Puddingpackungen und sonstige Probleme

  • Ich denke, es geht weniger um die Forderung nach universellen Moral-Vorstellungen, denen jeder zu entsprechen hat, sondern eher darum, dass man persönlich überhaupt bestimmten Standards folgt und sich nicht einfach "durchs Leben fickt", nur weil es alle anderen vermeintlich auch tun. Insbesondere, wenn man für sich den Anspruch erhebt, sich von der "Lemming-Gesellschaft" in irgendeiner Weise abzuheben.

  • @Dian


    Die Argumentation, dass die Tiere zuerst da waren, ist sicherlich richtig, an dieser Stelle jedoch komplett fehl am Platze. Denn du lebst genauso in einem Haus, das auf einem Landstrich dieser Erde gebaut wurde, auf welchem du gar keinen Anspruch hast. Käme ich also und besetze deine Wohnung, dann würdest du nicht mehr an die ursprünglichen Verhältnisse erinnern, sondern dich auf die jetzigen Verhältnisse berufen. Wenn ich dann auch noch auf dein Bett kacken würde, wäre es endgültig vorbei. Dabei fordere ich im Grunde nur das ein, was du öffentlich ausgerufen hast.


    Man muss bei dieser Hundegeschichte folgendes sehen: klar ist es ein natürliches Bedürfnis seinen Darm zu entleeren, dagegen ist auch absolut nichts zu sagen. Und der Hund kann da auch am allerwenigsten was für. Trotzdem kann es nicht einfach damit legitimiert werden. Eben weil es noch eine Instanz gibt, die sich über den Hund erhoben hat und über diesen herrscht. Also bitte, dann soll man auch seiner Verpflichtung nachkommen. Wenn man etwas tun kann, man verzichtet aber aus purer Bequemlichkeit darauf, dann muss man auch mit dem Echo leben, wenn andere ihrerseits das Recht nach Gutdünken auslegen und Giftköder streuen.


    Das Geldbeispiel mit dem Bestehlen eines Reichen, um es den Armen zu geben, findet in der Wirklichkeit nicht statt. Das war bei Robin Hood vielleicht so, und selbst da streitet man sich noch immer, ob es den wirklich gegeben hat. Schätzungsweise 99 % der Eigentumsdelikte sind eben nicht damit es anderen besser geht. Wenn es so wäre, hätte nicht nur ich eine andere Meinung zu dem Thema, sondern auch die kollektive Betrachtungsweise auf den Begriff "Diebstahl" wäre eine völlig andere.


    Wenn jemand in mich verliebt ist und ich mag ihn nicht, dann druckse ich nicht mit dümmlichen Ausflüchten herum, sondern kommuniziere das offen. Eben genauso, wie ich mir das auch wünschen würde. Wie schlimm wäre es, wenn mir jemand blumige Worte entgegenbringt und etwas davon erzählt, dass er gerade viel um die Ohren hat? Verliebt wie man ist, bietet man vermutlich noch seine Hilfe an, will unterstützend agieren, gewährt viel Zeit und übt sich in Geduld. Wenn nach Monaten dann aber noch immer nichts bei rum kommt und der andere, weil ihm nach seinem Ausredenmarathon jetzt nichts mehr einfällt, sich einfach gar nicht mehr meldet, dann tut das richtig weh. Die vielen Monate, die man sich Hoffnung gemacht hat, hätte man sich sparen können. Umso mehr wird es jetzt schmerzen, weil man im Kopf emotional bereits eine Bindung aufbaute und sein Hirn auf "Geduld, dafür spätere Entlohnung" konditioniert hat.


    Eine klare Ansage wäre hier dienlicher gewesen und es hätte sich niemand in die Sache hineingesteigert. Und mit "klare Ansage" meine ich nicht "du bist hässlich", sondern man kann es schon so rüberbringen, dass der Andere sein Gesicht nicht verliert, aber trotzdem die Botschaft ankommt.

    Dann würdest du wahrscheinlich auch das Kennzeichen von einem Autofahrer notieren und der Polizei überreichen, wenn du beobachtest, dass der ein anderes Auto beschädigt und dann die Flucht ergreift.

    Natürlich. Anders als du, sehe nämlich ich keine Legitimierung einer Fahrerflucht, nur weil sie ein vermeintlich armer Autofahrer tätigt, während ein reicher SUV-Fahrer mit der vollen Härte des Gesetztes bestraft werden soll. Ich meine, was soll das denn? Hast du wirklich schon so sehr die Rechtsauffassung des Kapitalismus verinnerlicht, dass sich ein Richterspruch nach der Dicke des Geldbeute eines Angeklagten orientiert?


    Du als Autofahrer wärst selbst daran interessiert, den Täter deiner total verzogenen Tür ausfindig zu machen. Glaube kaum, dass du aufgrund der nicht erteilten TÜV-Plakette zukünftig Bus und Bahn fahren willst. Zumal der Verursacher noch nicht mal selbst zahlen müsste, das macht ja seine Haftpflichtversicherung für ihn. Eine Meldung ist also absolut legitim. Schon um das Unfallopfer, was nichts dafür kann, nicht sinnlos auf seinem Schaden sitzen zu lassen.


    Es kommt eben NICHT auf den Einzelfall an. Weil du den gar nicht kennen kannst. Was wäre denn z.B. ein nachvollziehbarer Grund, den ich erst durchgrübeln sollte, ehe ich den Hundebesitzer ob seiner nicht beseitigten Schandtat verurteile?
    Und ab wann ist ein Auto eigentlich teuer und der Besitzer damit klar als Bonze identifizierbar? Was ist das überhaupt für eine dämliche Lemminghaltung, dass bestimmte Menschen, auch wenn sie nichts getan haben, gewisse Sachen einfach verdient haben? So wollen afd-Anhänger ja auch Flüchtlingsboote abschießen lassen, weil ihrer Meinung nach diese Menschen das verdient haben. Sie haben ihnen nicht getan, aber man hat halt diese Auffassung.


    Ok, das sind halt Vollidioten. Aber dass solch eine Auffassung auch hier im Forum Zustimmung findet?
    Wo bleibt deine Prüfung des Einzelfalles, ob es sich nicht nur um einen Miet- oder Firmenwagen handelt und der Fahrer jetzt richtig Ärger für den Schaden bekommt, für den er zwar nichts kann, aber er seinem Chef eben auch keinen wahren Täter seines SUV-Schadens nennen kann?
    Auch ich bin schon innerhalb der Familie mit Autos gefahren, die nicht meine waren und die ich mir rein finanziell niemals leisten kann und will. Trotz allem hättest du mir sofort einen fetten Schaden gewünscht, inklusive dem Diebstahl meiner gesamten Wertsachen. Wärst du dann noch Polizist gewesen und ich hätte zufällig einen ACAB-Button an meiner Kleidung getragen, dann wäre meine Anzeige direkt nach Aufgabe im Mülleimer gelandet. Allgemeiner Tenor: Leuten wie mir steht kein Rechtsverfahren zu.

  • Zum Ausgangspost: Ja, es gibt Wichtigeres als das, was auf Pudding-Packungen abgebildet ist. Es gibt aber auch Wichtigeres als die Feststellung, dass es Wichtigeres gibt :P
    Die Verankerung tradierter Rollenbilder an Alltagsbeispielen aufzuzeigen würde ich auch nicht als völlig überflüssig begreifen.


    Davon abgesehen: Folgen wir nicht alle irgendwelche Role Models? Ist der "Freigeist", der sich von nichts und niemandem in seiner Individualität einschränken lässt, etwa etwas anderes? Die Unity-Romane sind ziemlich eindeutig von den Role Models aus asiatischer Pop-Kultur beeinflusst. Überhaupt ist unsere ganze Selbstwahrnehmung als Außenseiter, Freidenker etc. auch ein Ausdruck persönlicher Verklärung bzw Inszenierung. Das ist ok, da es der Natur des Menschen entspricht, sich selbst zu entwerfen bzw zu "verwirklichen". Nur sollten wir vielleicht nicht so tun, als hätten wir eine völlig selbstbestimmte Außenposition außerhalb des gesellschaftlichen Spektakels inne.
    Insofern kann es auch sehr hilfreich sein, diese unbewussten Verstrickungen immer wieder zu hinterfragen, auch wenn es dem Alltagsverstand zuwiderläuft.

    • Offizieller Beitrag

    Hast du wirklich schon so sehr die Rechtsauffassung des Kapitalismus verinnerlicht, dass sich ein Richterspruch nach der Dicke des Geldbeute eines Angeklagten orientiert?

    Die Frage ist eher: Hast du schon so sehr die Rechtsauffassung der Bürgertums verinnerlicht, dass du glaubst, irgendwelche Beamten könnten besser beurteilen als du, was Gerechtigkeit ist, und ob jemand eine bestimmte Strafe verdient hat oder nicht? Vertraust du etwa diesem Justizsystem? Da musst du dir nur mal anschauen, was für Psychopathen teilweise Jura studieren, um zu realisieren, dass das mit Gerechtigkeit mal rein garnix zu tun hat. Ich sage nur, es gibt viele Arschlöcher da draußen... und nur, weil jemand zum Opfer wird, ist er für mich noch lange nicht automatisch jemand, für den ich mich einsetzen würde. Manche haben es verdient, Opfer zu werden. Viele andere nicht. Wenn ein Nazi von Linken am Rand einer Demo zusammengeschlagen wird, würdest du den dann auch als armes Opfer betrachten, auch wenn er ein paar Minuten vorher noch "Ausländer raus!" gebrüllt hat?
    Davon abgesehen erscheint mir die Diskussion mit dir gerade etwas mühsam, weil ich den Eindruck habe, du widersprichst gerade nur um des Widersprechens willen, und in einer anderen Diskussion könntest du ebensogut den exakt gegenläufigen Standpunkt vertreten. ;)

    Zum Ausgangspost: Ja, es gibt Wichtigeres als das, was auf Pudding-Packungen abgebildet ist. Es gibt aber auch Wichtigeres als die Feststellung, dass es Wichtigeres gibt
    Die Verankerung tradierter Rollenbilder an Alltagsbeispielen aufzuzeigen würde ich auch nicht als völlig überflüssig begreifen.

    Ja, natürlich. Manche Dinge kann man nicht oft genug erwähnen.
    Bei der Gender-Debatte sehe ich nur eben auch viel Übertreibung und Verschwörungstheorien. Die Rechten behaupten, dass die Medien bzw. die Regierung bewusst versuchen würden, traditionelle Rollenbilder aus der Gesellschaft herauszuzüchten. Was ich für völligen Schwachsinn halte, weil ja tendenziell eher das Gegenteil passiert und die Medien, Werbung, Kino etc. ziemlich viel dazu beitragen, dass sich so schnell nichts ändert an den althergebrachten Rollenklischees. Siehe auch mein immer wieder gern erwähntes Beispiel vom schwulen Actionhelden, den es einfach nicht gibt, allen angeblichen medialen Umerziehungs-Maßnahmen zum Trotz. Wir haben ja noch nicht mal schwule Fußballer. Also wenn ich Merkel wäre und tatsächlich wollte, dass die Gesellschaft verschwult wird, dann wüsste ich schonmal ganz genau, wo ich ansetzen würde. :D
    Aber davon ist ja nun wirklich nicht viel zu sehen.
    Andererseits glaube ich aber auch nicht, dass die Medien nun absichtlich versuchen würden, die althergebrachten Rollenklischees zu fördern, weil sie wollen, dass sich die Gesellschaft in eine bestimmte Richtung entwickelt, bzw. nicht entwickelt. Letztlich geht es den Medien oder den Werbeschaffenden nur darum, was sich am besten verkauft. Und wenn sich der Pudding besser verkaufen würde, wenn auf der Packung ein schwuler Junge abgebildet wäre, der mit Puppen spielt, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass da auch längst ein schwuler Junge, der mit Puppen spielt, drauf abgebildet wäre. ^^
    Aber es verkauft sich eben nicht. Genauso wenig wie sich schwule Fußballer oder schwule Actionhelden gut verkaufen. Weil die Zielgruppe das einfach nicht will. Und die berechtigte Frage ist eben: Wie kann man die Geisteshaltung der Zielgruppe verändern, ohne dass es so wirkt, als ob man sie umerziehen wollte? Weil eigentlich müsste man sie ja umerziehen, weil ihnen früher als Kind ja auch ein bestimmtes Weltbild anerzogen wurde... aber wenn man solche gutgemeinten "Umerziehungsmaßnahmen" versucht, wirkt das dann immer so von oben verordnet, und wird alleine deshalb schon viele Menschen abschrecken und ihnen wie Propaganda erscheinen. Ähnlich wie die lächerlichen Anti-Rassismus-Botschaften im Fußball, die sowieso nur diejenigen erreichen, die ohnehin schon so denken, aber ganz sicher nicht die Schwachköpfe auf den Rängen, die Affenlaute von sich geben, sobald ein Schwarzer in Ballbesitz ist.

  • Die Frage ist eher: Hast du schon so sehr die Rechtsauffassung der Bürgertums verinnerlicht, dass du glaubst, irgendwelche Beamten könnten besser beurteilen als du, was Gerechtigkeit ist, und ob jemand eine bestimmte Strafe verdient hat oder nicht?

    Welche Optionen der Bestrafung bleiben MIR denn? Im Grunde doch nur wegsehen oder eben nicht wegsehen. Denn ich glaube kaum, dass dein Handeln, wenn es nicht gerade aus wegschauen und legitimieren besteht, wirklich handfesten Hintergrund hat. Das machst du ein paar mal, höchstens. Dann zieht man dich aus dem Verkehr. Eben weil man es nicht so gerne in dieser Gesellschaft hat, wenn man sich des Gewaltmonopols bemächtigt. Daher ist es jetzt leicht, die scheinbar Unfähigkeit der Justiz zu bemängeln, aber letztendlich betreibst du auch keine Guerillatruppe, sondern machst halt überhaupt nichts. Tolle Alternative.


    Daher ja: ich würde den Fahrerflüchtigen anzeigen. Schon damit man auf dem Schaden nicht sitzenbleibt. Denn keine Versicherung zahlt ohne eine Vorgangsnummer.

    Wenn ein Nazi von Linken am Rand einer Demo zusammengeschlagen wird, würdest du den dann auch als armes Opfer betrachten, auch wenn er ein paar Minuten vorher noch "Ausländer raus!" gebrüllt hat?

    Ja. Wenn eine Horde Linker auf einen am Boden liegenden Nazi einschlägt, dann läuft hier etwas falsch. Und dieselben Linken brauchen mir zeitlebens auch nie wieder kommen mit großangelegten Demonstrationen gegen Faschismus oder einem vierten Reich, was dringend verhindert werden soll. Letztendlich handelten sie genauso wie damals die Nazis in Auschwitz.
    Finde es ohnehin dämlich, einen Nazi zusammen zu schlagen. Als ob der danach weniger Nazi sein würde. Das ganze Gegenteil ist der Fall.


    Für mich bleibt es dabei: Moral ist der Schlüssel zu einer besseren Welt. Ist aber halt auch eine Menge Arbeit und man kann eben nicht immer seinen niederen Instinkten oder seinem eigenen Egoismus frönen.
    Das ist dann auch der Grund, wieso es nie so kommen und man eher schief angeguckt wird, wenn man nicht jeder Unsinn lemmingartig mitmacht oder szenetypische Verhaltensweisen übernimmt.

    Davon abgesehen erscheint mir die Diskussion mit dir gerade etwas mühsam, weil ich den Eindruck habe, du widersprichst gerade nur um des Widersprechens willen

    Nein. Dafür ist mir die Sache zu wichtig und die Beiträge zu lang. Ist ja nicht so, dass ich das, was ich denke, nicht hinreichend argumentieren würde. Letztendlich ist die Diskussion schlüssig. Nichts was ich gesagt habe, habe ich irgendwo in einer anderen Diskussion komplett gegenteilig vertreten. Warum auch? Das wäre ja total dämlich.

  • Welche Optionen der Bestrafung bleiben MIR denn? Im Grunde doch nur wegsehen oder eben nicht wegsehen. Denn ich glaube kaum, dass dein Handeln, wenn es nicht gerade aus wegschauen und legitimieren besteht, wirklich handfesten Hintergrund hat. Das machst du ein paar mal, höchstens. Dann zieht man dich aus dem Verkehr. Eben weil man es nicht so gerne in dieser Gesellschaft hat, wenn man sich des Gewaltmonopols bemächtigt. Daher ist es jetzt leicht, die scheinbar Unfähigkeit der Justiz zu bemängeln, aber letztendlich betreibst du auch keine Guerillatruppe, sondern machst halt überhaupt nichts. Tolle Alternative.

    Nun, Selbstjustiz bzw rechtswidrige Gewalt kann ziemlich erfolgreich und praktikabel sein, sonst würde sie nicht bis in moderne Gesellschaften hinein praktiziert werden - und das nicht nur von Subkulturen. In den USA hat man dem Phänomen des "vigilantism" sogar einen eigenen Namen gegeben, auch wenn hiermit zumeist die rechtswidrige Selbstermächtigung des Bürgers eben zum Erhalt der bürgerlichen Normen und Interessen gemeint ist.
    Idealisierte Rechtsstaatlichkeit ist eben das - ein Ideal. Man kann es natürlich anstreben, aber angesichts des instrumentellen Verhältnisses hierzu, das selbst diejenigen zeigen, die es eigentlich vertreten und verteidigen sollten (sprich Politik, Justiz und Polizei), fällt es mir schwer, nicht ebenso pragmatisch bzw "zynisch" (sorry daryus ;)) an die Sache heranzugehen.

    • Offizieller Beitrag

    Für mich bleibt es dabei: Moral ist der Schlüssel zu einer besseren Welt.

    Die Frage ist halt nur: Wessen Moral?
    Deine? Meine? Die der Christen? Die der Moslems? Die von einem überzeugten Veganer? Die der bürgerlichen Mitte? Oder die eines radikalen White-Power-Aktivisten?
    Sehr viel Unrecht, das in der Vergangenheit geschehen ist, ist von Menschen begangen worden, die durch und durch von ihren moralischen Ansichten überzeugt waren. Man kann jetzt darüber streiten, wer insgesamt gesehen mehr Unheil angerichtet hat: Egoistische Triebtäter, die jede Moral ablehnen... oder Menschen, die fest davon überzeugt waren, dass ihre Moralvorstellungen der Schlüssel zu einer besseren Welt sind? ;)
    Damit will ich jetzt nicht deine Ansichten schlechtreden oder zu unmoralischem Verhalten aufrufen.
    Es ging mir lediglich darum, aufzuzeigen, dass es eben schon etwas komplizierter ist, weil es leider meistens nicht die eine richtige Moral gibt... sondern dass es eben oft auch wie schon erwähnt, Ansichtssache ist, ob ich jetzt die auf dem Bürgersteig liegende Hundekot für das größere Verbrechen halte, oder das Erbauen einer Stadt, in der Tiere, Kinder und Natur keinen Platz mehr haben.
    Ok, das mit der Hundekot ist vielleicht auch ein blödes Beispiel. Aber ich hab ja nicht damit angefangen. :D

  • Die Frage ist halt nur: Wessen Moral?

    Es sollte halt ein Konsens herrschen, was ein allgemeines Moralverständnis betrifft. Haben wir ja jetzt auch schon. Man weiß, dass man nicht nackt auf die Straße geht, niemanden etwas grundlos wegnimmt oder aus Rücksichtnahme nicht in einer Bibliothek laut herumgrölt. Das sollte man dann doch auch übertragen können auf den Hundekot seines Vierbeiners, in den man niemanden hineinlaufen lassen möchte. So wie man gleichermaßen auch erwartet, dass seinem Vierbeiner niemand nachstellt.


    Moral der Vernunft. Nicht mehr und nicht weniger. Vor allem eine differenzierte Sichtweise kann dabei helfen. Ich zum Beispiel kann für verschiedenste Standpunkte Partei ergreifen (worauf vermutlich auch die Auffassung deines Kommentars beruhte). Aber so sollte es halt sein. Nur weil mir Punks durchaus sympathisch sind, muss ich nicht das Tragen ihrer Uniform und ihrer Gleichheitsfrisuren gutheißen, geschweige denn ihren gemeinschaftlichen Hass auf die Polizei. In einem Polizeistaat möchte ich dennoch nicht leben, eher diesen abschaffen. Ich weiß aber, dass das nicht geht, weil dann über Nacht die ganzen Idioten die Macht an sich reißen. Dabei mag ich Anarchie, will sie aber nicht haben, weil sie aus genannten Gründen nicht funktioniert.
    Kirchen sind Dreck und ich betrete sie nicht, schön anzusehen sind die Gebäude dennoch. Sie also weiter zu erhalten, begrüße ich sehr.


    Für mich ist es halt die viel größere Freiheit, je nach Situation eine gute Entscheidung zu treffen oder das zumindest zu versuchen. Würden es alle so machen, entstünden gar nicht erst solche verbohrten Sichtweisen, wie sie die heutigen Nazis vertreten. Die haben ja im Grunde nur alte Leitbilder übernommen, sich aber nie selbst Gedanken gemacht. Ist bei der Kirche nichts anderes. Wären nicht alle so verbohrt und würden stattdessen mal über ihren Tellerrand blicken, ließen sich auch Kompromisse finden, mit denen jeder glücklich werden kann.
    Aber automatisch Pro-Hund zu sein, nur weil man einen hat, aber vorher auch Hundekot widerlich fand, ist genauso dämlich wie Pro-Auto als Autofahrer oder Anti-Polizei zu sein, weil es das eigene Umfeld so erwartet.

  • @ Unmensch


    Ich würde meinen Arsch für verwetten, dass du genauso handeln würdest, wenn da gewisse emotionale Regungen dich ansprechen würden. Der Mensch ist nunmal so geartet, dass er auf Emotionen besonders reagiert. Wenn dein eigener Hund oder der von einem bekannten durch vergiftetets Fleisch oder was weiß ich für welche abartigen Spielchen das Zeitige gesegnet hätte, dann würdest du darüber garantiert auch anders denken. Sicherlich ist Auge um Auge und Zahn um Zahn kein Modell, welches Schule machen sollte. Aber man kann seine Emotionen halt oftmals nicht unterdrücken. Wenn mir jemand meinen Hund so um das Dasein bringen würde, ich wüsste nicht, wie ich reagieren würde. Einen neuen Hund besorgen und diesen beliebig Exkremente verteilen lassen wäre für mich nicht vorstellbar. Ich glaube, ich würde zeitnah Amok laufen. Diese Situation legt einfach einen Schalter um, und dann ist alles egal.


    Ich bin mir auch nicht sicher, ob es hier den Hundehasser nur um die Hinterlassenschaften der Hunde geht. Ich habe keine Ahnung, warum Menschen zu solchen Verhalten kommen, aber eigenlich sieht es hier bei uns in der Umgebung immer sehr sehr sauber aus. Ich habe noch nie einen Scheisshaufen hier entdeckt, und ich habe das mit der Nichtentfernung von Pelzigs Exkrementen auch erst angefangen, als sich die Meldungen von Giftködern, Fleischbällchen mit Nägeln und vergifteten Fleisch gehäuft haben. Dann kamen auf einen Schlag 2 Meldungen direkt aus meiner Straße und dann hatte ich echt die Schnauze voll. Ich kenne meinen Hund, Lapradore sind sehr verfressene Viecher, die an allem herumschnüffeln müssen und die gerne auch alles runterschlingen, was auch nur irgendwie essbar ist. Ich gebe dir Recht, dass das von mir mittlerweile eine vollkommene Trotzhaltung ist. Unter normalen und vernünftigen Gesichtspunkten würde ich dir ja auch Recht geben, emotional zu aufgeladen. Wahrscheinlich spielt da auch noch mit rein, dass ich unterbewusst die Geschichte des Fleisch vergiftens mit den 20fachen Tiermorden aus Jena verbinde. Als ein Typ mit Machete und Armbrust über ein Jahr lang sein Unwesen getrieben hat. Das geht mir halt auch nicht aus dem Kopf raus. Wenn ich rational so über die Sache nachdenke, komme ich zu einer anderen Schlussfolgerung. Aber am Ende gönne ich es den Deppen, die Hunde vergiften, in einen Haufen zu treten. Sicherlich sind es aber meist die Leute, die in den Haufen treten, die vollkommen unbeteiligt sind.

  • @mi san thrope


    Ich habe es nie in Abrede gestellt, dass es sehr schlimm sein muss, wenn der eigene Hund durch einen Giftköder krank wird, geschweige denn davon stirbt. Jede Hassentwicklung ist hier verständlich.


    Weniger verstehen kann ich deine Haltung, ab dem Tag, als sich die Giftköder häuften, fortan nicht mehr die Extremente deines Hundes beseitigen zu wollen. Als dann kurz darauf die Giftköder auch in deine Straßen kamen, hast du noch immer nicht eins und eins zusammengezählt.
    Weiß nicht, ob das wirklich so durchdacht ist, die Gesundheit deines Hundes in Kauf zu nehmen bzw. es Schaden zu provozieren, nur weil du dir wünschst, dass der Täter in einen deiner Haufen tritt.
    Fragt sich halt, wer am Ende den größeren Schaden zu beklagen hat. Er seinen Schuh oder du deinen Hund.