Social Justice Warriors / Gutmenschentum

  • Zitat von Lonewolf

    Scheint primär ein im Angelsächsischen gängiger polemischer Kampfbegriff zu sein:

    Dann bin ich aber für strickte Gleichberechtigung, Nazi scheint mir in den meisten Fällen auch bloß ein hohler polemischer Kampfbegriff zu sein. ;)


    Ich bin generell gegen nationalistische Ideologien und Strömungen eingestellt, egal welcher Nation und in welchem Gewand, jedoch halte ich es für keinen Widerspruch gleichzeitig gegen gewisse Standpunkte dieser SJWs zu sein. Feminismus ist mir gleichsam ein Dorn im Auge wie die von Abfallverwertung erwähnten Black Lives Matter Bewegung. Entweder ist es eine All Lives Matter Bewegung oder es ist schund! Gleiches gilt für den modernen westlichen Feminismus, der sich nur für die Rechte eines bestimmten vermeintlich unterdrückten Geschlechts einsetzt und wo es gewisse Strömungen gibt die offen Männerfeindlich agieren.
    Was Homosexuelle Menschen betrifft und Menschen die im laufe ihres Lebens zu der Entscheidung kommen ein anderes Geschlecht zu haben, so sollten sie das Handhaben dürfen wie es ihnen beliebt und jeder hat das dann zu Akzeptieren und ihnen dürfen dadurch natürlich keine Nachteile entstehen. In der Praxis ist das natürlich nur schwer umzusetzen und dafür bedarf es Aufklärung. Die traditionelle konservative Erziehung nach althergebrachten Geschlechterrollen ist sicher genauso beeinflussend wie die Erziehung durch verbohrte SJWs, zu sagen was hier das Richtige ist, fällt mir als jemand der nur wenig Ahnung von Kindern und Erziehung hat auch etwas schwer.

    ''Everyone around me, they feel connected to something. Connected to something, I'm not.''
    Motoko Kusanagi

  • Ich sehe mich da irgendwo zwischen den Extrempositionen von Abfallverwertung und Lonewolf.
    Ich bin davon überzeugt, dass Minderheiten hier nach wie vor diskriminiert werden und dass es noch einer Menge Aufklärungsarbeit bedarf... andererseits habe ich den Eindruck, vieles was getan und gesagt wird, ist ausgesprochen kontraproduktiv und dient eben nicht der Gleichstellung, sonderm dem Vertiefen der bereits vorhandenen Gräben.


    Das beste Beispiel, das mir noch immer einfällt, ist zu meiner Schulzeit in der Unterstufe des Gymnasiums... als die Gutmenschen-Lehrer versucht haben, den zu dem damaligen Zeitpunkt noch völlig unpolitischen und an Politik völlig desinteressierten Schülern zu vermitteln (bzw. regelrecht einzuprügeln), dass die Juden unsere Freunde sind und dass der Holocaust ganz schlimm war und dass wir alle ganz betroffen sein müssen.
    Dieses ständige, mit erhobenem Zeigefinger vorgetragene, moralinsaure Geseiere von unfähigen, unsympathischen Möchtegern-Autoritätspersonen hat bei einigen Schülern (unter anderem bei meiner Wenigkeit) dann dazu geführt, dass sie plötzlich Adolf Hitler cool fanden und fleißig den Hitlergruß gemacht haben. Es war einfach herrlich, wie ich mit einem Mitschüler vor der Religionslehrerin stand und wir sie mit "Heil Hitler" begrüßt haben, worauf die arme Frau heulend aus dem Zimmer gerannt ist. := evilgrin


    Zum Glück habe ich diese Phase schnell wieder überwunden. Aber das Prinzip scheint mir heute nicht viel anders zu sein...
    Da sind irgendwelche hässlichen Gestalten wie etwa Claudia Roth und Alice Schwarzer im Fernsehen... oder eben irgendwelche Freaks aus dem Internet, wie die eine Trulla mit dem Teddybär, die entweder wohl einen kleinen psychischen Schaden hat oder das ganze eigentlich als Parodie gemeint hatte, ohne zu ahnen, dass das die Gegner der SJW-Bewegung dann tatsächlich ernst nehmen...
    also jedenfalls schafft es die Emanzipations/Gleichberechtigungs-Bewegung wunderbar, nicht cool und attraktiv zu wirken, so wie man eben wirken muss, um die doofen Mainstreamdeppen zu erreichen, sondern eher ziemlich abschreckend und uncool zu wirken. Dass daraus dann in Zeiten des allgegenwärtigen Spotts im Internet eine starke Gegenbewegung entsteht, deren einziges Ziel es ist, diese Leute zu verarschen und lächerlich zu machen, wundert mich ehrlich gesagt nicht sonderlich. Auf diese Weise scheint mir dieses ganze SJW-Bashing überhaupt erst populär geworden zu sein. (mal abgesehen davon, dass es "Gutmenschen" und nervige Moralapostel natürlich schon immer gab)


    Ich weiß, Lonewolf wird jetzt wahrscheinlich wieder sagen: "Ach, das ist ja nur das Internet.... Wen interessiert das Internet? Geht mal lieber raus in die Realität"
    Das ist der größte Fehler, den die "Linken" (wenn ich das jetzt mal verallgemeinern darf) in den letzten Jahren begangen haben. Dass sie weiterhin dem Irrglauben unterliegen, der echte Kampf wird auf der Straße geführt, während Teile des Internets schon fast komplett in rechter Hand sind.
    Politische Meinungsbildung wird heute eben nicht mehr (oder nur noch sehr bedingt) auf der Straße gemacht. Die Netzgemeinde entscheidet, welche Themen morgen in der Presse stehen und übermorgen von den Politikern diskutiert werden.
    Und die rechten bzw. konservativen Kräfte, scheinen diesen Mechanismus deutlich besser für sich zu nutzen als die linken, progressiven Kräfte... was eigentlich ein Widerspruch ist, da man eigentlich meinen sollte, dass die weltoffeneren Menschen auch das Internet besser zu nutzen wissen... (hat wohl auch was mit der Technologiefeindlichkeit in diesen Kreisen zu tun, dass es nicht so ist.)

  • Das beste Beispiel, das mir noch immer einfällt, ist zu meiner Schulzeit in der Unterstufe des Gymnasiums... als die Gutmenschen-Lehrer versucht haben, den zu dem damaligen Zeitpunkt noch völlig unpolitischen und an Politik völlig desinteressierten Schülern zu vermitteln (bzw. regelrecht einzuprügeln), dass die Juden unsere Freunde sind und dass der Holocaust ganz schlimm war und dass wir alle ganz betroffen sein müssen.
    Dieses ständige, mit erhobenem Zeigefinger vorgetragene, moralinsaure Geseiere von unfähigen, unsympathischen Möchtegern-Autoritätspersonen hat bei einigen Schülern (unter anderem bei meiner Wenigkeit) dann dazu geführt, dass sie plötzlich Adolf Hitler cool fanden und fleißig den Hitlergruß gemacht haben. Es war einfach herrlich, wie ich mit einem Mitschüler vor der Religionslehrerin stand und wir sie mit "Heil Hitler" begrüßt haben, worauf die arme Frau heulend aus dem Zimmer gerannt ist.

    Ich habe die Darstellung des Nationalsozialismus in meiner Schulzeit auch übertrieben gefunden. Irgendwann hatte ich es dann auch verstanden. Das ist jetzt halt kein Thema, für das Kids, die in ihrer Freizeit Videospiele oder Fußball zocken wollen, sich von selbst begeistern würden. Aus dem Lehrplan streichen würde ich es zwar nicht (wenn nicht gleich die ganze Schule gestrichen wird, aber das ist ein anderes Thema), aber in meiner Erinnerung war es absolut dominant und auch ein wenig nervig.
    Kann schon sein, dass die Schule durch die komische Konstellation von Anwesenheitszwang und (zumindest gewollter) krampfhafter Erziehung zur Toleranz da bei einigen Schülern genau das Gegenteil bewirkt.

  • Was den NS angeht, existieren doch faktisch eine Menge Bildungslücken gerade bei der Jugend. Die wirklich drastischen Sache - z.B. die Shoa-Literatur - steht doch auf keinem Lehrplan.
    In meiner Erinnerung wurde der NS auch keineswegs sonderlich intensiv behandelt. Wir haben mal eine Exkursion nach Dachau gemacht, ansonsten wurden ein paar historische Daten abgehandelt. Und für die Generationen vor uns war das Thema ein blinder Fleck.


    Das Problem mit der traditionellen Linken besteht meines Erachtens u.a. darin, dass ihr das historische Subjekt abhanden gekommen ist. Die größte linke Partei in Deutschland kompensiert das dadurch, dass sie im Grunde die besseren Sozialdemokraten sein wollen. Eine große Erzählung haben sie nicht anzubieten. Dem stehen die Faschisten und Rechtskonservativen gegenüber, die den Mythos der völkischen Nation und des schicksalhaften Überlebenskampfes des Volkes wiederbeleben wollen, sprich: Ihr Subjekt ist leider noch sehr lebendig. Dem kann ich mich nicht dadurch entgegenstellen, indem ich bloß mehr Steuern für Reiche fordere. Was allerdings gewiss nicht verantwortlich für die Schwäche der Linken verantwortlich ist, ist das Hirngespinst der "SWJ" ;-)
    Das Internet als zu wenig genutzte Propaganda-Plattform - kann schon sein. Allerdings ist das Internet immer noch eine Scheinrealität. Zehntausend Likes für Nazi-Scheiße heißt nicht, dass auch nachher 10000 Leute auf der Straße stehen. Trotzdem liegt der rechte Rollback in Deutschland ganz unabhängig davon sicherlich bei 10-20 Prozent, was offenen Faschismus angeht, aber das ist nichts neues. Ich denke auch nicht, dass man die Leute noch irgendwie abholen kann. Der Zeitgeist und die soziale Lage spielt in manchen Fragen den Rechten in die Hände. Wer seine Privilegien schützen will, kann natürlich ganz nüchtern einfordern, dass man andere dafür über die Klinge springen lassen sollte. Und wir sind hier der priviligierte Teil der Menschheit - erst recht, wenn wir männlich, weiß, hetero und in den besten Jahren sind.

  • Wer seine Privilegien schützen will, kann natürlich ganz nüchtern einfordern, dass man andere dafür über die Klinge springen lassen sollte. Und wir sind hier der priviligierte Teil der Menschheit - erst recht, wenn wir männlich, weiß, hetero und in den besten Jahren sind.

    Bitte erkläre mir inwiefern ich durch meine Hautfarbe, Sexualität und mein Geschlecht priviligiert bin.

  • Ich bin weiß, männlich und hetero. Mir kommt niemand blöd, ich muss mich nicht angrabschen und belästigen lassen, und wenn ich meine Freundin in der Öffentlichkeit küssen, gehen mir auch keine homophoben Mustafas, Ronnies oder Enricos an die Gurgel.
    Ebenso bin ich keine Zielscheibe für rassistische Gewalt. Ich werde nicht ständig aufgrund meiner Hautfarbe kontrolliert, und niemand wirft mir ängstliche oder feindselige Blicke zu, weil ich nach mittlerem Osten aussehe oder mich mit meinem Kumpel im Bus auf arabisch unterhalte.
    Mit meinem Pass in der Tasche kann ich mich weltweit bewegen. Was das heißt, verinnerlicht man vielleicht erst dann richtig, wenn man mal miterlebt, wie "Illegale" in Athen zusammengetrieben und in Bussen deportiert werden, während man selbst als deutscher Touri daneben steht.
    Ich frage mich schon, wie weltfremd und man sein muss, um sich seiner eigenen Privilegien nicht bewusst zu sein.

  • Ich bin weiß, männlich und hetero. Mir kommt niemand blöd, ich muss mich nicht angrabschen und belästigen lassen, und wenn ich meine Freundin in der Öffentlichkeit küssen, gehen mir auch keine homophoben Mustafas, Ronnies oder Enricos an die Gurgel.

    Ja, das sind tendenziell nämlich eher Yussufs, Mohammeds und Abdullahs (wobei weder die noch die von dir aufgezählten das in Massen machen). Wenn wir von ein paar Nazis und radikalen Muslimen absehen, inwiefern ist Homophobie ein gesamtgesellschaftliches Problem?


    Ebenso bin ich keine Zielscheibe für rassistische Gewalt. Ich werde nicht ständig aufgrund meiner Hautfarbe kontrolliert, und niemand wirft mir ängstliche oder feindselige Blicke zu, weil ich nach mittlerem Osten aussehe oder mich mit meinem Kumpel im Bus auf arabisch unterhalte.

    Da die SJW-Kultur noch nicht komplett auf Deutschland übergeschwappt ist nehme ich mal die USA als Beispiel: Gibt es dort eine "White Lives Matter"-Bewegung die aktiv zum Tod aller Schwarzen aufruft? Inwiefern BLM nicht rassistisch ist kann ich mir nicht erklären, hast du abgesehen davon einen Beleg dafür dass Weiße überproportional oft Übergriffe aus rassistischen Gründen verüben, verglichen mit anderen Rassen? Ein paar komische Blicke im Bus würde ich jedenfalls nicht dazuzählen. Abgesehen davon wird Racial Profiling z.B. in der Sylvesternacht nicht einfach so durchgeführt, sondern weil arabische Männer an Sylvester 2015 sich massenhaft an Frauen vergriffen hatten und für so ziemlich alle Anschläge der letzten Jahre in Europa verantwortlich waren und dadurch rein statistischerweise eher als potenzielle Täter in Betracht kommen als Nicht-Araber. Arabische Frauen hingegen werden nicht häufiger kontrolliert als Deutsche, wo ist da das Male Privilege?


    Mit meinem Pass in der Tasche kann ich mich weltweit bewegen. Was das heißt, verinnerlicht man vielleicht erst dann richtig, wenn man mal miterlebt, wie "Illegale" in Athen zusammengetrieben und in Bussen deportiert werden, während man selbst als deutscher Touri daneben steht.

    Ja, Pässe und die Einteilung in legale und illegale Menschen ist bescheuert. Aber das hat nichts mit Hautfarbe, Geschlecht oder Sexualität zu tun.


    Ich frage mich schon, wie weltfremd und man sein muss, um sich seiner eigenen Privilegien nicht bewusst zu sein.

    Ja, ich bin ziemlich weltfremd.

  • Wenn wir von ein paar Nazis und radikalen Muslimen absehen, inwiefern ist Homophobie ein gesamtgesellschaftliches Problem?

    Das kannst du mit einem kleinen Experiment ganz schnell selbst herausfinden:
    Gehe zu einem deiner (männlichen) Mitschüler, sag ihm, dass du ihn süß findest und gern mit ihm zusammen sein würdest. Und dann beobachte mal, was passiert. ;)
    Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass es am nächsten Tag die ganze Klasse weiß, und ein paar Tage später weiß es auch der Rest der Schule.
    Ok, das ist jetzt vielleicht noch nicht zwangsläufig "Homophobie", aber von einem völlig normalen Umgang mit dem Thema sind wir jedenfalls auch noch meilenweit entfernt.
    Und natürlich ist unter Moslems oder generell unter Migranten (auch unter Christen) die Homophobie besonders weit verbreitet. Aber wenn du dich irgendwo auf dem Land in Sachsen oder Bayern umhörst, wirst du vermutlich auch nicht viele Jugendliche finden, für die Homosexualität eine ganz normale Sache ist... ich glaube, da sagt man auch gerne mal "Schwuchtel" zu jemanden, den man nicht leiden kann... das haben nicht die Abdullahs erfunden, dieses Wort.

    Abgesehen davon wird Racial Profiling z.B. in der Sylvesternacht nicht einfach so durchgeführt, sondern weil arabische Männer an Sylvester 2015 sich massenhaft an Frauen vergriffen hatten

    Ich kann mich an Fälle aus der Vergangenheit erinnern, als massenhaft DOITSCHE Neonazis ein Asylantenheim belagert haben und die Menschen dort in Todesangst versetzt haben.
    Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass man danach alle männlichen Deutschen unter Generalverdacht gestellt hätte. Ich glaube nicht mal, dass danach alle männlichen Deutschen, die eine Glatze haben, überdurchschnittlich häufig schikaniert worden sind. Weil man einfach (völlig zurecht) sagte, dass man sowas nicht verallgemeinern kann.
    Wenn es aber jetzt um arabisch aussehende junge Männer geht, scheint man das ein bisschen anders zu sehen... da ist jeder der aussieht wie Yussuf auch gleich ein potentieller Vergewaltiger, den man natürlich aus Sicherheitsgründen (natürlich nur deshalb, nur das Beste für uns alle, wie immer...) strenger kontrollieren muss als andere Menschen.


    Andererseits muss ich aber noch was zum Argument des "Privilegiertseins" sagen, das Lonewolf hier eingebracht hat:
    Ich glaube, wenn man vom Arbeitsamt oder der Schule oder sonstwem schikaniert wird, und halt nicht gerade aus dem wohlhabenden Ländle hier im Süden Deutschlands kommt, empfindet man sich oftmals alles andere als privilegiert... da kann die Hautfarbe auch noch so weiß sein. Und dann sieht man irgendwelche Frauen oder Ausländer, die im dicken Auto sitzen... und muss sich dann noch von den Linken vorwerfen lassen, dass man ja privilegiert ist und gefälligst die Schnauze halten soll. Kann ich schon nachvollziehen, dass man da dann schnell mal ein bisschen angepisst ist und sein Feindbild in Zukunft eher bei den Alice Schwarzers dieser Welt sucht als bei irgendwelchen reichen Bonzen.
    Natürlich kann man sagen, als Frau ist man tendenziell häufiger sexueller Belästigung ausgesetzt. Andererseits kann man als Frau auch tendenziell leichter durchs Leben kommen und jemanden finden, der einen ernährt und für einen arbeitet, wenn man nur halbwegs gut aussieht und ein bisschen mit dem Arsch wackelt. Ich denke, Vorteile und Nachteile gleichen sich da irgendwie auch ein bisschen wieder aus. :P (ich hoffe, das war jetzt nicht schon ein sexistisches Vorurteil, das ich da geäußert habe. Ist halt das, was ich so beobachte... sorry...)


    Generell, was das Thema angeht, finde ich es aber schön, dass hier auch mal kontrovers diskutiert wird, und wir nicht alle einer Meinung sind. Ich finde, gerade das hier ist ein Thema, worüber man durchaus verschiedene Ansichten haben kann. So lange es nicht ausartet und in einem Privatkrieg einiger User endet, ist das ja alles völlig ok.

  • Persönlich mag ich das Wort "privilegiert" nicht besonders. Besser gesagt denke ich, dass es das Problem von der falschen Seite beschreibt. Nicht der weiße, männliche, heterosexuelle (hier weitere "optimale" Adjektive einfügen) Bürger ist privilegiert, sondern er ist das Maß dafür, wie man einen Menschen normalerweise behandeln und welche Möglichkeiten man ihm bieten sollte. Der entgegengebrachte Respekt sollte nicht von Herkunft, Geschlecht, sexuellen Vorlieben, der Bartlänge oder der Lieblingsband (mit Ausnahme von Modern Talking) abhängen. Wenn man manche Rassismuskritiker reden hört, klingt es aber manchmal tatsächlich so, als ob es grundsätzlich schon mal eine Unverschämtheit sei, ein männlicher Weißer zu sein und man sich gefälligst bei allen anderen zu entschuldigen habe. Das halte ich nicht für den richtigen Lösungsansatz. Wenn man rassistischen Äußerungen das gern gezückte "Es geht nicht um dich!" entgegnen möchte, dann sollte man die Kritik möglicherweise auch besser nicht so formulieren, dass sie leicht als Vorwurf verstanden werden kann. Einfach für mehr Klarheit und Sachlichkeit in der Diskussion.


    Andererseits kann ich aber auch verstehen, dass es jemand bescheuert findet, wenn auf einen Hinweis, dass man bestimmte Witze doch bitte lassen soll, weil sie rassistisch (oder wie im Video von Blumio verletzend gegenüber Homosexuellen) sind, mit einem empörten "Ich soll ein Rassist/Schwulenfeind sein?!" reagiert wird. Übrigens fordere ich auch kein Verbot von irgendwelchen Aussagen oder möchte die Meinungsfreiheit einschränken oder so. Ich finde es allgemein aber erstrebenswert, dass Menschen respektvoll miteinander umgehen - weil ich selbst auch gerne so behandelt werde.


    Eigentlich sollte, wenn-schon-denn-schon, der soziale Status auch einen "Privilege Point" in dem Diskussionsstarter-Video geben. Wird das tatsächlich in den karikierten Kreisen übersehen?

  • Vor meinem Zivildienst habe ich nicht so recht an den Rassismus in der Gesellschaft geglaubt. Was sich in einem ganz normalen Altenheim tagtäglich so abspielt, hat mir da aber für alle Zeiten die Augen geöffnet. Handwerker, die "nicht ausländerfeindlich sind, die halt nur hassen", türkische Mitarbeiter, die in trauter arischer Runde als "blöde Ölaugen" betitelt wurden, sogar eine gezielte Spuckerei, weil jemand glaubte, von oben einen Türken gesehen zu haben - alles ganz normal. Kleine Hinterhältigkeiten wie Putzkräfte gezielt nach Herkunft aussuchen, wenn besonders eklige Sachen wegzumachen sind, sind da noch nicht mitgerechnet.