Gibt es objektive Berichterstattung / vertrauenswürdige Medien?

  • Nun, dann wundert es mich etwas, dass du als Beispiel für die These, dass dort "einige beschissene Dinge" passieren und "haufenweise Idioten in der Linken herumlaufen" einen Vorfall nennst, der nun nachweislich von Nazis begangen wurde, was man eigentlich auch weiß,wenn man die Regionalzeitung liest. Wobei die angegriffene Wohnung des CDU-Typen nicht mal in Connewitz liegt.

    Ob nun Connewitz oder Südvorstadt macht hier keinen Unterschied. Die beiden Stadtteile liegen direkt nebeneinander und der Übergang ist fließend. Nicht nur territorial, sondern auch was die Bewohnerstruktur betrifft.


    Ansonsten finde ich es etwas merkwürdig, dass du jetzt bezüglich des Prozessausganges auf eine Regionalzeitung verweist, kürzlich aber noch deren Befangenheit und ihr spießbürgerliches Metier angekreidet hast. Also sowohl LVZ, als auch den Spiegel.
    Ich habe jedenfalls bereits in meinem letzten Beitrag ausgeführt, dass ich tägliche Medienanalyse für überholt halte. Sieh mir daher nach, dass ich nicht über jede Naziaktion oder Heidi Klums neueste Modesünden vollends informiert bin.

    Wir leben in einer Zeit überbordender Informationsflut bei einem gleichzeitigen fatalen Mangel an Medienkompetenz bzw fehlenden Bewusstsein für die eigene ideologische Befangenheit.

    Dem stimme ich zu. Für mich kann ich jedoch nur wiederholen, dass ich versuche, mich hier nicht lenken zu lassen. Weil ich gar keine oder nur sehr wenige Medien konsumiere, und bei jenen, bei denen ich es mache, eine vorgefertigte Richtung meide. Und ja, ich bleibe dabei, dass Spiegel TV keine bewusste Fährte streuen wollte. Dass die das, was eineinhalb Jahre später das Gericht geurteilt hat, zum Zeitpunkt des Beitrages nicht schon wussten, kannst du ihnen unmöglich als Fehler ankreiden. Auch du hast es zu dem Zeitpunkt noch nicht gewusst.
    Daher bleibe ich weiterhin dabei, dass der Spiegel per se kein eisernes Meinungsbild abdeckt; zumindest keines von höherer Instanz angeordnetes. Dass Reporter auch nur Menschen sind und unwillkürlich Eindrücke entstehen können, sollte jedem klar sein. Ganz genauso wie die Tatsache, dass ein journalistisch ausgewogener Bericht noch mal gewaltig die Richtung ändern kann, je nach Schnitt und textlicher Nachvertonung. Oft reicht es bereits, wenn von brutal vergewaltigenden Flüchtlingshorden berichtet wird, und in der danach laufenden Werbeunterbrechung sieht man einen Aufruf zum Spenden für Flüchtlingshilfe oder Seenotrettung. Was hier bei vielen die erste Assoziation ist, dürfte klar sein.

    Nun, diese Disskussion entwickelt sich schneller, als ich hinterher komme ! oO

    Vielleicht wäre es eine Idee, diese Diskussion auszugliedern und die betreffenden Beiträge zum Thema Medienkunde in ein eigenen Thread zu packen.

    Wenn jemand die Verlinkung gewisser Medien als Werbung oder Akzeptanz dieser ansieht, ist das nicht mein Problem.

    Diese Haltung kenne ich sonst eher von irgendwelchen Nazis. Die haben nur ihre Sicht und ihre Quellen und sie erklären es dann zu ihrer Nichtzuständigkeit, wenn die Leute ein Problem mit PI-News haben. Immerhin gäbe es die einzig wahre Wahrheit dort und jeder ist selbst schuld, der sie nicht sehen will.
    Kein Zweifel, ob die Wahrheit wirklich Wahrheit ist. Kein Zweifel, ob man vielleicht im Unrecht liegt - und schon gar keine Diskussion drüber. Dabei hat ein Blick durch Scheuklappen jetzt nicht allzu viel mit Wahrhaftigkeit zu tun oder gar der Fähigkeit reflektiert Dinge zu beurteilen.


    Ursprünglich war meine Bezugnahme zu deiner Verlinkung auch kein entsetztes Aufschrecken und ein herunterbeten vom neuen Testament, inklusive der Offenbarung all deiner Sünden, sondern lediglich die Nachfrage, ob der Laden ernsthaft zu deinen täglichen Informationsquellen zählt. Denn meist ist das so, wenn Leute etwas verlinken. Und wenn dem wirklich so gewesen wäre, hätte das meinen Blick auf dich geändert. Letztendlich wäre das unwillkürlich geschehen, aber es wäre passiert. Daher vorher immer noch mal die Nachfrage.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe eure Diskussion mit Interesse verfolgt, glaube aber nicht, dass es eine komplett objektive Berichterstattung überhaupt geben kann.
    Die meisten Journalisten sind schließlich ihrem Arbeitgeber gegenüber verpflichtet, der wiederum ein Interesse daran hat, es sich mit der Zielgruppe nicht zu verscherzen. Und selbst die freien Journalisten, die unabhängig sind und aus rein idealistischen Gründen über eine Sache berichten, tun dies in der Regel ja nicht objektiv, sondern um auf bestimmte Dinge aufmerksam zu machen, die ihnen wichtig sind, bzw. weil sie mit einer bestimmten Gruppe von Menschen sympathisieren und deren Anliegen ins Licht der Öffentlichkeit bringen wollen.
    Also was ist überhaupt noch objektiv?
    Objektiv sind höchstens noch Zahlen und Statistiken... aber selbst die sind ja üblicherweise von Menschen erstellt worden, die eine bestimmte Aussageabsicht damit verfolgen, etwa bei der Arbeitslosenquote oder der Kriminalitätsstatistik. Und bereits, wenn ich diese einfach nur nüchtern wiedergebe, mache ich mich zum Vasallen der Politiker, die diese Statistiken veröffentlichen (und in der Regel auch gefälscht bzw. geschönt haben)


    Man sollte sich besser bewusstmachen, dass in dieser Welt da draußen JEDER, der dir irgendwas umsonst anbietet oder dir etwas verkaufen möchte, sein eigenes Süppchen kocht und seine eigenen Interessen verfolgt. Darin unterscheidet sich Russia Today auch nicht vom Spiegel oder von irgendeiner Antifa-Zeitschrift.
    Es sind alles Filterblasen, deren Größe und Durchlässigkeit natürlich variieren können, je nach Geschmack und Toleranz der jeweiligen Zielgruppe. Von daher denke ich schon, dass der Spiegel ein etwas größeres Spektrum an politischen Meinungen abbildet als irgendwas von ganz rechts oder ganz links außen... einfach, weil man eine breitgefächerte Zielgruppe hat, und weil diese Zielgruppe vielleicht auch in der Schule gelernt hat, Andersdenkende ausreden zu lassen, und dass man manche Sachverhalte durchaus von verschiedenen Seiten betrachten kann. ;)
    Andererseits sind die Leute beim Spiegel aber natürlich auch keine Berufsrevolutionäre, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, jedes Unrecht der Welt aufzudecken oder den Staatsapparat als solches zu hinterfragen. Das sollte man sich eben beim Lesen auch klarmachen. Ich erwarte vom Spiegel keine Objektivität, wenn er beispielsweise über Rockerbanden berichtet, über die Mafia, über Salafisten oder über Anarchisten (und vermutlich auch nicht beim Thema Nazis)
    Tendenziell wird in einem bürgerlichen Medium wie dem Spiegel, auch wenn er noch so sehr einen auf seriös und überparteilich macht, das bürgerliche Leben immer der Idealzustand sein, und das Verständnis für Randgruppen ist, wenn überhaupt, dann nur oberflächlich vorhanden oder geheuchelt. Oder würde man dort einen Beitrag lesen können, in dem beispielsweise ein Mafia-Mitglied, ein Reichsbürger oder ein Salafist seinen Lebensalltag und sein Weltbild schildert, ohne dass dann im nächsten Absatz gleich noch ein moralisch wertender Journalist mit erhobenem Zeigefinger diese Darstellungen kommentiert und explizit darauf hinweist, dass er sich von den in diesem Artikel gemachten Äußerungen ausdrücklich distanziert?
    Eben. Sowas wäre undenkbar. Wäre auch gar nicht möglich, weil dann ein dermaßen großer Shitstorm über das Magazin hereinbrechen würde, von Frauenrechtlern, Opferverbänden etc., dass sie am Ende selbst von den anderen Medien hingerichtet und gefressen werden würden. Also bei bestimmten Themen sollte man auch dem Spiegel nicht vertrauen, weil die genauso nach den Regeln des Business bzw. des Systems spielen müssen wie alle anderen auch.

  • @daryus:


    Die Diskussion war doch nett. Lange nicht so einen lebhaften Thread gehabt. Und letztendlich bleibt immer auch etwas hängen - selbst die Argumente der Gegenseite. Und wenn nur einer sich später darauf besinnt, wenn er das nächste Mal eine Verlinkung aus dubiosen Quellen erhält, dann war die Diskussion nicht umsonst. Aber das war sie auch so nicht. Unser aller Medienkompetenz wurde in dieser kleinen Fernschulung geschärft, außerdem saß man nett beisammen und konnte etwas schwarzmalen oder eben differenzieren. Jeder ganz nach seiner Fasson!

  • Aus Zeitmangel nur kurz. Wer sich die Titelbilder des Spiegels der letzten Jahre anschaut, der weiß genau, welche Feindbilder hier im politisch gesellschaftlichem Sinne aufggebaut werden sollen. Auf der einen Seite ist es Putin und Russland, auf der anderen Seite ist es der Islam. Der Spiegel, sowie SpiegelTV und SPON sind alles Unternehmenssparten eines Konzernes, der Rudolph Augstein GmbH. Diese ist zu mehr als 50 Prozent im Besitz der Mitglieder des Spiegelkonzern, der Kommanditgesellschaft Spiegel Mitarbeiter, der Erbengemeinschaft Rudolph Augstein, aber auch zu 25% dem Verlag Gruner+Jahr eigen, der zu 100% Bertelsmann gehört. Bertelsmann gehören alle Sender der RTL Gruppe. Bertelsmann hat die Gesetze um Hartz4 geschrieben und ist im Besitz einer der reichsten deutschen Unternehmerinnen, namentlich Liz Mohn. Das die HighSociety der Superreichen in Deutschland keine Interessen vertreten würde, ist wohl absolut nicht anzunehmen. Von daher ist es wohl nicht von der Hand zu weisen, dem Spiegel eine gewisse subjektive Willensbildung zu unterstellen. Es gibt keine Medien ohne Propaganda. Das einzige, worüber man streiten kann, ist die Stärke und der Grad des Auftretens dieser, sowie das Maß der Subtilität.

  • @mi san thrope:


    Vielleicht machst du so eine stammbaumartige Aufgliederung auch noch für RTdeutsch. Nur der Vollständigkeit halber.

  • Darum geht es nicht, ich bin mir bewusst, dass Russia Today vollkommen im Sinne der russischen Regierung handelt. Alles andere Handeln eines Staatsmediums wäre auch
    vollkommen sinnlos. Es ging darum, dass du meintest, dass private Medien keine Propaganda verbreiten würden.


    "Welche Informationsplattform kannst du mir empfehlen, die absolut keine Propaganda veröffentlicht ? < > Grundsätzlich erst mal all jene, die nicht staatsgelenkt sind."

  • Das Zitat von John Swinton aus meinem frühreren Kommentar würden wohl viele Journalisten auch heutzutage noch genauso unterschreiben. Da bin ich mir absolut sicher ! Liegt das nun daran, weil sie sich im postfaktischen Zeitalter bewegen, oder weil sie vielleicht die Zusammenhänge in dieser Branche erkannt haben ?
    Am Ende ist der Beruf des Journalisten genau wie jeder andere. Er ist abhängig von seinem Arbeitgeber und muss mit seinem Verdienst seinen Lebensunterhalt bestreiten.
    Da bleibt kein großer Raum für heldenhafte Berichte.

  • @ Unmensch


    Wenn es darum ginge, das Medium nach der politischen Gesinnung und Intelligenz des Auditoriums und der Leserschaft zu wählen, dann würde ich höchstwahrscheinlich
    dem Spiegel den Vortritt gegenüber RT geben. Ich habe selten krassere Kommentare in Bezug auf Rassismus und Dummheit gesehen, als es bei RT der Fall war. Da mich aber andere Menschen meist nicht interessieren, ist auch die Wahl ihrer Informationsaufnahme völlig irrelevant für mich. Mann könnte nun meinen, dass die Konsumenten des Medium einen gewissen Grad an Auskunft über dieses geben, aber da bin ich anderer Meinung. Dian konnte auch nichts dafür, dass sich oftmals auch rechte Pappnasen für seine Werke und Schriften interessierten.

  • Hier mal nur ein Beispiel, wie Fakenews in den öffentlich rechtlichen Medien von der DPA oder Reuters übernommen und danach im TV ungefiltert wiedergegeben werden.
    ( Es ist die Frage, ob dieses Video überhaupt von einer Nachrichtenagentur gekommen ist, oder ob es den Sendern von einer externen Quelle zugespielt wurde).
    Ob die Sender dies nun wissentlich oder unwissentlich Taten ist fast egal. In beiden Fällen ist es haarstreubend schlechte journalistische Arbeit. Das ist Propaganda vom heftigsten Kaliber. Und um nun dem Vorwurf der einseitigen Kritik vorzubeugen. Sicherlich gibt es auch genügend Fakenews von RT, CCTV oder dergleichen. Sie nehmen sich da alle nix. Ich bin der festen Überzeugung. Das es egal ist, ob ein Medium in privaten oder staatshänden ist. Bei beiden kann man sicher sein, dass sie einer Zensur unterliegen und Propaganda betreiben. Dass nun aber die privaten westlichen Medien immer wieder die Freiheit der Presse beteuern und ihre komplette Unabhängigkeit, ist eine große Lachnummer. Eine Presse kann nur dann frei sein, wenn sie von ihren Besitzern unabhängig ist. Dies würde vielleicht durch Crowdfunding möglich sein aber selbst da stellen sich mir gewisse Interessenskonflikte.


    5 Mal editiert, zuletzt von mi san thrope () aus folgendem Grund: YOUTUBE LÖSCHT IMMER GERNE UNANGENEHME BERICHTE -- ABER WAS EINMAL ONLINE WAR

  • Sicherlich lässt sich der Beitrag von 2014 auch fälschen indem man einfach eine falsche Tonspur über die Aufnahmen von 2013 drunter legt, aber dann wäre dieser nicht schon 2013 auf Youtube zu finden gewesen. Mittlerweile sind komischerweise fast alle Filmaufnahmen von diesem Crash auf Youtube verschwunden. Hier habe ich noch einen kurzen Ausschnitt gefunden, der die gleichen Aufnahmen, wie plötzlich ein Jahr später in der Ukraine zeigt !


    Einmal editiert, zuletzt von mi san thrope ()