Die neue rechte Leitkultur

  • Es ist schon bemerkenswert: Alles sind schuld daran, dass Idioten rechts wählen, nur nicht die Wähler selbst. Von der Linkspartei kommt der Vorwurf, Marktradikalismus und Verfallserscheinungen nach der Wende seien für die starken rechten Wahlergebnisse im Osten verantwortlich, von konservativer Seite aus ist man der Auffassung, auch die PDS hätte durch Ablehnung des bürgerlichen Mainstreams den Verfallserscheinungen des "demokratischen" Establishment Vorschub geleistet und somit die Ränder gestärkt, die nun nach rechts kippen. Selbst in Dians Neujahrsansprache schwingt wieder der alte Paternalismus mit, die politischen Parteien/Lager seien dafür verantwortlich, wie sich gesellschaftliche Dynamiken entwickeln, sprich: Wenn Herr Müller rechts wühlt/wählt, sind natürlich die Linken schuld, die ihn nicht ernst genommen haben (mal überspitzt formuliert).
    Kaum jemand kommt auf die Idee, dem "Pöbel" mal selbst die Verantwortung zuzuschreiben. Es gibt eine Menge Menschen mit Herz und Verstand, auch wenn 15-40 Prozent nach rechts kippen - wo genau besteht der Automatismus, der von manchen impliziert wird? Menschen haben so etwas ähnliches wie einen freien Willen, zumindest Entscheidungsfreiheit, und niemand wird gezwungen, ein dummes, faschistoides Arschloch zu sein. Wenn sich große Wählergruppen nach rechts bewegen, ist die bürgerliche Demokratie eben ein Auslaufmodell. Anders ausgedrückt: Wenn die Barbarei auf dem Wahlschein steht, muss man sie auch nicht demokratisch bekämpfen.
    Diese ständige "Die da oben"-Denke geht mir langsam auf den Sack. Wenn man sehen will, wieso Gesellschaften desolate Orte sind, recht oft ein Blick zum Nachbarn oder an den Stammtisch. Die ständige Tendenz, Menschen nur als Opfer ihrer Umwelt zu sehen, die man aus der Verantwortung nehmen kann, sehe ich überall am wirken, sowohl im Mainstream als auch in alternativen Lagern - und ja, auch in der Unity-Philosophie.
    Dian hat angesprochen, Menschen würden im Laufe ihres Lebens immer wieder falsche Abzweigungen nehmen - das stimmt, aber wer ist tatsächlich am Ende dafür verantwortlich, wie sich Menschen entscheiden? Wie lässt sich diese Misere, die eine Avantgarde durch die andere ersetzen zu müssen, überwinden?

  • Ich denke, es ist ein Mix aus beidem. Der eigenen Verantworung für sich selbst und auch die Fremdverschuldung durch politsche Parteien und die Wirtschaft etc. Das kann durchaus bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Aber am Ende entscheidet man sich selbst immer noch für seine Taten und ist auch selbst für diese verantwortlich. Da hast du natürlich recht. Ja, es scheint eine gewissen Trend zu geben, das immer weniger Menschen Verantwortung übernehmen wollen. Entweder für sich selbst, noch für andere. Die einzigen, die das scheinbar und überwiegend gerne machen wollen, aber da wohl auch nicht jeder, kommen leider aus dem rechten Lager. Da spührt man richtig diese Aufbruchsstimmung. Ich habe letztens einen Beitag vom Youtube Kanal WILLKOMMEN IM NEOLIBERALISMUS gesehen, in welchem er erklärt, was das Hauptproblem der Linken sei und wie dieses zu lösen wäre. Damit hat er denke ich nicht vollkommen unrecht. Er sagte, dass den Linken insgesamt ein gemeinsames Ziel fehle, und das sie sich oft uneins seien. Die Rechten hätten dagegen überwiegend ein gemeinsames Ziel und würden dies auch grundsätzlich in einer gewissen Einigkeit in ihrem Lager anstreben. Bin mir nicht sicher, ob das nun das Grundproblem der Linken ist, aber es sicherlich nicht von der Hand zu weisen.

  • Ich denke, es ist ein Mix aus beidem. Der eigenen Verantworung für sich selbst und auch die Fremdverschuldung durch politsche Parteien und die Wirtschaft etc. Das kann durchaus bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Aber am Ende entscheidet man sich selbst immer noch für seine Taten und ist auch selbst für diese verantwortlich. Da hast du natürlich recht. Ja, es scheint eine gewissen Trend zu geben, das immer weniger Menschen Verantwortung übernehmen wollen. Entweder für sich selbst, noch für andere. Die einzigen, die das scheinbar und überwiegend gerne machen wollen, aber da wohl auch nicht jeder, kommen leider aus dem rechten Lager. Da spührt man richtig diese Aufbruchsstimmung. Ich habe letztens einen Beitag vom Youtube Kanal WILLKOMMEN IM NEOLIBERALISMUS gesehen, in welchem er erklärt, was das Hauptproblem der Linken sei und wie dieses zu lösen wäre. Damit hat er denke ich nicht vollkommen unrecht. Er sagte, dass den Linken insgesamt ein gemeinsames Ziel fehle, und das sie sich oft uneins seien. Die Rechten hätten dagegen überwiegend ein gemeinsames Ziel und würden dies auch grundsätzlich in einer gewissen Einigkeit in ihrem Lager anstreben. Bin mir nicht sicher, ob das nun das Grundproblem der Linken ist, aber es sicherlich nicht von der Hand zu weisen.


    Das rechte Lager ist mindestens so zersplittert und uneins wie alle anderen auch. Die Stärke besteht lediglich darin, dass man sich auf einfache Feindbilder einigen kann und dabei selbst überhaupt keine Lösung anbieten muss.
    Wer sich allerdings tatsächlich einig ist, ist das kapitalistische Establishment. Dahinter verschwimmen alle anderen Interessen. Entsprechend "gewinnt" der Kapitalismus bzw dessen Vertreter auch.
    Die Gefahr besteht darin, dass rechte Ideologien und kapitalistische Interessen zumeist Hand in Hand gehen. Somit verfügen Rechte leider oft über mehr direkte Ressourcen.

  • Das rechte Lager ist mindestens so zersplittert und uneins wie alle anderen auch. Die Stärke besteht lediglich darin, dass man sich auf einfache Feindbilder einigen kann und dabei selbst überhaupt keine Lösung anbieten muss.

    Ist schon ein gewisses Arschlochverhalten, aber es ist effektiv. Das muss man leider eingestehen. Ich bin mir sicher, vielen Rechten würden die Lösungen gefallen, die die AfD in Regierung bringen würde, da hier dann die Leidtragenden zwar nicht unbedingt Andere sind, aber man schafft es dann immer wieder, den Focus gezielt weg von diesen Themen zu bringen. Solange die Grenzen sicher und der Ausländer weg ist, ist die prekäre eigene Situation nicht mehr ganz so schlimm zu ertragen.

    Wer sich allerdings tatsächlich einig ist, ist das kapitalistische Establishment. Dahinter verschwimmen alle anderen Interessen. Entsprechend "gewinnt" der Kapitalismus bzw dessen Vertreter auch.
    Die Gefahr besteht darin, dass rechte Ideologien und kapitalistische Interessen zumeist Hand in Hand gehen. Somit verfügen Rechte leider oft über mehr direkte Ressourcen.

    Dem kann ich dir leider nur zustimmen. Und dennoch behaupten beide Seiten, gegenüber der anderen (also Links und Rechts) dass der Kapitalismus bzw das Establishment diese gewissermaßen bevorzugen würde. Da sieht die Lage meines Erachtens auch in Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft immer etwas anders aus. In der Gesellschaft versucht man eher die linke Seite zu bevorzugen und in der Wirtschaft dann die Rechte. Sehe ich jedenfalls so.

  • Dem kann ich dir leider nur zustimmen. Und dennoch behaupten beide Seiten, gegenüber der anderen (also Links und Rechts) dass der Kapitalismus bzw das Establishment diese gewissermaßen bevorzugen würde. Da sieht die Lage meines Erachtens auch in Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft immer etwas anders aus. In der Gesellschaft versucht man eher die linke Seite zu bevorzugen und in der Wirtschaft dann die Rechte. Sehe ich jedenfalls so.

    Wer ist denn "man"? Wer Geld verdienen will, orientiert sich an der Zielgruppe. Und wenn die größtenteils keinen Bock z. B. auf Rassismus hat, dann wird man vorsichtig damit sein, rassistische Klischees zu bedienen. Im Gegenteil, man wird sich eher ein buntes, weltoffenes Image verpassen. (Umgekehrt sehen wir ja auch den Trend hin zu Bekämpfern der 'politcal correctness', hier wird eben ein anderes Kundensegment anvisiert.)
    Nichtsdestotrotz will 'man' natürlich Geld machen und expandieren, insofern ist der Sozialismus eben mal außen vor, so viel zum Thema 'Kulturmarxismus'.


    Das Problem besteht wohl auch darin, dass mit 'links' häufig eher ein Lifestyle assoziiert wird, während hinter rechten Formierung eher ganz konkrete, organisierte Kampagnenpolitik steht.

  • Wer ist denn "man"?

    Sagte ich ja oben drüber, der Kapitalismus bzw das Establishment. Die, die landläufig das Sagen haben. Wirtschaftseliten.

    Nichtsdestotrotz will 'man' natürlich Geld machen und expandieren, insofern ist der Sozialismus eben mal außen vor, so viel zum Thema 'Kulturmarxismus'.

    Ich würde es nicht Kulturmarxismus nennen oder das aus den Gründen rechtfertigen, die die Rechten sonst immer ansprechen, sondern aus eben diesen, die du auch schon genannt hast. Der Wirtschaft kann es egal sein, wer ihre Produkte kauft, von daher kann sie nur ein Interesse haben, eine Art Gesellschaft zu kreiren, die eher bunt gemischt ist aus allen Bereichen der Welt. So ist die Gewinnmaximierung um ein vielfaches größer.

    Das Problem besteht wohl auch darin, dass mit 'links' häufig eher ein Lifestyle assoziiert wird, während hinter rechten Formierung eher ganz konkrete, organisierte Kampagnenpolitik steht.

    Daher denke ich auch, dass man Links und Rechts auf sehr verschiedene Art und Weise definieren kann.

  • Interessantes zu den Rechtsterroristen vom schwäbischen Grillplatz:


    Was über die bayerischen Terrorverdächtigen bekannt ist | BR24


    "Ein früheres Facebook-Profil von S. wurde offenbar gelöscht, was darauf hindeutet, dass er sich dort so explizit geäußert hat, dass die Facebook-Administratoren eingriffen. Werner S. legte sich daraufhin unter dem Aliasnamen Werner Schmidt ein neues Profil zu. In einem Dialog mit einem Facebook-Freund mokierte sich Werner S. über die Sperrung und drohte: "Aber warte noch ein wenig, dann laufen diese Cretinos ohne Hände herum.""