Schlechte Psychiatrie-Erfahrung

  • Leute, ich probier jetzt mal ein Kapitel meines Menschendaseins aufzuarbeiten. Konnte nie darüber richtig reden und eventuell ist das Schreiben die beste Therapie.


    Im Jahre 2017 irgendwann hat es sich ergeben, dass ich plötzlich von sogenannten Panikattacken (laut Ärzte-Berichten) heimgesucht wurde. Natürlich wusste ich beim ersten Mal nicht, was das genau ist, und so, als sie das erste Mal auftauchte, dachte ich ernsthaft, das wärs jetzt mit mir, ich muss sterben. Also schön in der Stube gehockt, am Panik schieben und meinen Stiefvater angebettelt, doch den Notruf zu rufen. Minuten der Qual vergingen, dann tauchten sie auf. Und plötzlich ließen die scheiß Gefühle nach. Bin ja jetzt in Sicherheit, die können mir doch helfen, oder nicht, hat mein Hirn wohl festgestellt? Die Helferlein fragten, ob ich nicht trotzdem mit ins KH kommen möchte, was ich akzeptiere, sicher ist ja sicher, oder? Im Krankenwagen und im Krankenhaus fühlte ich mich wieder fit, trotzdem wurden ein paar Tests mit mir gemacht und es stellte sich raus, dass alles mit mir in Ordnung ist. Prima. Diagnose: Panikattacke. Kann ich ja wieder nachhause gehen, wird wohl nix weiter sein, ich hab ja auch vorher komische psychische Zustände erlebt, warum sollte mich das jetzt groß beeindrucken? Also Mama angerufen, ob sie mich abholen kommt. :lol:


    Zuhause, am nächsten Tag, ging dann die selbe Scheiße wieder los. Ok, ruhig bleiben, legt sich bestimmt wieder.. Saß größtenteils nur auf meinem Bett und hab Paranoia geschoben, ja komm, nippel nun endlich ab, ham wirs hinter uns, Körper. Ich weiß nicht mehr, wie ich diesen Tag überstanden hab, aber irgendwie hab ichs überlebt. Aber als die Zustände am darauffolgenden Tag immer noch so waren, entschied ich mich, meine Psychiaterin anzurufen. Ich konnt ja nix mehr machen, saß nur aufm Bett und hatte Panikzustände. Traute mich gar nicht mehr, rumzulaufen oder sowas. Psychiaterin meinte, ich solle auf Station kommen, und das hatte ich dann auch vor. Mein Stiefvater musste mich auf dem Weg begleiten. Aber nach ein paar Metern ging nix mehr, konnte nicht weitergehen, die Angst und Panik hatten mich fest im Griff. Also wieder nachhause abgebogen und Notruf angerufen. Zustände geschildert, und ich durfte wieder im Rettungswagen mitfahren. Ich wurde wieder ruhiger, war ich doch wieder in Sicherheit, richtig? Ab ins Krankenhaus, Notfallaufnahme, wieder Tests gemacht, Fragen beantwortet, und dann durfte ich auch schon auf die Station gehen.


    Ich kam auf ein Zimmer mit 2 Kollegen. Die kannten sich wohl schon länger. Hab da kein Anschluss gefunden und auch nicht mit denen geredet. Zwischendrin hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass aus meiner Richtung komischer Gestank kam, lag wohl an meinen Socken. Verabreicht wurde mir "Tavor", das soll ja gegen Panikattacken helfen, und ich muss sagen, es half echt. Die nächste Zeit hatte ich nicht mehr diese extremen Zustände, dass ich dachte, ich müsste jetzt sterben. Allerdings hat das Zeugs extreme Entzugserscheinungen beim Absetzen, von daher bekam ich es so 2-3 Wochen und wurde in der Zeit wieder reduziert bis es komplett ausgeschlichen war.


    Eines Tages verließ uns mein einer Zimmerkollege, kurz darauf der zweite, dann kam ein Neuer. Wir waren jetzt zu zweit im Zimmer. Mit dem kam ich dann flott in Kontakt und wir verstanden uns gut. Doch dann sollte es schlimm kommen...


    Irgendwann mitten in der Nacht wurde ein neuer Patient in unser Zimmer eingewiesen. Durch den Lärm wurde ich wach, mein anderer Zimmergenosse ebenfalls. Die ersten Worte, die der ganz Neue an mich richtete, waren "hast du mal Hülsen" oder sowas. Da ich ja Stopfer war, war das kein Problem. Mein netter anderer Zimmerkollege beschwerte sich bei ihm, dass er etwas ruhiger machen sollte, wir wollen ja schlafen. Mich hat das aber nicht gestört, aber gut. Wir waren jetzt zu dritt im Zimmer.


    In der Folgezeit habe ich mich mit dem ganz Neuen mal unterhalten, es stellte sich heraus, dass er Laiendarsteller ist für so anspruchsvolle Sendungen wie Berlin Tag&Nacht oder Auf Streife. Hab mir von ihm die Sendetermine geben lassen, an denen er zu sehen war. Eigentlich fand ich den ganz ok, bis jetzt. :beer:


    Dann das Wochenende, das kam. Die meisten Patienten auf Station waren nachhause gegangen, übrig blieben 4 oder 5 Leute, inklusive mir und dem Laiendarsteller. Der nette Zimmerkollege war auch nachhause gegangen.


    Bis zum Sonntagabend war alles oki soweit. Dann saß ich so gegen 19 Uhr auf meinem Bett im Zimmer, und es kam der nette Kollege, der zuhause war, wieder. Wir begrüßen uns gut und alles war gut. Bis er seinen Spind aufschloss... er hatte sein Portmonee da drinnen gelassen und nun war es weg. Oh weia! Stellt euch das mal vor, es ist in EUREM Zimmer entwendet worden. :assaultrifle:
    Ich saß wie verwurzelt weiterhin auf meinem Bett, während der bestohlene Kollege eine Pflegerin ins Zimmer rief. Beide inspizierten den Spind. Der Laiendarsteller war mittlerweile auch dazu gestoßen und kommentierte das Geschehen munter. Er tat so, als würde er damit nix zutun haben, auf sehr aufdringliche Art und Weise. Ich saß weiterhin still auf meinem Bett und war einfach nur verwirrt über die Situation. :pillepalle:
    Dann öffnete der Bestohlene seinen Nachttisch, und was kam zum Vorschein? Eine Tasche, die einer Mitpatientin gehörte, die aber auf einem anderen Zimmer lag. Jetzt kam ich mir vor wie in einem schlechten Krimi. :doofy:


    Die Polizei wurde gerufen. Der nette Kollege, der Laiendarsteller und ich auf unserem Zimmer, befragte ein Polizist zuerst den Geschädigten. Mitten im Gespräch wurde ich darum gebeten, das Zimmer zu verlassen. Was mir im Nachhinein positiv auffällt, dass mich die Polizei mich nicht einmal befragt hatte, musste wohl einen sehr friedlichen Eindruck erweckt haben. :love:
    Dann saß ich also draußen im Flur, und die Polizei unterhielt sich dann mit dem Laiendarsteller, und es wurde laut. Der Typ wurde laut und fing an, die Polizisten zu beleidigen. Irgendwann öffnete sich die Tür, und der Lautwerder verließ wutentbrannt die Station. Es folgte eine Jagd quer durchs Krankenhaus (es waren mehrere Polizisten daran beteiligt), alle Patienten mussten auch die Station verlassen, für den Fall dass er in die Station zurückkehrte.


    Kommen wir aber zu dem richtig Abgefucktem. Ich weiß nicht, ob sie den Kerl erwischt haben, aber die Folgetage auf Station waren die reinste Qual. Vielleicht könnt ihr mir helfen und sagen, warum ich es mir selbst so schwierig gemacht habe. Ich fühlte mich einfach schuldig. Ich dachte, die anderen denken, ich wäre an diesem Diebstahl beteiligt. Ich war aufgedreht und kam nicht mehr klar. War ich plötzlich Täter? Ich wusste ja, dass ich nichts gemacht habe. Aber ich hatte immer das Gefühl, die anderen misstrauen mir plötzlich. Das Ganze war ja auch in meinem Zimmer, an dem Wochenende, an dem ich auch auf Station war, und ich hab nichts mitbekommen??
    Die anderen, so hatte ich das Gefühl, warum mit zumindest nach der Aktion ziemlich reserviert. Mein netter Zimmerkollege lies über Nacht auch mal seinen Spind auf, war es dazu da, mich zu testen? Zu gucken, ob ich nicht doch seinen Spind geknackt habe? Auf jeden Fall ging gar nix mehr, ich hatte kein Vertrauen mehr und wollte nur weg. :thumbdown:


    Seitdem sind zumindest die Angstattacken nicht mehr wiedergekommen.


    Im Spind des Laiendarstellers (ja sorry, dass ich ihn so nenne..) wurde u.a. ein verbogenes Messer gefunden, was darauf Aufschluss geben könnte, dass das sein Werkzeug war. Trotzdem hatte ich dann u.a. auch den Gedanken: Wieso sollte er sein Einbruchs-Werkzeug in SEINEM Spind verstauen? Das ist doch total unprofessionell!


    Ist ein bisschen zusammenhanglos und fehlt vieles, aber ich hoffe, ihr hattet ein bisschen Spaß an der Lektüre. 8)

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  • Also ich denke, du solltest dir deswegen überhaupt keinen Kopf machen. Ich hätte es, so denke ich jedenfalls im Moment, auf jeden Fall nicht getan. Aber ich kann deine Unsicherheit und beklemmenden Gefühle in punkto Vertrauen nachvollziehen.


    Was die Panikattacken angeht, dass kenne ich nur zu gut. Ich hatte letztes Jahr eine Periode von krassen Aussetzern immer wieder mit Krankenhausaufenthalt gefolgt. Im Vorfeld habe ich es wohl, in Ermangelung an anderen Substanzen, mit synthetischen Koffeinpulver übertrieben. Anfänglich habe ich immer nur kleinere Dosen genommen, aber dann irgendwann verschwand mein Respekt davor und ich habe einen guten Teelöffel (ca.1,5 gramm, ich habe es später nachgewogen) in einem Liter Wasser aufgelöst und fast alles innerhalb kürzester Zeit ausgetrunken. Dazu noch ein wenig Cannabiskonsum und ich hatte den Horrorflash meines Lebens. Nach 3 Stunden, in denen es immer schlimmer wurde mit meinem Zustand, habe ich endlich den Notarzt gerufen und die Nacht in der Klinik war der reinste Albtraum. Nicht etwa, dass ich daraus etwas gelernt hätte. Ich bin sehr lernresistent. Habe das dann immer wieder mal gemacht und irgendwann war die Dosis wieder sehr hoch. Vielleicht 0,5-1gramm Koffein, zusammen mit 1-2 Flaschen weißen Rums. Am nächsten Tag wollte ich noch ein wenig kiffen und dann setzte es vollkommen aus. Ich hatte über eine Woche jeden Tag dermaßen krasse Panikattacken gepaart mit starken Herzrasen und extremer Atemnot. Ich bin starker Asthmatiker. Ich habe ungefähr ein Jahr gebraucht, dass ich diese Panikattacken ablegen konnte. Ich denke mal, grundsätzlich lag es am übertriebenen Koffeinkonsum, gepaart mit den andauernden Gedanken, was dann in der Situation, wenn ich es mal wieder übertrieben hatte, alles schlimmes passieren kann. Beim ersten mal lass ich sofort die Dosierempfehlung. Pro Tag max 200mg. Tödliche Dosis 3-10g. Ich habe darauf im Internet nach vergleichbaren Situationen gesucht und über einen Fall in Amerika gelesen, dass ein 18 jähriger Sportler an 70mg/L gestorben sein soll. Diese Info hat mich voll aus dem Konzept gebracht und ich war extrem panisch. Wie dem auch sei.


    Hast du dir denn mal Gedanken gemacht, was deine Panikattacken ausgelöst haben könnte. Ob es physische oder psychische Ursachen gewesen sein können. Oftmals sind es nämlich psychosomatische Auslöser. Stress kann auch, wenn er chronisch wird, Panikattacken auslösen.


    Hat sich denn am Ende geklärt, wer das Portmonee aus dem Spint gezockt hat ?

    Ist ein bisschen zusammenhanglos und fehlt vieles, aber ich hoffe, ihr hattet ein bisschen Spaß an der Lektüre.

    Ich hoffe, dir hat es etwas gebracht, darüber zu schreiben ?


    Mir hilft es auf jeden Fall, dass ich meine Probleme immer aufschreibe und anderen mitteilen kann. Geteiltes "Leid", ist halbes Leid.

  • Irgendwas muss dich ja an diesem Pulver gereizt haben. Aber gut, dass du den Grund für deine Panik kennst und du sie in den Griff kriegen konntest.


    Ich habe darauf im Internet nach vergleichbaren Situationen gesucht und über einen Fall in Amerika gelesen, dass ein 18 jähriger Sportler an 70mg/L gestorben sein soll. Diese Info hat mich voll aus dem Konzept gebracht und ich war extrem panisch. Wie dem auch sei.


    Ich hab die schlechte Angewohnheit, bei jedem kleinen körperlichem Zwicken zu googeln, und gleich ein bisschen panisch zu werden. Könnte ja sein, dass ein kurzes Herzzwicken gleich auf einen Herzinfarkt hindeutet..


    Also ich denke, du solltest dir deswegen überhaupt keinen Kopf machen. Ich hätte es, so denke ich jedenfalls im Moment, auf jeden Fall nicht getan. Aber ich kann deine Unsicherheit und beklemmenden Gefühle in punkto Vertrauen nachvollziehen.


    Stimmt, ich hatte ja mit dem Diebstahl nichts zu tun. Es reicht aber schon, zu denken, dass die anderen vermuten könnten, dass ichs vielleicht doch war, um selbst nicht mehr rational zu denken.


    Hast du dir denn mal Gedanken gemacht, was deine Panikattacken ausgelöst haben könnte. Ob es physische oder psychische Ursachen gewesen sein können. Oftmals sind es nämlich psychosomatische Auslöser. Stress kann auch, wenn er chronisch wird, Panikattacken auslösen.


    Eine Woche zuvor war ich im Urlaub mit einem Freund weggefahren für ne Woche. Sonst unternehme ich nie was groß. Hab mich schon in dem Urlaub unwohl gefühlt, habe das Gefühl, ich hatte da auch zu viele Eindrücke auf einmal und das resultiere dann wenig später in der Panik. Vor dem Urlaub hatte ich eigentlich auch immer das Gefühl, mir zuviel Stress auf der Arbeit zu machen. Allgemein hab ich immer das Gefühl, mich zu sehr zu stressen, obwohl gar nicht nötig. Arbeite dran.


    Hat sich denn am Ende geklärt, wer das Portmonee aus dem Spint gezockt hat ?


    Kein Plan. Alles deutet aber auf den Laiendarsteller hin. Es wurden verbogenes Messer und Handschuhe in seinem Spind gefunden. Auch seine Gereiztheit der Polizei gegenüber deuten darauf hin. Deutet soviel darauf hin...


    Ich hoffe, dir hat es etwas gebracht, darüber zu schreiben ?


    Ach klar. Hatte es ja vorher auch schon relativ gut verarbeitet. Bringt mich auf den Gedanken, wann immer man in solcher Situation ist, irgendwann löst sich das von selber auf, bloß nicht verzweifeln..


    Mir hilft es auf jeden Fall, dass ich meine Probleme immer aufschreibe und anderen mitteilen kann. Geteiltes "Leid", ist halbes Leid.


    Vor allem wenn man auf Verständnis trifft. :thumbup:

  • Irgendwas muss dich ja an diesem Pulver gereizt haben.

    Ich habe knapp ein Jahrzehnt diverse andere Pulverchen konsumiert und das nicht gerade zu knapp. Das Koffein war da sowas wie eine Art Placebo.

    Ich hab die schlechte Angewohnheit, bei jedem kleinen körperlichem Zwicken zu googeln, und gleich ein bisschen panisch zu werden. Könnte ja sein, dass ein kurzes Herzzwicken gleich auf einen Herzinfarkt hindeutet..

    Ist bei mir ähnlich. Obwohl mir manche Organe wie Magen und Lunge auch real sehr zu schaffen machen, könnte es schon sein, dass ich mir manche Sache auch nur einbilde.
    Der Geist ist eine starke Waffe. Des öfteren kann sie sich auch gegen sich selbst richten.

    Es reicht aber schon, zu denken, dass die anderen vermuten könnten, dass ichs vielleicht doch war, um selbst nicht mehr rational zu denken.

    Wobei wir wieder bei der Sache wären !


    FUCK OTHER PEOPLE ! DONT CARE WHAT THEY SAY ! ! ! x))
    Ist nicht immer einfach, ich weiß.

    Allgemein hab ich immer das Gefühl, mich zu sehr zu stressen, obwohl gar nicht nötig. Arbeite dran.

    Gut so !

    Vor allem wenn man auf Verständnis trifft.

    Leider ist das nicht immer so. Denke oftmals, dass ich andere mit meinem "Problemen" nerve, und da hilft das FUCK OTHER PEOPLE dann auch nicht weiter !

  • Go on don't do well.Where I feed the living hearts.I got a torch to light.Feel these melting fires burn.I don't care what they say.I don't care.I'll do what I want.I am by your side.Tell me you think what to do.No way. I don't fear and slow down.Your following in my grave.I don't care what they say.I don't care.I'll do what I want.Your ways
    I despise.Your thoughts, "Get with your own kind."We've got fumes to behold.Setting, one size of fortuneFarewell to great friendsThese will face the burning sun.Tattooed shadows lifted.Fear not, light the burning plague.I don't care what they say.I don't care.I'll do what I want.Bright lights sear his face.Pitfalls twisting.Call me far from causeI survived through all this hell.I don't careI don't care.Don't care.I don't care.Don't care.

    I really don't care.


  • Oh man, eigentlich müsste ich gerade wieder in meiner Werkstatt sein, aber irgendwie gelingt mir das noch nicht, mich dafür zu motivieren. Der Urlaub war/ist natürlich schuld, nicht ich! :greybeard:


    @daryus zumindest bin ich erstmal froh, dass ich wegen meinen psychischen Problemen nicht gefoltert - oder im besten Fall umgebracht werde. Ist ja schon Fortschritt. Nun kann man natürlich darüber streiten, ob Psychopharmaka nicht Folter fürs Gehirn ist. Ich weiß aber nicht, ob ich durch gutes Zuhören/Zureden von meiner Psychose runtergekommen wäre? Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass man bei Panikattacken nicht unbedingt Medikamente braucht, sondern einfach nur genügend RUHE vor dem ganzen Stress da draußen. Aber ich bin kein Gehirnkenner, der das besser weiß.


    Aber viele Psycho-Ärzte sind wohl tatsächlich sehr schnell darin, dir ein Krankheitsbild überzustülpen, inklusive Komplettpaket mit Psycho-Drogen und Bastel-Therapien.
    Die Drogen können mehr Schaden anrichten, als sie helfen, da finde ich, dass man viel zu experimentierfreudig und freizügig mit umgeht.

  • Als ich in der Klapper war, wegen polytoxer Entgiftung, wurde fast jeder, der sich dort aufhielt, mit irgend einer Form von Benzodiazepinen "behandelt". Ein Typ, der mit Vollsuff eingeliefert wurde, hamse gleich mit dem Zeug ruhig gestellt und Ergebniss war, dass er erstmal sein ganzes Bett vollgeschissen hat und die Pfleger waren entweder zu faul, es weg zu machen oder sie haben es wirklich nicht gerochen, ich musste mit meinem zimmernachbarn in den Gruppenraum umziehen, so unerträglich war das. Ich hatte Glück, dass ich für die 2 Wochen dort völlig freiwillig drin war, weil ich mir dachte, so kann es nicht weitergehen. (So blieb mir jegliche Medikamentierung erspart. Ich sagte kategorisch. Ich brauche nix und zum Glück haben sich die Ärzte dran gehalten)
    Was ich da alles erlebt habe. Das geht echt auf keine Kuhhaut. Die Pfleger sind teilweise dermaßen überfordert. Sie haben gar keine Zeit, sich um jeden einzelnen zu kümmern, es kam mir oft vor wie in dem Film, Einer flog übers Kukuksnest, nur das heute halt nichtmehr lobotomiert wird in Form eines Bohrers, sonder in Form von Tabletten. Das ist dann halt keine permanente sondern temporäre Sedierung. Über die Notwendigkeit dessen lässt sich streiten. Wenn ich an das arrogante Arschloch von Oberarzt denke, wird mir echt schlecht. Kurz bevor ich raus wollte, aus dieser Irrenanstalt, die Entgiftung war notwendige Grundlage für eine Langzeittherapie, für die ich mich mittlerweile nicht wieder entscheiden würde, Therapien und Therapeuten werden echt überbewertet, kam der Oberarzt zur Visite und fing an damit, dass ich hier doch nicht gehen könnte wie es mir passt. Auf meine Aussage hin, dass ich dies so mit der zuständigen Stelle für die Langzeittherapie vereinbart hatte, meinte er, dass dies hier nicht üblich wäre, sondern eine Entgiftung mindestens 3 Wochen dauert und darüber hinaus entschieden wird, ob ich gehen darf oder nicht. Ich war dort komplett freiwliig reingegangen und sie wollte mich schon fast gegen meinen Willen festhalten. Nachdem ich heftigst protestiert habe und den Oberarzt verbal zurechtgestutz hatte, konnte ich meine ursprüngliche Vereinbarung durchsetzen. Aber daran sieht man, was mit leuten gemacht wird, die sich nicht wirklich zu helfen wissen und aus Unsicherheit oder warum auch immer, zu fast allen Ja und Amen sagen. Die Station war vollkommen überbelegt. Selbst nach 2 Wochen Entgiftung kamen zu uns noch volltrunkene Patienten aufs Zimmer, die erstmal ausnüchtern mussten, bevor sie behandelt werden können. Wie will man denn einen Menschen sinnvoll entgiften, wenn er fast rund um die Uhr mit unsäglichen Alkoholgestank konfrontiert wird. Das macht es auf jeden Fall nicht gerade einfach. Sie begründeten es damit, dass das Aufnahmezimmer für Neuankömmlinge überbelegt sei. Prinzipiell wird erstmal jeder aufgenommen und dann schaut man, ob auf dem Klo noch ne Pritsche für ihn frei ist. Es ist echt übel, was in "modernen" Psychatrien mit einem getrieben wird. Und dabei habe ich wahrscheinlich nur einen minimalen Einblick in dieses irre System erhalten. Was mir aber grundsätzlich aufgefallen ist, dass ca 95% der Insassen, wir waren auf der Station alle wegen Entgiftung dort, also Drogen/Alkoholabhängige, mit der Gesellschaft nicht zurecht zu kommen schienen, und somit in die Abhängigkeit gerieten. Aber alle durchweg eine sehr ausgeprägte soziale Ader hatten und es ein sehr starkes Gruppen und Zusammenhaltsverständnis gab. Jeder versuchte dem anderen irgendwie zu helfen. Bis auf ein paar Chrystal Genossen, die wirklich komplett hinüber waren, war das meines erachtens komplett über dem Durchschnitt, im Gegensatz zur Außenwelt. Das brachte mich zu der Überlegung, dass die Menschen, mit einer starken sozialen Ader, wohl am wenigstens in dieser Gesellschaft des Ellenbogens zurechtkommen und versuchen, sich mit allerlei Uppers und Downer das Leben schön zu konsumieren oder alles halt zu verdrängen. Um es mit Errich Fromms Worten zu sagen. Die Krankesten sind die Gesündesten. Glücklich der, der ein Symptom hat. Daryus hat es in seinem Beitrag auch mit angesprochen. Die meisten Ärzte verstehen gewissen Symptome überhaupt nicht und misinterpretieren sie und freuen sich aber, wenn sie es geschaft haben, den Patienten "auf Normalzustand" eingestellt zu haben, so dass das Symptom verschwunden ist. Das viele Symptome gerade aber doch nur anzeigen, dass dem Körper etwas fehlt und er eben nicht im Normalzustand ist, und nur durch das ausbleiben des Symptoms ja die Ursache dessen nicht behoben ist, verstehen sie einfach nicht. Ich gebe dir da voll recht. Die Arroganz, die da bei vielen Genossen vorherscht, ist echt unfassbar und nicht vergleichbar mit anderen "Wissenschaften".
    Woher diese herrührt kann ich mir nicht wirklich erklären. Egal, genug gelabert. Mein Hundi muss erstmal Wasser lassen und ich auch.

    • Offizieller Beitrag

    Psychologie ist eine sehr junge (und überhebliche) Pseudo-Wissenschaft.

    Danke, das hast du sehr schön ausgedrückt. Kann dem allen völlig zustimmen, was du schreibst. Vor allem auch, was das leichtfertige Verabreichen von Drogen angeht, um Zustände zu behandeln, die eigentlich im medizinischen Sinne keine Krankheit sind, sondern eher eine Reaktion des Organismus auf unwürdige oder unbefriedigende Lebensverhältnisse der Betroffenen darstellen.
    Man stelle sich vor, was das für einen Aufschrei geben würde in der Gesellschaft, wenn man den Leuten in der Klapse Alkohol, Koks oder Heroin verabreichen würde. Wenn der Arzt morgens zur Visite käme und fragen würde: "Na, Herr soundso, haben wir denn heute unsere Spritze Heroin schon genommen? Und haben sie auch daran gedacht, nach dem Essen ihren Joint zu rauchen? Sie wissen doch, dass das nur zu ihrem Besten ist."
    Irgendwie wird da doch immer sehr mit zweierlei Maß gemessen... Illegale Drogen werden als Teufelszeug gebrandmarkt, das man nicht kontrollieren kann (auch wenn es sehr wohl Leute gibt, die ihren Koks- oder Heroin-Konsum sehr gut dosieren können und trotzdem einen geregelten Tagesablauf hinbekommen).
    Psychopharmaka hingegen sind was völlig anderes, weil die Pharmaindustrie ja, anders als die bösen Drogendealer, total verantwortungsvoll ist, da ihre Produkte ja auch schon an Ratten und Affen erfolgreich getestet worden sind, und die Ärzte natürlich (anders als die bösen Drogendealer) keinerlei Interesse an finanziellem Profit haben, sondern das nur verschreiben, weil sie es selber auch nehmen und daher genau wissen, was für ihre Patienten am Besten ist. :Ironie off:
    Mal abgesehen davon, dass es langfristig weder für Nieren noch Leber gut ist, wenn man Gift schluckt, egal ob das jetzt harte Drogen oder Pharmazeutika sind. Ich lass ja noch mit mir reden, wenn es um emotionale Extremsituationen geht. Aber wenn es Menschen gibt, die sowas echt dauerhaft nehmen ihr halbes Leben lang, weil sie glauben, sich ansonsten nicht richtig konzentrieren oder entspannen zu können, oder um ihre unliebsamen Gedanken abzutöten... dann läuft doch irgendwas gewaltig schief.


    Psychologie kann ich schon allein deshalb nicht ernst nehmen, weil ich schon von vielen Leuten gehört habe, dass sie bei drei verschiedenen Psychologen waren und drei komplett verschiedene Meinungen bekommen haben.
    Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit groß, wenn ich nur zu genügend Psychologen gehe, dass dann auch irgendwann mal einer dabei ist, den ich sympathisch finde und von dem ich mich gerne beraten lasse, weil er kluge Dinge sagt, die mir in meinem Leben weiterhelfen. Früher sind die Leute halt zum Pfarrer gegangen. Nicht umsonst nannte man die früher auch mal "Seelsorger". Also das, was heute eben die Psychologen machen.
    Und anderen zuzuhören ist ja auch nicht verkehrt. Manche Menschen kommen einfach sonst auch nicht dazu, sich irgendjemandem zu öffnen und alles zu erzählen, was sie bedrückt. Das ist dann im Grunde schon die halbe Miete. Oder dass man einfach mal für ein paar Wochen aus seinem Umfeld rauskommt und keinen Termindruck, Existenznot oder ähnliches hat. Sowas ist eigentlich viel wichtiger als dieser ganze pseudowissenschaftliche Überbau drum herum.
    Gefährlich wird es dann, wenn eine Abhängigkeit entsteht. Abhängigkeit von den Substanzen, die der Onkel Doktor verschreibt, oder auch eine emotionale Abhängigkeit, die entsteht, wenn sich die Patienten so lange einreden lassen, dass sie "nicht normal" oder "krank" sind, dass sie es selber irgendwann glauben und sich auch selbst nicht mehr als normale, gesunde Menschen, sondern als kaputte Geisteskranke wahrnehmen, die ohne fremde Hilfe nicht mehr lebensfähig sind.
    Letztlich kann sich nämlich jeder Mensch nur selbst aus der Scheiße ziehen. Auch wenn manchmal natürlich Anleitung von außen hilfreich ist. Doch die Überzeugung, sich jederzeit selbst helfen zu können und ohne unterstützende Maßnahmen oder Psycho-Drogen das Leben meistern zu können, die muss in jedem Menschen selbst reifen... und ich habe den Eindruck, heutzutage wird diese Überzeugung oft nicht ausreichend unterstützt, sondern eher behindert.


    Ich würde ja gern selbst auch ein paar lustige Psychiatrie-Anekdoten zu diesem Thread beisteuern, aber irgendwie hab ich doch immer wieder allein die Kurve gekriegt, wenn es mir mal scheiße ging. Oder sagen wir: Die Aussicht darauf, wildfremden Menschen von meinen Problemen erzählen zu müssen, und dann vielleicht sogar in einer unbekannten Umgebung mit kleptomanischen oder vollgeschissenen Irren die Nacht verbringen zu müssen, hat mich dann immer recht gut motiviert, dass ich mir stattdessen lieber selbst in den Arsch getreten habe und den Job des Arztes gleich selbst übernommen habe. Manchmal hilft es auch, wenn man eine gute Fantasie hat. Dann stellt man sich einfach vor, was der Arzt einem raten würde, und was man mit den anderen Leuten in der Klapse so alles erleben würde, und wie man tagelang nur auf seinem Bett sitzt und innerlich zur Ruhe kommt... und wenn die eigene Vorstellungskraft nur gut genug ist, dann ist es ja fast so, als ob man dort gewesen ist, und man braucht daher dann nicht mehr selber hin. ;)
    Mag vielleicht jetzt arrogant klingen, aber zumindest ich hab noch nie einen Menschen getroffen, der mir etwas beibringen konnte über mich selbst, auf das ich nicht auch von alleine hätte kommen können. Der Schlüssel zu all unseren seelischen Problemen und deren Lösung ist in uns selbst, und nicht irgendwo da draußen.

  • Ich bin glaub ich nicht soweit, um mir richtig selbst helfen zu können. Dachte mir immer, ich will so schnell wie möglich raus aus diesen psychischen Extremsituationen, und wenn mir das System schon "Soforthilfe" anbietet in Form von Pillen, nehme ich notfalls auch ein paar dieser Pillen, um ja aus solchen Zuständen so schnell wie möglich rauszukommen. Das ist kurzfristig ne gute Hilfe aber langfristig kann das wirklich nicht gesund sein.
    Als Tipp bekomme ich immer mit auf den Weg, mir nen geregelten Tagesablauf anzuschaffen. Ablenkung nach Plan. Aber irgendwie schaff ich es nicht, mich in sone Struktur reinzupressen, wo bleibt denn da die Freiheit, etwas dann zu tun, wenn man es will und nicht wenn es der Tagesplan so will. :dead:


    -hier stand Blödsinn-

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  • Ach klar, gegen Terminabsprachen ggü. Freunden ist ja nichts einzuwenden. Auch ist es sinnvoll, sie gerne einhalten zu wollen, ist ja auch doof, wenn man nicht gerne Zeit mit seinen Freunden verbringt.


    @Tabletten: das mag echt sein. Die Panikattacken hätte ich vllt ohne Medis durchhalten können, aber jetzt ists zu spät das zu probieren. Zurzeit nehm ich noch was gegen Psychose, aber ob ich das wirklich noch brauche? Ich krieg immer das Argument zu hören, ohne das Zeugs kann die Psychose wieder ausbrechen. In dem Fall werden aber wirklich nur die Symptome unterdrückt. Eigentlich müsste ich "einfach" meinen Lebensstil ändern. Die "Wahrheit" liegt ja doch in mir?

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