Reinkarnator

  • Ich hab das Buch endlich durchgelesen. (Endlich, weil ich nicht viel Zeit zum Lesen habe). Mir hat besonders die Unvorhersehbarkeit gefallen. Es war schön, Handlungen nicht berechnen zu können.Fast war ich enttäuscht, als das Buch zu Ende war. Jetzt weiß ich nicht, ob ich mir mit dem Lesen von Gegenwelt Zeit lassen sollte, denn wenn ich dieses durchgelesen habe, warten wieder nur 100000de Bücher mit vorhersehbarer Handlung auf mich, sofern es sich nicht um Sachbücher handelt.


    Interessant fand ich die eine Stelle im Buch, als über den Sinn des Lebens spekuliert wurde. Ich würde die Frage so beantworten: Nein, das Leben hat keinen höheren Sinn. Wenn unser Ende gekommen ist, löst sich unser Selbst ganz einfach auf und wird wieder Teil des Ganzen. Alles, was wir materiell oder emotional angehäuft haben, ist somit wertlos. Ich versuche deshalb jetzt schon mein Ego im Zaum zu halten. Niemand interessiert es später mal, wer wir waren. borg


    Also sollten wir unser Leben lieber damit verbringen, anderen zu helfen und mit ihnen eine gute Zeit zu haben.

  • Bei mir ist es bestimmt schon ein Jahr, dass ich das Buch gelesen habe und es hat mir auch echt gut gefallen,
    aber ich fand es echt schade, dass am Ende

    naja und natürlich trieft dieses Buch nur nach Dians Sehnsucht nach Freundschaft und Seelenverwandschaft, das soll jetzt nicht negativ gemeint sein, aber es halt so dauerpräsend.

    • Offizieller Beitrag

    Danke euch beiden für die Rückmeldung. Gerade für Reinkarnator habe ich nicht so viele Rückmeldungen erhalten, wie ich es gewohnt war... was sicher auch damit zusammenhängt, dass ich früher etwas offensiver auf meine Werke aufmerksam gemacht habe (mal ganz abgesehen davon, dass man die alten Sachen auch auf Amazon gekriegt hat, und Reinkarnator nicht).

    Mir hat besonders die Unvorhersehbarkeit gefallen. Es war schön, Handlungen nicht berechnen zu können.

    Wenn du mehr von mir liest, wird es vielleicht irgendwann auch berechenbarer. ;) Jedenfalls gibt es zwischen Gegenwelt und Reinkarnator schon ein paar Parallelen, was Aufbau und Charaktere angeht. Ich hab eben so meinen Stil, und der wird sich auch nicht mehr großartig ändern. Trotzdem versuche ich, vorhersehbare Entwicklungen zu vermeiden... einfach auch deshalb, weil ich selbst oft genug genervt bin, wenn ich beispielsweise einen Film anschaue und schon nach den ersten 10 Minuten vorhersagen kann, in welche Richtung sich das alles entwickeln wird.
    Ich finde, eine gesunde Portion Chaos und Unberechenbarkeit müssen schon sein.


    Was das Ende angeht:


    naja und natürlich trieft dieses Buch nur nach Dians Sehnsucht nach Freundschaft und Seelenverwandschaft

    So hätte ich das jetzt nicht unbedingt ausgedrückt. Aber vermutlich hast du Recht. :-)

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin gerade nochmal am Durchlesen... wollte schauen, wie ich mit einigen Jahren Abstand auf das Werk zurückblicke. Ob ich es wirklich noch weiterempfehlen kann oder nicht.
    Mir gefällt der schräge Humor und diverse absurde Situationen, die ich hier und da mit eingebaut habe. Ich denke, ich hab da genau den richtigen Tonfall getroffen, die Dramatik aufzulockern, ohne dass es lächerlich wirkt... auch mal einen Joke zu machen, so eine positive Lässigkeit ausstrahlen, aber trotzdem eine nachdenkliche, ernste Geschichte mit leicht misanthropischer Grundstimmung zu erzählen. Das Attentat auf den Gauleiter etwa... :sniper: Das hat schon was von Inglorious Basterds, Tarantino-Style. So in der Art wird es auch in Unity 5 zur Sache gehen. Irgendwie ist das genau die richtige Balance, die ich da gefunden habe, und die ich auch zukünftig gerne so beibehalten möchte.


    Es gibt aber auch einige Stellen, die mich echt stören, und wo ich mir in den Arsch beißen könnte, dass ich da so einen Mist fabriziert habe. Größtenteils hat es was damit zu tun, dass ich noch während des Schreibens einige Ideen wieder verworfen habe und manches Kapitel dann nochmal komplett umschreiben musste, was man an ein paar Stellen dann auch merkt.
    Ist jetzt nichts Dramatisches, aber so Kleinigkeiten, die irgendwie keinen Sinn machen. Etwa, dass Wizard Enigma küsst und dann sagt, sie ist seine Schwester, obwohl sie es gar nicht ist. Ich hab die Szene zwar so angepasst, dass es sich hinterher als Witz herausstellt, aber in der ursprünglichen Fassung war sie eben wirklich seine Schwester, und dann hat diese ganze Szene einfach viel mehr Sinn ergeben. Vor allem macht es wenig Sinn, dass Wizard im Anschluss sagt, er hofft dass ihn Clyde nicht für einen durchgeknallten Sodomisten hält... obwohl er ja eigentlich nur ne Frau geküsst hat, die NICHT seine Schwester ist. ?(
    Vielen fällt das sicher beim Lesen gar nicht auf. Aber mich ärgert es trotzdem, dass ich da an ein paar Stellen so schlampig gewesen bin.
    Generell hat sich der Schaffensprozess über einen viel zu langen Zeitraum hingezogen, und ich war irgendwann müde und wollte nur noch fertig werden. Irgendwann muss man ja auch mal zu einem Abschluss kommen.

  • Vielen fällt das sicher beim Lesen gar nicht auf.

    Nicht nur das, ich hab zusätzlich vergessen, worum es in Reinkarnator überhaupt ging xD. Wenn die anderen Leser ähnlich wenig feedback geben wie ich, solltest du dir vll mal einen Lektor, oder gleich einen Verlag mit sowas suchen?

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • Ein Lektor ist wie ein Arzt der einem Vorschläge macht, was man tun könnte. Im Endeffekt ist es aber das eigene Werk mit genau dem Ausdruck den man ihm verleihen wollte. Das Argument über den langen Zeitraum leuchtet allerdings ein, im Hinblick darauf den Faden zu verlieren usw. Das Gefühl lässt sich dann nur schwer wieder aufgreifen. Ich hab das aber eher in die Schublade der künstlerischen Freiheit eingeordnet, dass du so ne Art 'mindfuck'-Faktor mit eingebaut haben könntest, wo du gerade Tarantino erwähnst :D

  • Schwachsinn.

    Stimmt wirklich nicht.


    Als Autor wird man quasi betriebsblind für das eigene Werk. Der Lektor ist allein schon deshalb im Vorteil, weil er es nicht ist. Ein guter Lektor verbessert Konsequenz und guten Stil in der Sprache, prüft auf Logikfehler und einiges mehr - das Werk wird "salonfähig" gemacht. Meist ist mit dem Lektorat noch das Korrektorat verbunden. Auch bei sprachlich sehr guten Autoren wie Dian schleichen sich kleinere Fehler im Text ein.


    Es gibt Lektoren, die lektorieren das ganze Werk alleine bis zur Finalversion, andere wiederum stehen im regelmäßigen Austausch mit dem Autor. Es kann auch Vorschläge geben, meist sind Lektoren jedoch dominant und sagen, was in welcher Art angepasst werden soll.

    • Offizieller Beitrag

    Das Argument über den langen Zeitraum leuchtet allerdings ein, im Hinblick darauf den Faden zu verlieren usw. Das Gefühl lässt sich dann nur schwer wieder aufgreifen.

    Es ist auch so, dass man, wenn sich die Arbeit über einen langen Zeitraum hinzieht, nicht immer die selben Gefühle empfindet. Mir sind beim Reinkarnator ein paar Stellen aufgefallen, bei denen ich mir jetzt im Nachhinein (wo ich gerade etwas positiver drauf bin), gedacht habe: "Ohje, das ist aber bisschen arg zynisch gewesen" oder "Da war ich wohl beim Schreiben gerade ziemlich angepisst von irgendwas."
    Andererseits ist diese Widersprüchlichkeit und ein gewisser Chaos-Faktor ja auch Teil dessen, was Kunst letztlich ausmacht, und was ein echtes Kunstwerk von einem glattgebügelten Mainstreamprodukt unterscheidet. Von daher ist das mit den Lektoren schon eine heikle Gratwanderung. Man braucht zwar jemanden, der einem manchmal einen Spiegel vorhält und der durch einen gewissen professionellen Abstand auf Dinge aufmerksam machen kann, die man selber als Autor gar nicht mitbekommt. Gerade, was Wortwiederholungen, Logik- oder Schreibfehler angeht. Aber sobald es um Stil-Fragen oder inhaltliche Dinge geht, bin ich da sehr skeptisch. Man würde ja auch nicht zu Van Gogh sagen "Hey, mal die Sonnenblumen doch ein bisschen weniger gelb, das sieht besser aus." Nein, ein Van Gogh muss genau so aussehen, wie er aussieht, sonst ist es eben kein Van Gogh mehr. Künstler brauchen ihre eigene Identität, und wenn sie damit keinen Erfolg haben, dann sind sie vielleicht einfach nicht genial genug, oder wie im Falle von Van Gogh (und mir), einfach noch nicht tot genug. ^^

  • Gerade, was Wortwiederholungen, Logik- oder Schreibfehler angeht. Aber sobald es um Stil-Fragen oder inhaltliche Dinge geht, bin ich da sehr skeptisch.

    Ja ich dachte auch eher an Ersteres. Aber falls du mal jemand brauchst, der deine Genialität in Frage stellt, sag mir Bescheid, ich machs umsonst :D

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • Van Gogh hatte vielleicht so einen dominanten Lektor, der ihn so dermassen genervt hat, dass er jede Menge Absinth trinken musste um ihn zu ertragen. Dann kam die grüne Fee und hat ihm das Ohr abgeschnitten. So läufts halt manchmal. Ne, lass mal deine Handschrift im Original bleiben. Der "Kleinkram" ist doch Nebensache.