Ich möchte in dem folgenden Beitrag ein paar Gedanken zu den Themen Freundschaft und Familie niederschreiben, einfach weil mich das Thema immer noch beschäftigt und ich in letzter Zeit auch viel darüber nachgedacht habe, ob ich einfach nur komisch ticke, weil ich scheinbar so komplett andere Ansichten habe als andere Menschen, oder ob es die anderen sind, die komisch ticken.
Es geht hier wohlgemerkt um meine persönlichen Gedanken zu diesem Thema… muss also jetzt nicht jeder gutfinden oder auch genauso sehen. Und ich sag auch nicht, dass sich alle nach meinem bevorzugten Lebensmodell richten sollten. Wie gesagt, ist nur meine persönliche Meinung. Soll jeder so leben, wie er es braucht.
Wie ich schon verschiedentlich in meinen Videos erwähnt habe, waren mir die „normalen“ Freundschaften, die Gleichaltrige üblicherweise während ihrer Schulzeit miteinander pflegten, immer irgendwie zu wenig… nicht intensiv genug… nicht magisch genug.
Ich war geprägt von Filmen und Büchern, in denen Freunde wie eine Familie waren, gemeinsam durch dick und dünn gingen, und notfalls alles andere aufgeben würden für ihre Freundschaft, um irgendwo anders komplett neuanzufangen.
Das waren beispielsweise diese Heroic Bloodshed-Gangsterfilme aus Hong Kong, in denen sich alle „Bruder“ nannten und gemeinsam gegen eine große Überzahl an Feinden kämpften. Oder auch diverse Fantasy- und Ritterfilme, seien es nun die Ritter der Tafelrunde oder die 3 Musketiere. Immer ging es um Freundschaft und Loyalität, die stärker war als manche vergängliche Liebesaffäre.
Oder, coolstes Ende ever: „A boy and his dog“, wo ein sprechender Hund der beste Freund des jugendlichen Helden ist. Und als der Hund schwach ist und zu sterben droht, killt der Held seine Geliebte (die ihn aber auch schon ein paar mal hintergangen hat), damit der Hund wieder was zu Essen hat und zu Kräften kommt. Wird natürlich nur angedeutet, aber das sind so seltene Momente in Filmen, wo ich innerlich dachte: Geil! Genau so hätte ich es an seiner Stelle auch gemacht, anstatt mit der egoistischen Schnepfe in den Sonnenuntergang zu reiten und den Hund sterben zu lassen.
Aber ich schweife ab. Eigentlich wollte ich damit nur sagen, dass mich solche Filme früher immer sehr angesprochen haben, und dass ich unbedingt auch in meinem realen Leben solche Freundschaften haben wollte.
Doch was war die Realität in meinem realen Umfeld?
Die Realität war, dass man Freunde hatte zum „Scheiße bauen“, „Scheiße labern“ und um halt irgendwas zusammen zu unternehmen, was alleine nicht so viel Spaß machen würde.
Und auch wenn alle immer sagten, wie wichtig ihnen ihre Freunde waren, so waren sie bei den allermeisten Jugendlichen, die ich kannte, doch nie der wichtigste Lebensmittelpunkt. An erster Stelle stand dann doch für die meisten das Elternhaus. Wenn die Eltern zur großen Familienfeier riefen oder der Familienurlaub anstand, hatten sich die Freunde hinten anzustellen.
Später, als die ersten ihre ersten Beziehungen hatten, war natürlich auch die Partnerin bzw. der Partner wichtiger als die Freunde.
Und nach Ende der Schulzeit zählte sowieso eher die Frage „Wo will ich studieren?“, „Welcher Job ist der richtige für mich?“, und weniger die Frage „Wie kann ich auch später meinen Freunden möglichst nahe sein?“
Damit möchte ich jetzt gar nicht sagen, dass alle Freundschaften heutzutage oberflächlich sind. Da gibt es sicher auch viele gute Gespräche und schöne emotionale Momente der Zusammengehörigkeit. (vor allem wenn man gemeinsam besoffen ist beer )
Aber die Gewichtung ist doch bei den meisten klar:
An erster Stelle kommt die Karriere, an zweiter Stelle die Beziehung (oder manchmal auch umgekehrt)… und dann an dritter Stelle kommen erst die Freunde.
Wenn du das anders siehst, weil für dich das Zusammensein mit den Freunden das Wichtigste ist, dann bist du früher oder später dazu verdammt, in dieser Welt ziemlich auf die Schnauze zu fallen. Es sei denn, du hast das seltene Glück, dass deine Freunde das genauso sehen wie du.
Das ist allerdings eher unwahrscheinlich. Denn die „Leitkultur“, in der die Menschen heutzutage aufwachsen, besagt nunmal ganz klar:
Zusammenleben und alles teilen tut man mit einem Menschen vom (im Idealfall) anderen Geschlecht, den man sexuell anziehend findet, aber der einen nicht unbedingt immer verstehen tut.
Und arbeiten und Geld verdienen muss man, um diese Form des Zusammenlebens (und die daraus resultierenden Kinder) finanziell absichern zu können.
Die Zeit, die dann noch übrig bleibt, die sogenannte Freizeit, ist die Zeit, die man dann hin und wieder mit seinen Freunden verbringt.
So leben es die Eltern vor. So wird es in den Medien gezeigt. Und so machen es die Kinder dann eben auch nach.
Ist ja in Film und Fernsehen dann meist auch nicht viel anders. Siehe auch Harry Potter: Zuerst eine unzertrennliche Freundschaft während der Schulzeit, aber später heiratet er dann doch nicht etwa Hermine oder Ron, mit denen er durch dick und dünn gegangen ist, sondern Ginny, die eigentlich nix besonderes an sich hat und manchmal ein bisschen hilflos wirkt, aber halt vermutlich eine gute Hausfrau abgibt.
Ich meine, das ist sicherlich realistisch... aber garantiert nicht die Entscheidung, die ich an seiner Stelle getroffen hätte.
Ich will aber an dieser Stelle jetzt gar nicht gegen dieses klassische monogame Lebensmodell schimpfen. Vielfalt ist etwas Schönes. Das Schlimme finde ich halt nur, dass gefühlt 99 Prozent der Bevölkerung so leben, und daher von „Vielfalt“ in unserer Gesellschaft eigentlich noch immer keine Rede sein kann, allem Toleranzgelabere zum Trotz.
Meine Vorstellung vom Leben ist halt eine andere… Ich wollte mir immer eine Wahl-Familie zusammenstellen, mit der man dann auch zusammenlebt und alles teilt wie in einer echten Familie, nur dass die Basis dieses Zusammenleben eben Seelenverwandtschaft und geistige Verbundenheit ist, und nicht, weil man da eben ausversehen irgendwie hineingeboren wurde.
Dabei hat mit Sicherheit auch eine Rolle gespielt, dass ich mich früher immer fremd und unverstanden in meiner „richtigen“ Familie gefühlt habe.
Das waren zwar größtenteils alles nette, herzliche Leute… aber halt Leute, die ganz anders gedacht und gefühlt haben als ich.
Und selbst untereinander wirkten sie oft irgendwie „zusammengewürfelt“. Egal ob meine Eltern oder bei den Onkeln und Tanten… bei den meisten hatte ich das Gefühl, die führen zwar eine Symbiose mit einem anderen Menschen, aber nicht, weil dieser Mensch ihr hundertprozentiger Seelenverwandter wäre, sondern weil es sich halt irgendwie so ergeben hat. Und damit es passt, hat jeder einen großen Teil seiner eigenen Interessen und Eigenarten aufgegeben, um mit dem Partner zu einer gleichförmigen Masse zu verschmelzen, die zwar irgendwie Harmonie ausstrahlt, aber eben zu einem hohen Preis… nämlich zu dem Preis, dass sie alle einen Teil von sich selbst verloren haben, als sie diese Art von Beziehung eingegangen sind, und jetzt irgendwie leer und ausgebrannt ihrem Ende entgegenleben.
Also ich war umgeben von netten Menschen, die aber alle nicht so tickten wie ich und auch alle nur deshalb so gut miteinander klarkamen, weil sie gelernt hatten, ihre jeweilige Rolle zu spielen im großen Familienspiel, und nicht mehr der unangepasste freiheitshungrige Individualist zu sein, der sie irgendwann als Kind oder Jugendlicher vielleicht mal gewesen waren.
Das waren für mich immer irgendwie abschreckende Beispiele, und irgendwann habe ich begriffen, dass ich nicht auch eines Tages so enden wollte. Allerdings wollte ich auch nicht bis ans Ende meiner Tage unverstandener Außenseiter bleiben.
Deshalb brauche ich eben Seelenverwandtschaft. Und deshalb suche ich manchmal vielleicht auch etwas zu verbissen danach.
Es scheint mir zumindest für mich das einzig denkbare Modell des Zusammenlebens mit anderen Menschen zu sein. Nur ist das eben schwierig, solche Menschen zu finden… vor allem, wenn 99 Prozent der potentiellen Partner schonmal wegfallen, weil sie sich bereits für ein anderes Lebensmodell entschieden haben. Das kann einen schon ziemlich frustrieren.
Die Frage ist: suche ich überhaupt nach Freundschaft? Habe ich jemals danach gesucht, auch wenn auf meinen Büchern ja immer groß und fett geschrieben steht, dass es darin unter anderem um FREUNDSCHAFT geht…
Aber ich glaube, es ging eigentlich immer mehr um FAMILIE.
Freundschaft ist vielleicht wirklich nur das, mal zusammen ein Bier trinken zu gehen und da zu sein, wenn der andere gerade down ist, um ihn ein bisschen aufzumuntern oder so. Das hätte ich schon tausendmal haben können mit interessanten Menschen, hat mich aber nie so wirklich gereizt. Denn das was ich suche, geht darüber hinaus. Ich suche Familie. Nur eben nicht eine Familie, wo man viele Kompromisse eingehen muss und man sich ständig erklären muss, damit das Zusammenleben funktioniert, sondern eine Familie, wo ich nix erklären und keine Kompromisse eingehen muss, weil die anderen Familienmitglieder genauso ticken wie ich und mich notfalls auch ohne Worte verstehen können.
Ist irgendwer da draußen, der meine Gedankengänge nachvollziehen kann?
Und was denkt ihr, warum leben so wenige Menschen ein solches Lebensmodell gemeinsam mit einem oder mehreren Seelenverwandten? Warum leben sie scheinbar fast alle das übliche „Mann-Frau-und 2 Kinder-Schema“? Nur weil es eben Tradition ist und schon immer so war? Oder gibt es irgendwas, was ich übersehen habe? Ist der Gene-Weiterreichungs-und Vermehrungs-Trieb bei den allermeisten Menschen einfach stärker ausgeprägt als bei mir, weshalb ich einfach nicht ganz nachvollziehen kann, was für die meisten anderen Menschen etwas ganz Selbstverständliches ist?
Mir erscheint meine Sicht der Dinge jedenfalls völlig logisch. Aber vielleicht bin ich ja einfach nur zu befangen, um zu sehen, dass ich im Unrecht bin und alle anderen Recht haben.