Freunde oder Familie

    • Offizieller Beitrag

    Würdest du (immer noch) so weit gehen, den Sinn des Lebens mit der Suche nach Freundschaft/Seelenfamilie gleichzusetzen? Oder hat inzwischen ein gewisser Pragmatismus Einzug gehalten?

    Ich würde jetzt nicht sagen, dass das der Sinn des Lebens ist. Ich würde eher sagen, um den Sinn des Lebens überhaupt weiter erforschen zu können und überhaupt irgendwas Sinnvolles zu tun, braucht man zunächst einmal Kraft und Energie. Und diese Energie hab ich im Moment nicht, weil mir irgendein wichtiger Teil in meinem Leben fehlt.
    Im Grunde hat dieser Teil ja schon immer gefehlt. Und früher war das auch lange Zeit kein so schlimmes Problem für mich, denn ich hab das ja ganz gut kompensieren können, indem ich meinen Frust über das, was mir fehlt, in Kreativität umgewandelt habe. Aber zurückblickend hat das irgendwie schon extrem viel Kraft gekostet... nicht nur das Schreiben, sondern auch das Aufrechterhalten dieses Forums hier, und die unzähligen nervigen Streitereien und Grundsatzdiskussionen, obwohl ich eigentlich gar nicht der Typ für sowas bin.
    Das ist alles nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Und jetzt sind die Batterien, die ein halbes Leben lang gehalten haben, eben ziemlich leer. Und ich glaube, der einzige Weg, wie sie nochmal aufgeladen werden könnten, wäre eben, wenn ich zumindest einen Teil von dem wiederfinden würde, was ich schon so lange vermisse in dieser Welt. Ich brauch echt mal ein Erfolgserlebnis. Und damit meine ich kein Erfolgserlebnis im Bezug auf meine Bücher oder meine Musik. Das bedeutet mir im Grunde rein garnix. Nein... ich brauche ein Erfolgserlebnis im zwischenmenschlichen Bereich... einfach mal wieder seit langem so ein magisches Gefühl, dass man jemanden trifft und sich einfach miteinander verbunden fühlt, auch wenn man sich vielleicht kaum kennt und nur ein paar Mal gesehen hat. Aber diese seltenen magischen Momente sind das, wofür ich immer gelebt habe. Und seit sie ausbleiben, bin ich einfach nicht mehr ich selbst, und mag an irgendwelchen Quatsch wie Sinn des Lebens oder sowas nicht einmal denken, weil mir dieses ganze Konzept "Leben" so reichlich sinnlos erscheint im Moment.

    • Offizieller Beitrag

    Danke, das ist echt nett von dir, @ daryus.
    Und schön, dass du wieder/noch da bist! Ich hatte schon befürchtet, du hättest dem Forum den Rücken zugekehrt, weil du zu wenig Rückmeldung bekommen hast oder generell weil dir hier zu wenig los ist. Könnte man ja auch niemandem einen Vorwurf machen deswegen. Aber naja, momentan läufts ja wieder halbwegs hier. Ich hoffe mal, dass das auch noch ein Weilchen so bleibt.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mich einem Sozial Arbeiter anvertraut - und sollte anschließend per zwang in die Psychiatrie gebracht werden.

    Ohje. Das klingt nach einer Menge Stress.
    Hatte der Herr Sozialarbeiter denn berechtigten Grund zu der Annahme, dass du dir oder anderen etwas antun willst? Oder war das nur mal wieder so ein dummes Missverständnis wie damals bei der Sache mit deinen Eltern? (Irgendwie scheinst du solchen Ärger aber auch ein bisschen anzuziehen... hmm )

    • Offizieller Beitrag

    Ist bei dir alles einigermaßen okay, wenn man mal vom fehlenden Kreis an liebenswerten Zeitgenossen in deinem näheren Umfeld absieht?

    Naja, ist alles wie gehabt. Ich trete auf der Stelle, bzw. drehe mich nur im Kreis. Sonst hätte ich auch nicht den gefühlt zwanzigsten Thread zum Thema Seelenverwandte aufgemacht.

    Erkläre ich aber bei Gelegenheit in einem eigenen Threat zu dem Thema

    Ja, gute Idee. Sonst schweifen wir hier ja wieder total vom Thema ab.

    • Offizieller Beitrag

    @daryus:
    Also für mich hört sich das ganze so an, dass das Mädel gerade ein bisschen emotional instabil ist (was ja ganz normal ist nach einer gescheiterten Beziehung). Und wenn dann noch Genosse Alkohol ins Spiel kommt, kann sowas schonmal passieren, dass man sich plötzlich näher kommt, als es eigentlich von beiden beabsichtigt war.
    Ich würde das an deiner Stelle nicht überinterpretieren, sondern jetzt erstmal abwarten, wie sie sich dir gegenüber verhält, wenn ihr beide wieder nüchtern seid. Vielleicht ist es ihr ja inzwischen auch eher peinlich, oder sie denkt sich ganz ähnlich wie du auch: "Oh Gott, ich mag ihn ja auf einer platonischen Ebene... aber wie sag ich ihm jetzt, dass ich eigentlich keine Beziehung mit ihm haben möchte, ohne ihn zu verletzen?"
    Falls sie aber tatsächlich mehr für dich empfinden sollte... hmmm, schwierig. Ich bin ja immer ein Freund von Ehrlichkeit, aber ich finde, es gibt schon Situationen, wo man es mit der Ehrlichkeit nicht übertreiben muss, und wo eine etwas sensiblere Vorgehensweise vielleicht sinnvoller wäre. Natürlich kannst du ihr ins Gesicht sagen "Du, ich mag dich total gern als beste Freundin, aber sexuell fühle ich mich leider nur sehr begrenzt von dir angezogen." Es kann aber halt gut sein, wenn sie eh schon irgendwie an Selbstzweifeln leiden sollte, dass sie das dann noch mehr runterzieht.
    In einem solchen Fall wäre es vielleicht besser, einen anderen Grund zu nennen, warum eine Beziehung keine gute Idee ist. Ich pflege in solchen Situationen dann gerne sowas zu sagen wie: "Ich komme nicht mal mit mir selbst richtig klar, und muss erst mal meine eigenen Dämonen loswerden, bevor ich mich auf einen anderen Menschen einlassen kann." Das ist in aller Regel ja auch keine Lüge, sondern vielleicht einfach nur nicht der komplette Teil der Wahrheit.
    Aber wie gesagt, ich würde da erstmal einfach abwarten, welche Signale sie bei eurem nächsten Treffen sendet. Vielleicht seht ihr den "Vorfall" ja auch beide im Nachhinein aus einer ganz ähnlichen Perspektive und könnt dann gemeinsam darüber lachen.

  • @daryus Du scheinst damit eine Vermutung zu bestätigen die ich schon seit einiger Zeit habe. Es scheint schwierig bis fast unmöglich für Männlein und Weiblein einfach nur befreundet zu sein. Mir ist jedenfalls kein einzügiger geglückter Fall bekannt. Entweder es ist so eine friendzone-Geschichte wo einer, meist der männliche Part, immer noch etwas für die andere Person empfindet und sich mehr erhofft und deshalb vorgibt auch mit einer Freundschaft zufrieden zu sein.
    Oder es ist halt so eine Dreiecksbeziehung wie bei euch, wo zwei von drei Freunden ein festes Paar bilden, aber insgeheim hegt meist mindestens einer aus der Gruppe auch noch andere Gefühle. Entweder ist einer der beteiligten aus der Paarbeziehung unzufrieden oder unentschlossen oder der/die übriggebliebene aus der Gruppe in einen der vergebenen Freunde verknallt. Oder die Paarbeziehung ist so erfolgreich dass der übrig gebliebene Freund irgendwann an Bedeutung verliert. Und sofern es noch kein Paar innerhalb einer solchen Freundschaftskonstellation gibt entsteht in der Regel früher oder später eine solche Paarbeziehung. Bei einer Dreierdgruppe bleibt zwangsläufig einer übrig. Sobald eine Freundschaft ein Männlein und ein Weiblein umfasst wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später zu Konflikten mit der rein platonischen Freundschaft kommen.


    Ich will mir da aber auch kein abschließendes Urteil erlauben, da es womöglich auch genug positive ausnahmen gibt und mein Bekanntenkreis einfach zu klein ist um das realistisch bewerten zu können und ich zudem auch noch nicht wirklich mit einem Weiblein befreundet war, bis auf einmal friendzone und eine eingeschlafene Internetfreundschaft.

    ''Everyone around me, they feel connected to something. Connected to something, I'm not.''
    Motoko Kusanagi

  • Ich wil Sie weder kränken noch verletzen, weder belügen oder noch beleidigen - und Sie trotzdem als Freundin behalten, ohne eine aufgezwungene "feste Beziehung" mit ihr führen zu müssen: Gibt es für so etwas zischen Männlein und Weiblein denn rein gar keine natürlichen Chancen?

    In dieser Situation wird wohl früher oder später unweigerlich einer von euch verletzt werden. Wenn du sie abweist wirst du sie natürlich verletzten. Wenn du dich jedoch dazu zwingst eine Beziehung mit ihr zu führen nur um sie nicht zu verletzen, wirst du darunter leiden und dann wird sich das so lange in dir aufstauen, bis du sie irgendwann um so heftiger von dir stoßen wirst und sie somit erst so richtig verletzen.
    Ich würde dir den gleichen Rat wie dian geben, sei ehrlich und versuche es halt so schonend wie möglich rüber zu bringen, aber lüge weder ihr noch dir selbst etwas vor.
    Wenn eure Freundschaft stark genug ist wird sie hoffentlich auch diesen Sturm überdauern und ihr könnte am Ende drüber lachen. Das klappt aber nur bei ganz wenigen Menschen die sich bereits mit sich selbst und ihren Dämonen stark genug auseinandergesetzt haben und genau wissen was sie wollen und wer sie sind. Also klappt es bei über 95% aller Menschen in der Regel eher nicht. In der Regel wird es wohl eher so sein, dass sie nach außen vorgeben wird damit gut umgehen zu können und weiter wie früher mit dir befreundet sein zu wollen, aber insgeheim wird sie dich womöglich immer noch mögen und darunter zu leiden haben. Es wird ab da an immer eine unsichtbare Barriere zwischen euch geben, die verhindert dass alles wieder ganz so unbeschwert ist, wie es ein mal war. Ihr werdet versuchen das geschehene zu überspielen und zu ignorieren und zum größten teil wird euch das auch gelingen, zumindest oberflächlich, aber ihr werdet euch trotzdem noch daran erinnern und dann wird es euch aus heiterem Himmel plötzlich in irgendeiner Situation wieder bewusst.


    Sorry ich will dich sicher nicht entmutigen und vielleicht liege ich ja auch komplett falsch, ich lag in meinem Leben schon viel zu oft falsch. Aber ich bin auch kein freund davon Menschen falsche Hoffnungen zu machen. Ich denke mir lieber ein Ende mit schrecken, als ein schrecken ohne Ende oder einem noch viel schrecklicheren Ende. Menschen sind jedoch gut darin schnell über Dinge hinweg zu kommen und sich neuen Alternativen zu widmen, Zeit heilt schließlich alle Wunden.


    Meine Herangehensweise ist echt so was von ungeeignet für Hollywood, viel zu pessimistisch und nüchtern, in Filmen würde die Moral sicher anders lauten. Ihr würdet für eure Liebe und Freundschaft kämpfen und am Ende würdet ihr dafür belohnt werden und würdet die besten Freunde bleiben und gleichzeitig noch miteinander rummachen und ein echtes Liebespaar sein. Aber ich schätze das ist halt nur so eine weitere Illusion aus einer der vielen Traumfabriken, die davon leben dass sich die Menschen nicht ihre schwächen eingestehen wollen.
    Ich glaube lediglich eine kompromisslose Ehrlichkeit, die mit der Brachialgewalt einer Abrissbirne vorgeht und dabei zugleich sanftmütig wie ein unschuldiges Rehkitz ist, kann dazu in der Lag sein den entstehenden schaden für sich und andere so gering wie möglich zu halten. Im Optimalfall sind die anderen dann auch schon so in sich gefestigt, dass sie mit dieser Ehrlichkeit umgehen und eine Tatsache als Tatsache akzeptieren können...

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    Motoko Kusanagi

  • Für mich liegt der Fall vollkommen auf der Hand: Wenn euch wirklich soviel verbindet, dann sollte man auch über dieses Thema offen sprechen können. Ganz egal ob sie nun frisch getrennt ist oder nicht. Was sollte daran eine Beleidigung sein? Eine Beleidigung wäre es, wenn nach allem, was euch bisher verbunden hat, du nicht aufrichtig zu ihr bist.


    Trennungsschmerz hin oder her. Das ist kein Grund, bewusst falsches zu tun und Dinge, die man im Grunde gar nicht möchte und bei denen man rein gar nichts empfindet, als gegenteilig zu verkaufen. Kurzum: nicht dahintersteht.
    Ich würde offen das Gespräch suchen, gleichzeitig aber zeigen, dass ich da bin. Trotz allem. Und es auch sein werde. Aber auf keiner anderen Art als bisher, sondern so wie immer schon.
    Das dürfte in ihrem Interesse sein und ich würde das auch nie als Schlag vor den Kopf empfinden. Eher als Zuspruch.


    Letztendlich muss man sich fragen, was denn die Konsequenz wäre. Du, daryus, sagst selbst, dass da keine körperliche Anziehung vorhanden sei. Beziehung scheidet da schon einmal aus. Bei ihr vermutlich genauso, da das jetzt als emotionale Übersprunghandlung gewertet werden kann. Hat sich das gelegt, wird auch diese spezielle Interesse an dir legen. Sie hat dann wieder denselben Status wie du jetzt ihr gegenüber. Und dieses Ziel gilt es wieder zu erreichen. Ich verstehe beim besten Willen nicht, wieso derjenige, der zwischen euch zwei gerade den klareren Kopf hat, plötzlich darüber nachgrübelst, sich den emotional-beeinfussten Wünschen des anderen hinzugeben und sich auch dieser - für sie temporären - Überzeugung hinzugeben.
    Dein Part ist es vielmehr es genau umgekehrt zu machen und sie aufzufangen. Denn diese emotionale Verfassung, die sie jetzt gerade hat, wird sie dann auch bald wieder haben. Dann aber mit dir. Willst du das?
    Es wird scheitern. So oder so. Gib ihr ein paar Wochen, dann ist sie wieder nüchtern. Und du warst ohnehin nie drauf. Wie sollte sowas funktionieren? Und wenn du sogar selbst diese Erkenntnis erlangt hast, was gibt es da jetzt noch zu grübeln?


    Stell dir vor, du bist OP-Arzt und musst die Eltern informieren, dass du für ihr kleines Kind nichts mehr tun konntest. Würdest du da auch lange herumdrucksen oder versuchen, in einem Schauspiel den Eltern das Gegenteil der Wahrheit vorzuspielen, wohlwissend, dass es eh rauskommt und sie dann noch viel mehr zusammenbrechen werden?

  • P.S.: Nur eine Bemerkungen: Zeit heilt NICHT alle Wunden! Da sind andere Prozesse von Nöten - und wenn man einer Lebensform "nur genug Zeit" lässt, stirbt und verrotet sie irgendwann für gewöhnlich. Derartige Allgemeinplätze wurden normalerweise nie gründlich überdacht - sie klingen bloß "kurz und gut", doch die Realität ist normalerweise viel viel viel komplexer.

    Wenn ich heute auf die Dinge zurückblicke die früher mal mein Leben durcheinandergewirbelt haben und wo ich im Vorfeld noch dachte das wird mich jetzt für den Rest meines Lebens beschäftigen, dann erscheinen die mir heute völlig belanglos und ich kann oft nur noch Müde darüber lächeln. Klar einige seelische Narben bleiben wohl zurück und womöglich beeinflussen prägende Erlebnisse somit auch zukünftige Handlungen nachhaltig, aber ausreichend Distanz lässt in der Regel alles nichtig erscheinen was einem mal wichtig war und dazu zähle ich auch eine zeitliche Distanz.


    Wobei es sicher auch ausnahmen gibt, wenn ich mir überlege wie z.b. Opfer von Kindesmissbrauch ein leben lang unter den Folgen zu leiden haben und manche das geschehene nie ganz verarbeiten können und sich selbst im hohen Erwachsenenalter noch mit Drogen und anderen schädlichen Verhaltensweisen davon zu befreien versuchen, dann stimme ich dir zu dass Zeit wohl nicht ALLE Wunden heilt. Zeit allein reicht halt nicht, da die zeitliche Distanz nicht greift wenn man das erlebte weiterhin in den Gedanken mit sich herumträgt und es somit ewig präsent bleibt. Ist ein schwieriges Thema...

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    Motoko Kusanagi

    Einmal editiert, zuletzt von Shinobi ()

  • Die Natur hat das tatsächlich exakt so eingerichtet, wie Shinobi es beschreibt. Ausnahmen bilden sich, wenn man Dinge nicht verarbeitet hat bzw. beim automatisierten "vergessen" etwas schief ging. Es ist einfach so, dass sich Dinge in dem Moment, wo sie passieren, unheimlich viel Platz in der eigenen Gedankenwelt nehmen. Ungefragt. Und das exakt umgekehrte Phänomen erlebt man dann einige Zeit (es können durchaus auch einige Jahre sein) später, wenn man so gar nicht verstehen kann, wie einem das mal treffen konnte.


    Wo dieses Verhalten, von dem sich nur Menschen betroffen sehen, eigentlich herkommt, kann ich nur mutmaßen. Vielleicht stammt es, wie so vieles, vom Fortpflanzungstrieb ab. Da braucht es ja auch etwas überschwängliches, was sich dann aber ebenso nach und nach wieder abbaut. Auf Sonne folgt Regen. Nicht umgekehrt. Menschen, die das nicht akzeptieren wollen, legen sich goldene Ringe um die Finger und meinen damit das Naturgegebene beeinflussen zu können. Aber wie so oft, macht die Natur sowieso ihr Ding und es ist ihr herzlich egal, wie der Mensch panisch versucht sich gegen dieses Schicksal zu stellen.