Schlechte Psychiatrie-Erfahrung

    • Offizieller Beitrag

    Das ist ja wirklich schön kreativ gebündelte Wut, wie sie sicher zur Selbsttherapie ganz sinnvoll sein kann...
    ich hoffe nur, du hast diese Briefe nicht ernsthaft abgeschickt an irgendwelche Amtsleute oder Psychologen?
    Alles, was über Standard-Floskeln und devote Höflichkeit hinausgeht, wie sie üblicherweise von "normalen" Menschen bei der Kommunikation mit Behörden benutzt wird, wird dich nämlich grundsätzlich schonmal verdächtig erscheinen lassen, dass bei dir im Kopf irgendwas nicht stimmt. Ich weiß, du willst denen nur klarmachen, dass dir Unrecht geschehen ist, und du benutzt eine krasse Sprache, damit sie deine krasse Angepisstheit besser nachvollziehen können... aber gerade, wenn man eh schon bei denen auf dem Radar ist und misstrauisch beobachtet wird, sollte man da extrem vorsichtig sein.


    Auch, was die Sache mit dem Betrug angeht... so ganz hab ich das jetzt nicht kapiert... aber irgendwer scheint dich ja in der Vergangenheit ordentlich abgezockt zu haben.
    Ist das jetzt so ein Michael Kohlhaas-Ding, nach dem Motto: „Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe auch die Welt daran zugrunde!“?
    Ist es dir nicht möglich, die ganze Sache einfach zu vergessen, es gut sein zu lassen, keine Behörden mehr zu kontaktieren, einfach mit diesem Kapitel abzuschließen, es als schmerzhafte Lektion zu betrachten, und dann von jetzt an nur noch nach vorne zu schauen und nicht mehr zurück?
    Es steht mir ja nicht zu, darüber zu urteilen, weil ich die ganzen Hintergründe sowieso nicht kenne. Aber wenn du das hier postest, gehe ich davon aus, dass du auch an der Meinung anderer User interessiert bist. Und meine Meinung dazu ist nunmal, dass das zu nichts Gutem führen wird, und dass du vermutlich schon viel zu viel Energie und Lebenszeit dafür aufgewendet hast, solche Kampfschriften zu verfassen. ;)
    Vielleicht muss man manchmal einfach aufgeben, um wieder frei atmen zu können.


  • It was just like Sonny said it would be
    Nobody cares, nobody cares


    Völlig reguläre Zwangseinweisung
    Schutz vor dir selbst
    Angst verwalten
    Hunger stillen mit bunten Pillen
    Fünf-Punkt fixiert
    Dran verzweifeln
    Du hast den Witz nicht kapiert
    Du wirst diszipliniert
    Depression oder Manie oder Schizophrenie
    Keinen blassen Schimmer
    Irgendwas passt immer
    Sie machen es schlimmer
    Des ist der Deal
    Medikamentenausgabe
    Der menschliche Makel
    Jeden Tag auf ein Ende warten
    Du machst die Fresse nicht auf
    Man gönnt dir Intravenös
    Sie hängen am Leben weil sie Hemmungen haben
    Lass es wechselwirken
    Beginn zu schweben
    Finster und klebrig
    Der Sinn eines Lebens
    Liegt vor allem in dessen Abschluss
    Die Erinnerung gibt dir einen guten Kuss


    Lange Flure
    Anfang suchen
    Ende finden
    SSRI
    Weiße Wände
    Keine Menschen
    Ängste binden
    SSRI
    Schmerzen lindern
    Wert verringern
    Bittere Not
    SSRI
    Wenn es Heilung nicht ist
    Ist es der Tod
    SSRI


    4 48, Sarah Kane, Sylvia Plath
    Insane in the brain
    Da ist kein Kuckucksnest zum drüber fliegen
    Überwachen, strafen, übertrieben
    2017 wo nichts mehr schockt
    (Wir jagen ihnen etwas Strom durch den Kopf)
    Welche Realität darf es denn sein
    Der Kittel ist weiß und die Frage zu klein
    Was ist die Alternative zur Psychiatrie?
    Der Aufenthaltsraum wird hübsch dekoriert
    Wir basteln uns ein Männchen aus Kastanien
    Der Mensch kann die Menschen kaum ertragen
    (Wie kommt man an Pillen wenn man mehr will
    Heute wär ein guter Tag zum sterben)
    Sie wissen von nichts denn ich hab es geleugnet
    Adieu, Einsamkeit unter Hunderten Leuten


    Lange Flure
    Anfang suchen
    Ende finden
    SSRI
    Weiße Wände
    Keine Menschen
    Ängste binden
    SSRI
    Schmerzen lindern
    Wert verringern
    Bittere Not
    SSRI
    Wenn es Heilung nicht ist
    Ist es der Tod
    SSRI


    Mensch kaputt
    Leistet nichts
    Mensch kaputt
    Leistet nichts
    Mensch kaputt
    Leistet nichts
    Mensch kaputt
    Leistet nichts


    Lange Flure
    Anfang suchen
    Ende finden
    SSRI
    Weiße Wände
    Keine Menschen
    Ängste binden
    SSRI
    Schmerzen lindern
    Wert verringern
    Bittere Not
    SSRI
    Wenn es Heilung nicht ist
    Ist es der Tod
    SSRI


    Lange Flure
    Anfang suchen
    Ende finden
    SSRI
    Weiße Wände
    Keine Menschen
    Ängste binden
    SSRI
    Schmerzen lindern
    Wert verringern
    Bittere Not
    SSRI
    Wenn es Heilung nicht ist
    Ist es der Tod
    SSRI

  • Ich kam mal in so eine Situation, wo ich einfach nicht mehr weiter wusste. Ich kam mit dem Problem, nämlich eine Trennung, nicht zurecht. Also bin ich, als ich gemerkt habe, das es nicht mehr weiter geht, zu einem Arzt. Der hat mir dann einmal Pillen gegeben und dann zu einem Therapeuten geschickt. Ja, es war nicht so schlimm, das ich wo hin musste, aber für mich war das damals doch ziemlich gravierend, weil ich bisher noch nie in so einer Lage war.
    Normalerweise bin ich auch nicht der Mensch, der sofort auf Medikamente geht, auch glaube ich nicht, das mir die wirklich so helfen, wie ich mir das immer denke. Und doch hat es mir auf eine gewisse Weise eine Pause geschaffen. Eine Pause, die ich einfach gebraucht habe. Bei dem Therapeuten sah es dann anders aus, aber das hab ich in einem anderen Thread schon geschrieben, das ich davon nicht wirklich was halte. Aber ich kann darauf genauer eingehen.


    Ich wollte einfach Hilfe haben, um die Trennung zu beheben, bzw. zu verstehen, warum diese Person mit mir Schluss gemacht hatte. Aber auf diese Problem ist die Dame gar nicht eingegangen, sondern hat eher versucht, mich zu ändern. Dazu muss ich sagen, das ich bei ihre einmal die Woche einen Termin hatte, der nach ihrer Mittagspause um 14 Uhr war. Das heißt, das war ganz ok, weil ich das ganz bequem geschafft hatte, diesen Termin einzuhalten. Aber sie hingegen hatte es nicht für möglich gehalten, wirklich einmal richtig da zu sein, so das wir genau 14 Uhr anfangen konnten, meist wurde es 5, 10 oder gar sogar 15 Minuten zu spät, bevor in die putte kam. Aber sie hat dann nie meinen Termin länger gemacht, sondern nur so, das sie dann weiter normal machen konnte, ohne sich selber zu verzögern. Ich war ihr nicht wichtig genug. Zusätzlich, als ich mal meinen Sohn mit nehmen musste, meinte sie, das es nicht so gut wäre und im Moment wäre ich doch die Person, um die es ginge, und das zähle ... kaum hatte sie das gesagt, klingelte das Telefon und sie ging dran, als wäre ich nicht da. Das hat mir alles schon nicht gefallen, aber der Gipfel war dann, als wir auf meine Hobbies gingen. Keines davon war in ihren Augen wirklich gut. Als ich dann sogar gesagt hatte, ich würde sehr vieles per Internet machen, war für sie alles klar. Das phöse phöse phöse Internet ist schuld, ich wäre abhängig und jetzt wäre ja alles klar ... egal, was ich danach oder davor gesagt hatte, wurde in dem Moment vergessen, weil ja das phöse Internet ja schuld war. Das heißt, meine Chatleute, meine FB leute, meine Leute, die ich dadurch auch real treffe, telefoniere und die gleichen Hobbies habe, sind alle nicht da .... gibt es nicht, sind nicht real und so weiter ... Sie verschloss sich so sehr davor, dabei war sie selber genauso abhängig, weil sie es nicht geschafft hatte, meinen Termin pünktlich wahr zu nehmen, da ihr das Skypen mit ihrem Freund wichtiger war, als die Arbeit ... oder, was sie sonst so im Internet gemacht hatte. Ich bin nach dem Termin raus .... und hab alle anderen Termin sofort abgesagt ... hab das beendet, weil ich gemerkt hatte, das nicht ich das Problem war sondern sie selber. Das sie mir nicht helfen wollte und auch nicht konnte.
    Ich habe festgestellt, das mir die angeblich nicht realen Leute aus dem Internet mehr helfen konnten, als eine reale Therapeutin, die nichts in der Birne hatte ...
    Deshalb hole ich mir liebe Input aus dem Internet von fremden Personen, die ihre Ansichten hatten, als von einer Person, die nichts kapiert hatte und im alten Stil noch war ...

  • Kurze Psychiatererfahrungen:


    Meine erste Psychiaterin bekam ich nach meiner Psychose vor ca. 6 Jahren. Zu dem Zeitpunkt war ich leicht beeinflussbar und hab einfach das gemacht, was die sagte. Medikamentendosis erhöhen? Kein Problem! Mal davon probieren? Gerne doch.
    Mal 'ne Tagesstätte besuchen? Was solls.
    War ein bisschen wie ein leeres Gefäß, das sie nach ihren Vorstellungen befüllen konnte.
    Sie sagte stets, ich ess zu viel Fleisch (irgendein Wert von mir war angeblich zu hoch). Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie Vegetarierin ist.


    Nun gut, die ist jetzt in Rente und jetzt hab ich eine Neue. Merke aber, wie ich immer weniger "gut gemeinte" Ratschläge annehmen möchte. Ich komm mir quasi befüllt genug vor. :D
    Als ich ihr neulich erzählte, dass ich nicht mehr in dieser Werkstatt f. psychisch Erkrankte arbeiten will, schlug sie vor, solange dortzubleiben, bis ich was Neues gefunden hätte. Wollte aber sofort da weg. Sie hatte die Befürchtung, dass es mir, wenn ich eine Zeit lang zuhause bin, ich wieder kirre werde. Aber sie hat falsch gedacht, mir gehts eigentlich richtig entspannt gerade.
    Den letzten Termin hab ich dann sausen lassen, weil ich auch immer mehr das Gefühl kriege, selbst zu wissen, was mir eigentlich guttut.


    Also ich denke schon, dass Psychiater durchaus eine Hilfe in bestimmten Lebenssituationen sein können. Aber halt nur so lange, bis man wieder nen klaren Kopf hat. Zumindest hab ich das Gefühl bei mir.

  • Die letzten Schilderungen von Tina-chan und Celdur bestätigen nur meine bisherige Auffassung: Psychologen/Therapeuten/Sozialarbeiten sind keine Übermenschen, sondern ziemlich normal (und das meine ich im sehr negativen Sinne). Sicher wird es auch Menschen geben, die es als Berufung leben und das nötige Know-How mitbringen. Bei den Meisten ist es jedoch nur ein Beruf, in den sie halt so rein geraten sind. Manchmal aus Zufall, manchmal aus der Selbstüberschätzung heraus, dass sie darin sehr gut sind. Und damit nimmt das Schicksal dann schon seinen Lauf. Man hat eine gewisse Macht und thront erhöht über Andere, die allwöchentlich um zu eine Audienz bitten und sogar noch Geld mitbringen, damit sie angehört werden und sich Weisungen unterwerfen.
    In einer vernünftigen Gesellschaft würden diese Aufgaben gute Freunde übernehmen. Aber in einer vernünftigen Gesellschaft bräuchte es diesen Berufsstand wohl gar nicht erst.
    Ich jedenfalls habe privat schon Sozialpädagogen und Psychologen erlebt, die so dermaßen wenig Empathie besaßen, dafür nicht selten aber einen großen Knacks hatten, dass es fast schon eine Gefahr darstellt, diesen Menschen überhaupt Macht über Andere zu gewähren.


    Ich bin mir sicher, könnte man schon vorher hinter die Fassade derjenigen blicken, denen man sich da so frei heraus anvertraut, man würde es sich noch einmal gründlich überlegen.

    • Offizieller Beitrag

    Zum Thema Tabletten: Die sind selten als Lösung gedacht, sondern als Teil der Behandlung. Es gibt eine Wechselwirkung zwischen unserem Geist oder unserer Seele oder wie ihr das nennen wollt, und der Bio-Chemie in unserem Kopf. Unabhängig davon, wie ein psychisches Problem entstanden ist, verfestigt sich das in unserem Gehirn.
    Man versucht, den Geist behandeln, mit Gesprächs- und Verhaltenstherapie, wo man die Ursachen des Problems erforscht und an Lösungen arbeitet. Aber: um Veränderungen zu bewirken, braucht man immer zwei Dinge; den Willen dazu und Zeit. Da kommen dann Tabletten ins Spiel, die einem kurzfristige Erleichterungen verschaffen sollen; die es einem eventuell auch überhaupt erst ermöglichen, eine "richtige" Therapie in Angriff zu nehmen.
    Allerdings ist das alles nur Theorie und dass das in der Praxis längst nicht immer funktioniert, ist leider selbstverständlich.
    Zudem muss man bedenken, dass sowohl die Pharmakologie, als auch die Psycho-Therapie gerade mal etwa 120 Jahre alt sind. Das steckt also quasi noch in den Kinderschuhen.




    Ich jedenfalls habe privat schon Sozialpädagogen und Psychologen erlebt, die so dermaßen wenig Empathie besaßen, dafür nicht selten aber einen großen Knacks hatten, dass es fast schon eine Gefahr darstellt, diesen Menschen überhaupt Macht über Andere zu gewähren.


    Dass kaputte Leute Psychologie studieren, um sich erstmal zu behandeln, scheint ein zutreffendes Klischee zu sein. Zumindest habe ich die Behauptung schon sehr oft gehört, auch von Psychologen und Psychologie-Studenten. Zynische Sozialpädagogen sind vermutlich eher gescheiterte Idealisten, die der Welt etwas Gutes tun wollten und dann feststellten, dass diese noch viel beschissener ist, als sie sie bisher kannten.
    Wahrscheinlich gibt es in beiden Berufsgruppen viele kompetente Leute. Aber das soziale Berufsfeld ist ja leider allgemein unterbesetzt und überlaufen, weswegen Patienten auch [url=https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Psychotherapie-Langes-Warten-auf-Hilfe,psychotherapie146.html]durchschnittlich 20 Wochen[/quote] auf ihren Therapie-Platz warten müssen.

  • Das ist auch subjektiv. Einer hält den einen für inkompetent, der andere wiederum hält den Inkompetenten für kompetent und für eine gute Hilfe. Und ich stell mir bei dem Ansturm von Patienten es schwer vor, sich wirklich für jeden Einzelnen richtig Zeit zu nehmen und richtig einzufühlen. Sehr schade.


    In der Vergangenheit hab ich sie als eine Art Heilsbringer angesehen, die mir so gut es geht helfen werden. Dafür haben sie diesen Beruf ja gewählt, oder? Jetzt denk ich, das sind einfach normale Menschen die genauso ein problembeladenes System in ihren Synapsen am Laufen haben wie die, die sie behandeln.


    Und wie meinte @Dian mal sinngemäß: der Schlüssel zu unseren Problemen liegt doch meist in uns selber!

    • Offizieller Beitrag

    Das erinnert mich an etwas, was mal jemand im alten Forum verlinkt hat:


    Zitat

    "H.S. Sullivan pflegte jungen Psychiatern zu sagen, wenn sie bei ihm antraten: >>Bitte denken Sie daran, daß beim gegenwärtigen Zustand unserer Gesellschaft der Patient recht hat und Sie falsch liegen." (S. 99)
    "Von einem idealen Aussichtspunkt auf der Erde aus beobachten wir eine Formation Flugzeuge in der Luft. Eine Maschine schert aus der Formation aus. Die ganze Formation aber kann auf falschem Kurs liegen. Die >>aus der Formation<< ausgescherte Maschine kann aus der Sicht der Formation abnormal, falsch oder >>verrückt<< fliegen. Doch die Formation selbst kann vom Standpunkt des idealen Beobachters aus falsch oder verrückt fliegen. Die aus der Formation ausgescherte Maschine kann auch mehr oder weniger aus der Formation vom Kurs abgekommen sein....
    Wenn die Formation selbst vom Kurs abgekommen ist, muß, wer wirklich >>Kurs halten<< will, die Formation verlassen."

    (zitat aus irgendeinem Buch, den Link gibt's hier)


    Ich denke, dass alle Seelen Schaden nehmen, während sie in dieser Welt heranwachsen.
    Es ist geradezu eine unausweichliche Sache: Wer schutzlos und nackt, ohne Wissen, in eine Welt wie diese geworfen wird (wie es ja allen Neugeborenen ergeht), muss zwangsläufig verletzt werden, denn nur durch die immer wiederkehrenden Verletzungen wächst uns eine harte Haut, die zukünftige Verletzungen weniger schmerzhaft erscheinen lässt.
    Wir bauen uns Mauern, igeln uns ein, lernen Masken zu tragen und uns zu verstecken, oder verschließen besonders verletzliche Teile unserer Seele komplett in einem tiefen Verließ, zu dem keiner mehr Zugang hat (oft nicht einmal mehr wir selbst.)
    Und damit meine ich jetzt nicht die sogenannten "psychisch Kranken", sondern ALLE Menschen. Alle Menschen tun das so. Und das Ergebnis sind dann diese langweiligen, vorhersehbaren Zombies, die man dann draußen auf der Straße sieht und die sich stolz "Erwachsene" nennen. Es sind alles Menschen, die einen Teil ihrer selbst aufgegeben haben, um überlebensfähig zu sein.


    Nun gibt es aber Menschen, bei denen diese Überlebensstrategien nicht so greifen, oder die es nicht können oder wollen, irgendeinen Teil von sich selbst aufzugeben. Sie bleiben verletzlich, nackt, im Auge des "normalen" Betrachters psychotisch. Man reicht ihnen Medikamente, damit sie besser klarkommen mit der Welt.
    Aber es macht die Welt nicht besser. Und es macht sie nicht besser. Höchstens funktionstüchtiger.
    Doch das eigentliche Problem wird dadurch nicht behoben. Das Problem ist ja dieser Widerspruch, dass wir Menschen einerseits eine gewisse Naivität und Offenheit brauchen, um wirklich lebendig zu sein und Zugang zu unserer Seele zu haben... dass uns diese Naivität und Offenheit in einer Welt wie dieser aber zum Verhängnis wird, weil wir umgeben sind von kaputten Gestalten, die tausendmal härter und abgefuckter sind als wir. Und das geht in der Regel schon bei den Eltern los. Schon die Eltern (selbst die gutwilligsten) sind üblicherweise schon verfremdet, gebrochen und seelisch entstellt, von dem was sie als Kind erlebt haben, und werden zwangsläufig ihre Verhaltensweisen und Ängste auf die Kinder übertragen. Irgendwann wird das Kind dann versuchen, aus dieser kleinen engstirnigen Welt des Elternhauses zu entkommen, und landet dann unter anderen kaputten Menschen, die ebenfalls schon kaputt gemacht worden sind von ihrem Umfeld. (irgendeine Clique, Freunde oder Beziehungspartner)


    Es gibt auch nicht wirklich einen Ausweg aus diesem Dilemma. In der Theorie bräuchte man reine Menschen, oder zumindest Menschen, die einen sehr großen Teil ihrer negativen Konditionierung und ihrer von der Gesellschaft verursachten Psychosen überwunden haben... Menschen, die zu purer, uneigennütziger Liebe fähig sind und sehr sensibel die Gefühle anderer wahrnehmen...
    Und wenn du dann ein Kind unter solchen Menschen aufwachsen lässt, sollte dieses Kind IN DER THEORIE auf gesunde Art und Weise stark werden... stark, indem seine Seele wächst, und nicht stark, indem es nur Schutzmauern und Abwehrmechanismen errichtet.
    Nur ist das eben eine Utopie, weil solche Menschen, die man dafür benötigen würde, kaum existieren. Und selbst wenn sie existieren, in einer kleinen, geschützten Gemeinschaft, wird das Kind ja meistens viel zu früh doch negative Erfahrungen sammeln und andere Menschen von außerhalb kennenlernen, die ihm dann doch wieder beibringen, dass man am Ende nur gefickt wird, wenn man einfach so ungeschützt seine Seele präsentiert.
    Eigentlich bräuchten junge Menschen ein intensives mentales Training, das sie einerseits hart wie Kruppstahl macht, und andererseits doch weich und geschmeidig wie Wasser. Einerseits harte, wehrhafte Krieger, denen nichts etwas anhaben kann, und doch gleichzeitig auch spirituelle Wesen, die das Geheimnis der Liebe kennen und einfühlsam und verständnisvoll sind.
    Ich habe immer versucht, mich diesem Ideal anzunähern, und das hat mich zumindest davor bewahrt, auf Tabletten oder Psychiater angewiesen zu sein. Aber es ist verdammt schwierig, und es fehlen die Vorbilder in dieser Welt.

  • Falls jemand den Doktor aus meiner Signatur nicht kennen sollte, hier ein schönes Interview zum Lesen mit ihm:


    Glaubwürdigkeit, Macht und Sprache: Interview mit Gert Postel über „Schwafelkunst“ und Kommunikation – Rhetorikmagazin


    Hier ein schönes Interview (Ausschnitt) zum Gucken:



    Viel mehr gibt es zur Psychiatrie nicht zu sagen.

    "Wer die psychiatrische Sprache beherrscht, der kann grenzenlos jeden Schwachsinn formulieren und ihn in das Gewand des Akademischen stecken!" Gert Postel