Social Justice Warriors / Gutmenschentum

  • Wenn es sich wirklich um ein Missverständnis handelte, finde ich die Reaktion auch übertrieben. Abgesehen davon darf die Effektivität der pädagogischen Maßnahme wohl angezweifelt werden, wie Dian bereits anmerkte.


    Mein Eindruck ist, dass man solche auf Toleranz abzielenden Fehlschüsse besonders häufig in der Schule findet. Vielleicht sollte sich die Schule auch erst einmal fragen, ob sie denn ihren Schülern gegenüber besonders tolerant ist, bevor sie sie mit zweifelhaften Maßnahmen zu mehr Toleranz erziehen möchte.

  • Ich kann mir kaum vorstellen, dass irgendwelche Repressalien in der Schule zu positiven Konsequenzen führen, egal um was es geht. Wenn man tolerante, rassismusresistente Individuen heranziehen will, bieten sich entsprechende Projekte an. Damit erreicht man natürlich nicht alle, aber Schule kann schließlich nicht alles leisten. Für den repressiven Part haben Pädagogen weder die nötigen Mittel noch Befugnisse.

  • Wenn man tolerante, rassismusresistente Individuen heranziehen will, bieten sich entsprechende Projekte an.

    Hm, also auf mich und vermutlich auch die meisten anderen haben politischen Projekte meist eher einen gegenteiligen Effekt (Reaktanz...). Und was stellst du dir dabei überhaupt vor? Menschen sind nicht von Geburt an automatisch rassistisch, abgesehen von einer natürlichen Vorsicht gegenüber Fremdem. Allgemein sollte eine Schule erstmal gar nichts zwangshaft machen, weder Projekte noch Unterricht und schon gar nicht die Anwesenheit zu bestimmten Zeiten. Aber das ist ein anderes Thema...

  • Ich bin kein Pädagoge und hab nie an Schulen Projekte betreut, kenne aber Leute, die z.B. bei Courage aktiv sind bzw waren.
    Aber an sich fallen mir da viele Beispiele an, die sinnvoll sein könnten, z.B. Zeitzeugen-Gespräche (wird naturgemäß immer schwieriger, aber man kann auch auf die 2. Generation ausweichen), Sport-Angebote mit den Kids aus dem Flüchtlingsheim, etc.


    Ich hab mal griechische Antifas kennengelernt, die eine eigene Schülerzeitschrift herausgegeben und an Schulen verteilt haben. Auch die Schulhof-CD-Aktionen der Nazis gibts ebenso von linker Seite aus . Das Genannte fällt jetzt natürlich nicht unter Schul-Pädagogik, sondern unter antifaschistische Jugendkultur, wozu dann auch die Arbeit im Bereich Subkultur, insbesondere Fußball, fällt.


    Persönlich fände ich es auch gut, wenn der Widerstand gegen den historischen Faschismus eine größere Rolle im Geschichtsunterricht spielen würde. Bloß will man das wohl nicht, weil der ja mehrheitlich von bösen Kommunisten und Anarchisten ausging, da präsentiert man lieber brave Humanisten und Demokraten, die Flugblätter verteilt haben.


    Wie gesagt sind das nur Beispiele, man muss immer vor Ort sehen, was Sinn macht.

  • Ich würde gerne noch mal auf diese angeblich vorherrschenden Privilegien von weißen hetero cis Männern zu sprechen kommen und warum es völliger quatsch ist, armen und sozial ausgestoßenen weißen heterosexuellen Männern irgendwelche angeblichen Privilegien vorzuhalten. Das führt doch gerade erst zum erstarken rechter konservativer Kräfte in der Politik. Ohne diese weltfremde SJW Bewegung in den USA und deren extrem abgehobene Forderungen, die im totalen Kontrast zum Leben normaler Menschen stehen, wäre ein Trump nie an die Macht gekommen und bei uns passiert eigentlich genau das gleiche. Die SJW Bewegung ist bei uns nur noch nicht so extrem ausgeprägt wie in den USA, auch wenn die Grünen manchmal schon ziemlich nah an Amerikanische SJWs heranreichen.


    ''Everyone around me, they feel connected to something. Connected to something, I'm not.''
    Motoko Kusanagi

  • Also, an sich kann ich es schon nach voll ziehen, wenn jemand für die gleichberechtigung eintritt. Einfach weil es noch bestimmte bilder von Männern und Frauen in der Gesellschafft gibt, die man wahrdscheinlich so einfach auch garnicht bekämpfen kann, aber für ein Individuum, ob mann oder frau, oder mit was sich das individuum noch alles identifizirt, unglaublich schädlich sind. Weil sie Menschen einfach in Rollen drengen. Das Problem bei der Momentanen Feministischen bewegung ist, das sie ihrer ziele nicht mehr richtig vermitteln kann. Denn das momentane Problem sind keine Gesetzte, denn auf dem Papir sind Männer und Frauen eigentlich gleich gestellt, sondern es geht um die Kulturellen unterschiede. Ein Investor wird sich ja jetzt auch nicht denken, igitt eine Frau, die lass ich jetzt mal nicht in den Vorstand, sondern vielleicht kann er sich mit dem Mann einfach besser Identifziren, weil er zumindestens denkt das er dem Mann ähnlicher ist. Außerdem gibt es weniger frauen die die chance haben in den Vorstand zu kommen, was auch schon wieder so ein unglaublich Koomplexes Netz von erwartungen, Vourteilen und Sympathin entspricht. Und ich hoffe mal das wir uns einig sind, das in der Welt da draußen, deutlich mehr ein Bild von einem mann haben, in der er besonders viel Leistet. Eine Frau dagegen wird immer er Emotional und fasst schon Hysterisch dargestellt. Selbst wenn es da jetzt irgendwelche gene gibt die einem das vorschreiben, sind sie allemal ein Trend und lassen sich eigentlich erst in einer Statistik erkennen.


    Doch das wirkliche Problem ist jetzt nicht das es nicht genügend Frauen in Maneger Positionen gibt. Sondern mehr das freie Individuen, in diese Rollen gedrengt werden. Wenn alle immer sagen, das du gut malen kannst, dich aber nicht für deine Mathekenntnisse loben, dann wirst du später wahrscheinlich lieber malen als Mathe machen. und der Punkt dabei ist, was die Feministische bewegung nicht vermitteln kann, das dieses Loben kein Aktiver vorgang ist, sondern wieder unterbewusst, von dem viele Feministen auch öffter betroffen sind als sie selbst wollen. Diese Erwartungen an Menschen auf grund jeder art von äußeren Merkmal, grenzt diese Menschen in ihrer entfaltungsfreiheit, ungemein ein. Dafür gibt es auch ein Psychologischen namen, nähmlich selbst erfüllende Prophezeiung. Andererseits heißt es auch das die Hetereo weißen cis Männer, auch erst dazu werden, durch das ganze finger auf sie zeigen. Wo wir dann jetzt bei Trump wären, was schon shinobi angesprochen hat. Ich glaube jetzt nicht das das der einzige grund war, aber in gewisser art und weiße hatte das schon seinen einfluss, darauf. Und das man daran gehindert wird, interessen aus zu leben, aufgrund von erwartungen die leute an einen haben, ist jeder betroffen. Halt nur unterbewusst. UM gesetze geht es da schon lange nicht mehr.


    Was man dagegen jetzt machen kann weiß ich auch nicht, da diese Kulturellen dynamiken zwar ziemlich scheiße sind aber sehr Komplex. Natürlich kann man die Sprache so verändern, das sich eine Neue Kultur bildet, aber so hat man dann nur wieder nur neue erwartungen und vorurteile. Deshalb muss man versuchen der Kultur weniger bedeutung bezusteuern (ich mache einen unterschied zwischen Kultur und Kunst). Das mit der Sprach wird ja bereitsversucht, für mich ist das zwar jetzt kein versuch leute zu unterwerfen, sondern für mich wird der zuhälter so nur gewächselt.


    Und noch eine 2. sache die mich am feminismus, sehr stark aufregt, ist (das habe ich schon mal gesagt) dass Feminismus aufklärerisch ist, also mann niemand dazu zwingen kann sich auf zu klären, sondern jeder Person es selber machen muss. Sonnst wird das nichts. Jeder muss selber daran arbeiten sich von seinen Erwartungen auf grund des Geschlechtes oder herkunft zu befreien und da hilft es auch nichts sich selber feminist zu nennen.

  • In der Diskussion werden einige Sachen durcheinander geworfen. Es gibt verschiedene Formen von Unterdrückung, die man nicht gegeneinander ausspielen sollte. Ein Arbeitsloser Weißer in den USA ist in dem Sinne "priviligiert", dass er im Gegensatz zu einem schwarzen Arbeitslosen nicht noch zusätzlich dem höheren Risiko von rassistischer Verfolgung ausgesetzt ist. Das heißt natürlich nicht, dass er im ökonomische Sinne ihm gegenüber priviligiert wäre.
    Ebenso ist man als Mann nicht denselben Gewaltverhältnissen unterworfen wie viele Frauen, z.B. im Kontext sogenannter Rape Culture in der Armee oder in anderen männerdominierten Gruppen.
    Soll heißen, dass diese Teilbereichskämpfe (Sexismus, Rassismus) als solche wichtig sind, aber, um erfolgreich zu sein, in umfassendere Kämpfe eingegliedert werden sollten.
    Das Ziel einer emanzipatorischen Linken sollte es sein, jede Form von Unterdrückung zu thematisieren und anzugehen. Ich kann mir hier gut vorstellen, dass gerade in den extrem antikommunistischen USA die Frage des sozialen Kampfes hinten ansteht, mit fatalen Folgen. Wenn sich dazu die Linke von der Arbeiterklasse schon rein milieubedingt entfernt, kommt das erschwerend hinzu.
    Allerdings bleibt die Frage, wieso ausgerechnet die chauvinistische Rechte als Alternative gesehen wird. Die tatsächlich sozial Ausgestoßenen werden diese nicht wählen - wohl aber diejenigen, die im Verhältnis zu den vermeintlichen Konkurrenten an den Fleischtöpfen (Flüchtlinge, Einwanderer) in dem Sinne tatsächlich um ihre letzten verbliebenen mickrigen Privilegien fürchten.
    In diesem Sinne lehne ich nach wie vor die These ab, die Rechten würden aus sozialen Gründen gewählt - das ist absurd. Trump, AfD, Front National etc. verzeichnen Erfolge, weil der Rassismus und Nationalismus für die entsprechenden Teile der Bevölkerung ein größerer politischer Motivationsgrund ist als die soziale Frage. Hinzu kommt noch die autoritäre Sehnsucht nach Führern, die einem die eigene Verantwortung abnehmen sollen.
    Insofern ist es verfehlt, wenn sich z.B. die Linkspartei in Teilen an rechte Positionen anbiedert, weil sie glaubt, für den "kleinen Mann" damit attraktiver zu werden. Eine Besinnung auf den eigentlichen Gehalt einer linken Bewegung im sozialrevolutionären und klassenkämpferischen Sinn ist die einzige sinnvolle Perspektive, egal ob in den USA oder Europa. Und das schließt auch den Kampf gegen jede Form von Spaltung, sei es Rassismus oder Sexismus, mit ein.

  • @Lonewolf


    n diesem Sinne lehne ich nach wie vor die These ab, die Rechten würden aus sozialen Gründen gewähl

    das habe ich auch nie gesagt. Ich meine, wenn man zu jemanden geht und die ganze zeit nur sagt das er ein weißer hetero cis mann ist, dann wird er auch irgendwann ein weißer hetero cis mann, werden der dann auch trump wählt. Genau so werden Flüchtlinge auch irgend wann mal gewallttätig wenn man die ganze zeit sagt das sie gewallttätig sind. Das nennt man selbsterfüllende Prophezeiung.

  • @cthulhu


    Das hat sich auch nicht gegen dich gerichtet. Diese These ist doch allgegenwärtig, nach der sich die Unterpriviligierten den Rechten zuwenden, weil die sie angeblich von den Linken im Stich gelassen werden. Gerade hierzulande kann sich jeder, der für die Rechte von Arbeitern und Arbeitslosen einstehen will, in irgendeiner Form gewerkschaftlich oder in entsprechenden Initiativen engagieren. Es ist völlig irrelevant, ob die lokale studentische Linke lieber über LSBTQ diskutieren will - dann gründet man eben eine lokale FAU, schließt sich den Gewerkschaftslinken an oder engagiert sich in den Arbeitslosenvereinen.


    Was den Kampf gegen rechte Alternativen angeht, muss in diesem Kontext eben auch gesehen werden, dass sich viele Menschen gegen Rassismus engagieren, die tatsächlich ansonsten nicht sonderlich linke Überzeugungen teilen. Gerade deswegen ist es auch wichtig, eine linke Kritik am Rassismus zu formulieren, und die Rechte dabei auch als tatsächliche Feinde der Arbeiterschaft zu entlarven, d.h. IMMER auch die soziale Frage in den Vordergrund zu stellen, anstatt z.B. nur auf Toleranz oder "Weltoffenheit" zu pochen.

  • Zitat von cthulhu

    das habe ich auch nie gesagt. Ich meine, wenn man zu jemanden geht und die ganze zeit nur sagt das er ein weißer hetero cis mann ist, dann wird er auch irgendwann ein weißer hetero cis mann, werden der dann auch trump wählt.

    Interessante These. Entweder das oder sie wählen aus Protest und Wut, weil sie es vielleicht satt sind permanent von irgendwelchen politisch korrekten pseudo linken hipster Spastis als WHCM (Das mit den Abkürzungen kann ich auch) bezeichnet zu werden und aufgrund ihrer angeblichen Privilegien angeklagt zu werden. Seltsamerweise stammen diese SJWs selbst in der Regel nicht aus dem Proletariat, sind selber WHCM und obendrein Wohlstandskinder oder eben weiblich und damit automatisch komplett von jeder Schuld reingewaschen. Und das mit dem Rassismus ist nicht ganz richtig, das kommt immer drauf an wo man lebt. Ein weißer kann auch Opfer von Rassismus werden, wenn du irgendwo in einem Ghetto in Schweden, Frankreich oder auch hier bei uns in Deutschland wohnst wo ausländische Mitbürger die Mehrheit stellen, oder dort durchläufst.
    Genauso wie es Hetzjagten und Übergriffe von Neonazis auf Ausländer gibt, gibt es auch Hetzjagten und Übergriffe von Ausländern auf Deutsche. Wer das leugnet lebt für mich hinterm Mond, das ist für mich genauso unverständlich wie das schweigen der linken Szene, wenn es um den Nationalismus ausländischer Mitmenschen geht. Aber nein Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit darf es ja nur von Deutschen oder Weißen geben. Hierbei entsteht der Eindruck es werde mit zweierlei Maß gemessen und wenn sich Menschen ungerecht behandelt fühlen kommt dabei nichts gutes raus.


    Das Frauen vergewaltigt und sexuell belästigt werden ist natürlich für freiheitsliebende Menschen nicht hinnehmbar und dazu zähle ich mich ja selbst, fühle mich aber weder linker noch rechter Gesinnung wirklich zugehörig. Hier stößt die SJW Bewegung jedoch meines Erachtens auf ein widersprüchliches Problem, welches sie aber nicht wahrhaben wollen. Der Schutz von Frauen und freiheitlichen Werten einerseits und die Blindheit bezüglich des Islams und den Verfehlungen und Problematiken von Menschen aus islamischen Kulturkreisen, welche im krassen Gegensatz zu Freiheit und Gleichheit stehen. Und nein gegen Religion zu sein und bestimmte kulturelle Einflüsse infrage zu stellen ist definitiv kein Rassismus.
    Ich denke ich komme mit jedem Mensch der Erde klar, egal welche Hautfarbe, welches Geschlecht oder welche Nation solange wir in den grundlegenden Punkten ähnliche Werte und Überzeugungen Teilen. Und hier sehe ich eben nicht nur die Privilegien von WHCMs, sondern auch die zunehmenden Privilegien und Sonderrechte die religiösen Deppen und Intoleranten und gewalttätigen Menschen aus intoleranten und gewalttätigen Kulturkreisen durch SJWs eingeräumt werden.


    In meinen Augen spalten die SJWs genauso wie die Rechten, indem sie eine Einteilung in gut und schützenswert und böse und verachtenswert vornehmen. Beide haben unterschiedliche Feindbilder, das ändert aber nichts daran dass beide ähnlich spaltend agieren.


    Ich hoffe der Beitrag liest sich jetzt nicht zu sehr als wolle ich damit irgendwelche Rechtsextremen in Schutz nehmen, ist nicht meine Absicht. ;)

    ''Everyone around me, they feel connected to something. Connected to something, I'm not.''
    Motoko Kusanagi