendwo unveröffentlichte szenen und bonusmaterial existieren. nur die 1080p zu leechen hat auch echt nachteile, v.a. das fehlende zusatzmaterial. reich ich gerne rum sobald ichs unten habe! :whistling:




    .... ohh dies jahr zum nikolaus in den stiefel:



    Fight Club - 2-Disc Limited Soap Edition - Mediabook

  • Na ja, 'Fight Club' führt doch eigentlich nirgendwohin.


    Der Protagonist ist irre und Tyler ist 'ne verrückte Illusion.


    Tylers Ziel ist anarcho-primitivistischer Unsinn.


    Was da auf der interpretativen Ebene bleibt, ist die ekelhafte Interpretation der Probleme des Protagonisten - und der ist halt so kaputt und hat deshalb Tyler 'erschaffen', weil ihm seine Mutter/die Frauen irgendwie die Männlichkeit weggenommen hat/haben.


    Wenn man's auf die Machtebene runterbricht und noch 'n bisschen Houellebecq reinbringt, sind doch gerade die Vögel, die sich in der 'neuen Welt' zurecht finden, die Gewinner - die häufen Status und Besitz an, während der Protagonist ein Verlierer mit 'ner Wahnvorstellung ist.


    Das Lustige ist natürlich, dass das schon sehr subversiv die Männerwelt karikiert - zuerst sind sie Ikea-Zombies und dann rennen sie einer Wahnvorstellung wie Zombies hinterher. Welche 'Gehirnwäsche' lässt die jetzt dämlicher aussehen?


    In der Steinzeit würden die alle doch keine zwei Wochen überleben.


    Ein wirklich gesellschaftskritischer Film würde tatsächlich die Gesellschaft kritisieren und echte Probleme aufzeigen.


    Auf einer Ebene hatte der Film aber massive Effekte - auf der rechtlichen Ebene des damals noch jungen product placement. 'Fight Club' war der erste und der letzte Film, in dem jemals ein Markenprodukt, das vom Hersteller gestellt wurde, zur Schrott gekloppt wurde (der BMW). Seither gibt's klare Klauseln, die sowas verbieten und sogar verlangen, das Produkte in positiver Weise und nicht in Assoziation mit negativen Charakteren/Situationen gezeigt werden.


    Da hat dann Tyler seinen Job sehr gut gemacht ;-).

    • Offizieller Beitrag

    Ein wirklich gesellschaftskritischer Film würde tatsächlich die Gesellschaft kritisieren und echte Probleme aufzeigen.

    In der Story geht es halt vor allem um Männer, denen das Männlichkeitsgefühl abhanden gekommen ist, und die sich durch Tylers Fight-Club endlich wieder selbst spüren können.
    Aber auch, wenn sich dieses archaische Männlichkeits-Gerede durch den ganzen Film zieht, würde ich trotzdem nicht sagen, dass sich der Grundgedanke des Films nur um diese Zielgruppe dreht. Man könnte im Prinzip auch eine ganz ähnliche Story über Frauen machen, die sich von ihren Männern oder ihrem öden Hausfrauen-Dasein emanzipieren. Es würde sogar funktionieren, wenn man das Geprügel weglässt und gleich mit "Projekt Chaos" anfängt. Es würde auch funktionieren, wenn der Protagonist eine Familie hätte und in einem spießigen Vorort lebt, anstatt in einem Single-Appartement.


    Ich denke einfach, die eigentliche Aussage, die hinter Fight-Club steckt, ist universeller. Es geht um die Frage, ob eine überzivilisierte, verweichlichte Gesellschaft, wie wir sie heute haben, überhaupt unsere Bedürfnisse befriedigen kann, oder ob wir nicht alle längst aufgehört haben, richtig zu leben und wirklich "wild" zu sein. Und das meine ich jetzt gar nicht mal so sehr in dem Sinne, dass wir wieder in die Steinzeit zurückkehren sollten und Jäger und Sammler werden, so wie sich das Tyler Durden vorstellt. Die Figur des Tyler Durden ist ja nur der radikale Gegenentwurf zum Jetzt-Zustand, den sich der Protagonist ausgedacht hat, um seinem trostlosen Dasein zu entfliehen.
    Dass im radikalen Gegenentwurf nicht die Lösung liegt, sondern dass es dann auch nur ziemlich bekloppt werden würde, wenn man alles total ins Gegenteil umkehrt, das wird vom Film ja selbst auch wunderbar thematisiert.


    Nichts desto trotz wirft der Film wichtige Fragen auf, die sich die modernen Menschen meiner Meinung nach noch viel häufiger stellen sollten. Man denke an die Szenen im Büro-Alltag, die Kopie einer Kopie. Die Schlaflosigkeit... der Pillen-Cocktail, den sich der Protagonist einwirft. Die Gedanken über Promis und Models, die Werbe-Industrie, die uns vorgibt, wie wir auszusehen haben. Die Sehnsucht nach einer Katastrophe, weil das eigene Leben so eintönig ist... gleichzeitig aber auch die Angst der Passanten davor, eine Prügelei zu beginnen... die Angst des Chefs vor seinem durchgeknallten Psycho-Angestellten. Die Angst, dass irgendwas passieren könnte, was sie aus ihrem geordneten Alltag reißt. Dieses geradezu zwanghafte Ordnungs- und Sicherheitsdenken der Menschen... was ja gerade auch jetzt in Zeiten von Corona wieder hochaktuell ist.
    Ich frage mich, was Tyler Durden wohl in Zeiten von Corona machen würde. (oder, lieber nicht. Es wäre vermutlich etwas ziemlich ekliges und hätte was mit verseuchter Krankenhaus-Kleidung zu tun :D )
    Jedenfalls finde ich schon, dass da unzählige gesellschaftskritische Aspekte drin stecken, die über die archaischen Männlichkeitsfantasien und die gespaltene Persönlichkeit des Protagonisten weit hinaus gehen.

  • Auf einer Ebene hatte der Film aber massive Effekte - auf der rechtlichen Ebene des damals noch jungen product placement. 'Fight Club' war der erste und der letzte Film, in dem jemals ein Markenprodukt, das vom Hersteller gestellt wurde, zur Schrott gekloppt wurde (der BMW). Seither gibt's klare Klauseln, die sowas verbieten und sogar verlangen, das Produkte in positiver Weise und nicht in Assoziation mit negativen Charakteren/Situationen gezeigt werden.

    War mir bisher gar nicht so bewusst gewesen. Danke für diesen Hinweis.

  • Ich würde auch sagen, dass Männlichkeitsstereotype in dem Film ziemlich auf die Schippe genommen werden, auch wenn das uns damals sicher nicht so bewusst war. Man denke nur an Bob mit seinen Weibertitten, der in seinem ersten Kampf seinen Gegner platt macht... oder die homoerotischen Umarmungen nach den überstandenen Kämpfen.
    Natürlich kann Palahniuk auch anders und geht das Thema gesellschaftlicher Normen und Rollenbilder aus unterschiedlichsten Perspektiven an. In 'Invisible Monsters' geht's z.B. um ein weibliches Model, das, nachdem sein Gesicht verstümmelt wurde, verschiedene Stadien der Identitätssuche durchläuft.
    Natürlich sollte man die Art, WIE Fightclub damals von den meisten aufgenommen wurde, kritisch reflektieren. Ich hab den Link zu dem Artikel aus feministischer Perspektive ja verlinkt. Allerdings spiele ich mal den Advocatus Diaboli und stelle infrage, ob man unbedingt alles durch die feministische Brille betrachten muss. Klar, bei Fightclub bietet sich das an - und es hätte den Anti-Helden vermutlich reell gut getan, sich eben nicht auf diese Spiel, ihre Männlichkeit unter Beweis stellen zu müssen, einzulassen. Das macht allerdings den Film und das Buch nicht schlecht, es sind beides postmoderne Meisterwerke, Punkt :-)

  • Der Film ist einfach nur genial, und öffnet so viele Kammern für multidimensionale Sichtweisen der Zusammenhänge Psyche/Gesellschaft.
    Für mich würde eine Fortsetzung auf Sublimation der eigens angestauten Aggressionen hinauslaufen.
    Kreativität macht frei, nicht Freiheit macht frei !
    Deswegen verdient der Haiku, der somit für mich in Bezug Kreativität einen Widerspruch in sich darstellt, meine Kritik.


    Natur ist kreativ und folgt keinem Ideal oder Wünschen. Schon gar nicht dem Ruf nach Freiheit. Denn sonst ließe sich der Haiku leicht unter anderem Gesichtspunkt umschreiben:
    Arbeit macht macht frei !
    Happy B-day dear Adolf
    Happy B-day to U.


    Hab ich erwähnt, daß ich an ein Funktionieren des kollektiven Bewusst- und leider auch Unterbewusstseins glaube ?
    Was sind also die Unterschiede zwischen den beiden 'Clubs', deren Zugehörigkeit mir ein Gefühl von 'Richtig und Gut sein' verschafft?
    Im letzten Dialog des Films taucht das Thema "Verantwortung" nochmal auf, bevor er sich in den Kopf schießt.


    Das hieße für neue gesellschaftliche Strukturen, dass eine sogenannte Schwarmintelligenz beim Menschen nur dann funktionieren kann, wenn jeder die Verantwortung für sein eigenes Denken und Handeln übernimmt.
    Der (selbst -) zerstörerische Aspekt, der sich wie ein roter Faden durch den ganzen Film zieht, soll lediglich den Raum für neue zündende Ideen darstellen.
    So verstehe ich auch das Ende, und die Verselbständigung des gesamten Projekts/Erweiterung der Clubs.


    Ein Jeder folgt seiner Autonomie innerhalb des Kollektivs, was sich aber niemals ohne Verantwortung, Kreativität oder/und Selbstbestimmtheit zu einem 'ordentlichen' Gefüge um- bzw zusammensetzen lässt.

    Dann hätte man eine Armee aus kreativen Köpfen und nichts wogegen man Krieg führen müsste. Ein Rhythmus von Zerstörung und Wiederaufbau wird aber trotzdem immer stattfinden. Schließlich ist im Sandkasten nicht unendlich viel Platz.

  • Ich würde halt sagen, dass die Tatsache, dass 'Jack' eigentlich verrückt ist und Tyler nicht wirklich existiert, schon den interpretatorischen Rahmen dafür setzt, dass ihm etwas fehlt, das er kompensieren muss. Das ist eben keine Gesellschaftskritik sondern wenn überhaupt Männlichkeitskritik - und die ist dann eben auch ironisch gebrochen, weil Tyler eben verrückt ist, genau wie die Vögel, die ihm wie Lemminge hinterherrennen ;-).


    Als Gesellschaftskritik bleibt das ja an der Oberfläche bzw. dem Individuellen stehen - es geht darum, dass bestimmte Männer mit ihrem Leben nicht klarkommen. Und die springen dan ja von einer Zombiehaftigkeit in die andere - da ändert sich eigentlich nichts. Erst scheint Konsum der Gott zu sein, dem man nacheifert und dann ist es halt Tyler. Für die ändert sich da strukturell erstmal gar nichts.


    Und wenn man politischen Kram individualisiert ist das halt nicht wirklich kritisch oder gar revolutionär.


    Ich würde auch sagen, dass Männlichkeitsstereotype in dem Film ziemlich auf die Schippe genommen werden, auch wenn das uns damals sicher nicht so bewusst war. Man denke nur an Bob mit seinen Weibertitten, der in seinem ersten Kampf seinen Gegner platt macht... oder die homoerotischen Umarmungen nach den überstandenen Kämpfen.

    Na ja, Chuck hatte sich öffentlich ja erst 2008 geoutet - aber genauso wie bei Billy Martin (ehemals Poppy Z. Brite) ist auch bei 'Fight Club' klar, dass Männer da nicht nur interessieren, weil sie so gut kämpfen können ... man denke nur an die Szene, wo das Gesicht des hübschen Jungen kaputtgeschlagen wird. Das ist schon alles homoerotisch geprägt - wenn er sich in den 90ern getraut hätte, wäre Marla vielleicht auch ein Mann gewesen. Aber dann wäre das halt Schwulenliteratur und kein Roman gewesen, der sich im Mainstream verkauft hätte oder gar verfilmt worden wäre.


    Auf der Männlichkeitsebene ist der Film halt problematisch, weil er dieses dämliche 'Männer müssen Versorger und Krieger sein'-Klischee als coolen Action-Film verpackt an 'ne junge Zielgruppe verkauft.


    Aber ich weiß schon, dass Palahniuk anders als Houellebecq auch noch ein anderes Thema hat ;-).

  • Oh, und keine Ahnung ob Chuck das damals wusste oder nicht - Hodenkrebs-Patienten brauchen weder Selbsthilfegruppen noch wachsen denen Titten. Die werden auch nicht irgendwie entmännlicht oder haben Angst vor dem Tod. Die werden geheilt und dann geht es denen gut.