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    (Ich kann mir einen kleinen, zynischen Kommentar zu der Sache nicht verkneifen, auch wenn ich fürchte, dass es statt ernsthafter Diskussionen nur wieder die üblichen Reflex-Reaktionen auf beiden Seiten hervorrufen wird... nämlich die einen, die sagen "Scheiß Weiber-Gesellschaft", und die anderen, die jeden, der auch nur das kleinste bisschen Kritik an den Auswüchsen der Emanzipation äußert, gleich in die reaktionäre rechte Ecke stellen wollen. Egal, ich versuchs trotzdem mal)


    Also... falls ihr die Bunte oder die Bravo lest, habt ihr ja vielleicht mitbekommen, dass viele Promi-Weiber äh bekannte Schauspielerinnen und Künstlerinnen schon sexuell belästigt worden sind. Und weil es so viele sind, gibt es dafür einen extra Hashtag auf Twitter namens # metoo. (Ich gebe zu, ich bin so verdammt altmodisch, ich musste erstmal in meinem Brockhaus-Lexikon nachschlagen, was eigentlich ein Hashtag ist. Aber ich glaube, das ist einfach sowas wie ein Link zu irgendeiner Twitter-Unterhaltung. Twitter ist ein Kurznachrichtendienst, mit dem schreib- und lesefaule Menschen, die sich so lange Beiträge wie die von mir niemals durchlesen würden, trotzdem miteinander kommunizieren können. Also sowas wie Internet für Affen)
    Aber zurück zum Thema.
    Natürlich gibt es viele Schweine da draußen. Chauvi-Schweine, Männer-Schweine, Macho-Schweine, wie es beispielsweise Harvey Weinstein (der mit seinem Schweine-Verhalten die ganze Debatte ausgelöst hat) zweifellos ist. Und deren asoziales Verhalten zu verhamlosen, ist ganz sicher nicht Intention dieses Textes.
    ANDERERSEITS ist es ein offenes Geheimnis, dass es auch viele Frauen gibt, die die sogenannte "Besetzungscouch" gerne mal als Karrieresprungbrett genutzt haben... wie man hört, übrigens nicht nur in Hollywood und in der Popmusik, sondern durchaus auch in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
    Es war eigentlich in der Vergangenheit immer so ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Die einen, die weitestgehend talentbefreit oder halt ziemlich unauffällig sind, aber trotzdem gerne nach oben kommen möchte... und die anderen, die das Geld und die Macht besitzen, aber so hässlich sind, dass sich niemand freiwillig mit ihnen einlassen würde. Die einen haben also die Beine breitgemacht und eine Karriere bekommen... die anderen haben den Geldbeutel aufgemacht und dafür einen Blowjob bekommen. Eigentlich eine faire Symbiose, möchte man meinen. Wenn auch irgendwie eklig.


    Was mich jetzt etwas an dieser ganzen # mewtu-Debatte stört (ich meine natürlich # metoo, # mewtu ist das Pokemon), ist die Einseitigkeit, wie die ganze Welt plötzlich nur noch aus notgeilen Machos und hilflosen traumatisierten Opfern zu bestehen scheint. Dass viele Promi-Bitches ihren Sexy-Körper vielleicht ganz bewusst einsetzen und sich auch gern mal ein bisschen "belästigen" lassen, weil sie gemerkt haben, dass man damit ganz gut Kohle verdienen kann? Nein... das darf man nicht sagen, das ist dann vermutlich schon sexistisch. Überhaupt muss man höllisch aufpassen, was man als biologischer Mann zu dieser Thematik sagt oder schreibt.
    Wenn ich Frauen kritisiere, weil sie hässliche Klamotten tragen und aussehen wie die alte Vogelscheuche Alice Schwarzer, bin ich ein Sexist. Wenn ich Frauen kritisiere, weil sie sich wie die letzten Schlampen anziehen und übertrieben ihre Weiblichkeit betonen, bin ich ebenfalls Sexist, weil ich ihnen ja dadurch ihr Recht abspreche, sich so zu kleiden wie immer sie es möchten. Und wenn ich Frauen kritisiere, die sich hochgebumst haben und dann jetzt, wo es im Trend liegt, im Internet laut "Vergewaltiger!!!" schreien, bin ich natürlich noch mehr Sexist, weil ich das Leid der Opfer bagatellisiere.
    Wie man es auch macht... man darf heutzutage in der Öffentlichkeit eigentlich überhaupt nix mehr kritisieren, was Frauen angeht, wenn man kein Sexist sein möchte. Und genau da sehe ich das Problem. In dieser einseitigen Schwarz-Weiß-Malerei, die nur noch Opfer und Heilige auf der einen Seite, und fiese Schurken auf der anderen Seite kennt, und jeden dazu zwingt, sich zu entschuldigen, der das ganze auch nur mal ein bisschen differenzierter sieht.
    Natürlich darf ich hier schreiben, was ich will, ohne dass ich mich entschuldigen muss. Aber wenn ich jetzt beispielsweise ein bekannter Comedian wäre, und hätte diesen Text öffentlich im TV gesagt, dann würde ein gewaltiger sogenannter Scheißesturm über mich hereinbrechen, und ich wäre höchstwahrscheinlich meinen Job und sämtliche Sponsoren los.


    Die Frage ist, was für eine Gesellschaft wir haben wollen, und wie gesellschaftlich mit einem solchen Thema umgegangen werden sollte.
    Natürlich sollte sexuelle Belästigung ein absolutes No-Go sein! Und natürlich sollten Frauen genauso wie Männer behandelt werden, und weder aufgrund ihres Aussehens bevorzugt werden, noch benachteiligt, weil sie irgendeinem Chauvie-Arschloch keinen blasen wollen.
    Aber ich will auch keine Gesellschaft, in der mir ständig an jeder Ecke ein nackter Frauen-Arsch hingestreckt wird und mit Sex Milliarden-Umsätze gemacht werden... wo sich talentbefreite Frauen hochbumsen und nur deshalb überhaupt bekannt sind, weil sie irgendwann mal mit Boris Becker oder Dieter Bohlen gefickt haben.
    Das erscheint mir alles ein wenig scheinheilig. (und so ist es natürlich auch kein Wunder, dass diese Kampagne ausgerechnet aus den USA kommt... einem der scheinheiligsten, verklemmtesten und gleichzeitig sexualisiertesten Länder überhaupt)
    Und damit meine ich natürlich vor allem die Medien, die sich einerseits als moralische Instanzen und Wächter der Frauenrechte präsentieren, andererseits aber ja genau dieses Klischee-Frauenbild immer wieder aufs neue propagieren. Schon Sendungen über Topmodels sind im Prinzip die pure Anleitung zur Vergewaltigung, weil es dabei ja um nichts anderes geht, als den notgeilen männlichen Zuschauern neue Wichsvorlagen zu liefern, und den weiblichen Zuschauern eine Vorlage, wie man sich kleiden und verhalten muss, um ebenfalls erfolgreich zu werden.
    Die Medien haben das alles erst verbockt, und jetzt beschuldigen sie die Männer, weil sich die Frauen offensichtlich als die werberelevantere Zielgruppe herausgestellt haben, die man auf keinen Fall vergraulen darf, während Macho-Produkte wie Zigaretten und Alkohol ohnehin nicht mehr so einen guten Ruf haben. Die Werbeindustrie ist komplett auf dem Political Correctness-Trip, aus Angst vor Shitstorms nehmen sie Zigeunerschnitzel aus dem Programm und sperren Youtubern die Monetarisierung. Firmen präsentieren sich menschlich und solidarisch mit Frauen, aber eben nicht aus Überzeugung, sondern aus Marketing-Gründen. Im Prinzip sind es die selben eiskalten kapitalistischen Aasgeier wie immer.
    Das stört mich an dieser ganzen Debatte. Diese Verlogenheit. Denn letztlich geht es nur um Geld und Auflage. Auch bei # metoo. Möchte nicht wissen, wie viele halbprominente Frauen (und auch der eine oder andere halbprominente Kerl, der von Kevin Spacey sexuell belästigt wurde) nur aufgrund von # metoo jetzt neue Jobs bekommen haben, und ein großes Interview im Playboy Magazin. *kotz*

  • Ich vermute mal die sexuelle Ausbeutung wird von den Kritikern auch dann kritisiert, wenn sie von vielen Frauen "freiwillig" mitgemacht wird. Dass Männer grundsätzlich die Bösen in der Debatte sind oder irgendeine Form von "Männerfeindlichkeit" dadurch transportiert wird, nehme ich nicht so wahr. Und wenn irgendwelche sattgefressenen Bonzenschweine nun über solche Skandale stolpern, bin ich sicher der letzte, der sich daran stört.
    An "political correctness" liegt mir persönlich nix. Aber dann bitte konsequent, und nicht rumjammern, wenn gewisse Personen als dumme Kartoffeln oder Nazi-Schlampen bezeichnet werden- oder wenn man z.B. den Unity-Durchschnittsnutzer als untervögelten Loser auf Antidepressiva bezeichnet;) . Wenn ich mich recht entsinne, wurden hier auch schon diverse Leute aus dem Forum verbannt, weil sie angeblich die Diskussionskultur vergiften, zudem wird ein "respektvoller Umgang" gefordert. Wo genau ist jetzt der Unterschied zu den Forderungen in der öffentlichen Debatte, bestimmte Begrifflichkeiten zu überdenken?

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    Wenn ich mich recht entsinne, wurden hier auch schon diverse Leute aus dem Forum verbannt, weil sie angeblich die Diskussionskultur vergiften, zudem wird ein "respektvoller Umgang" gefordert. Wo genau ist jetzt der Unterschied zu den Forderungen in der öffentlichen Debatte, bestimmte Begrifflichkeiten zu überdenken?

    Ich denke, der Vergleich hinkt doch ein wenig...
    Er wäre zutreffend, wenn wir hier im Forum Extra-Abzeichen für Frauen mit dicken Titten vergeben und Schönheitscontests veranstalten würden, und dann aber gleichzeitig betonen, dass wir keine sexuellen Belästigungen oder Anmache anderer User dulden. Denn das ist so in etwa das, was in der schizophrenen Medienwelt da draußen gerade passiert. ;)


    Falls du aber generell die Foren-Netikette mit Political-Correctness-Zensur im öffentlichen Leben gleichsetzen möchtest:
    Ich denke, dass man alles übertreiben kann. Natürlich ist ein respektvoller Umgang miteinander eine Voraussetzung dafür, dass Menschen sich in einer Gesellschaft wohlfühlen können. Und dazu gehört selbstverständlich auch, dass man gewisse Begrifflichkeiten nicht in beleidigender Weise verwendet. Dass ich beispielsweise Homosexuelle nicht generell als "Schwuchteln" bezeichne, oder Frauen als "Fotzen", oder Neger als "Nigger". :D
    Also gewisse Grundübereinkünfte im Umgang miteinander sollte es schon geben... in der Gesellschaft genauso wie hier im Forum.
    Die Frage ist halt, wo man die Grenzen zieht. Und da denke ich, ist in der Gesellschaft momentan eine gewisse Tendenz zu erkennen, etwas überzureagieren und mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Und nein, ich hab kein Mitleid mit fetten Hollywood-Bonzen... aber ich würde Kevin Spacey schon gern noch öfters in Filmen sehen. Genauso wie ich auch Klaus Kinski immer noch für einen genialen Schauspieler halte, auch wenn er privat noch so pervers gewesen sein mag. Und was kümmert es mich, ob Michael Jackson mit kleinen Jungs ins Bett gegangen ist? Wird seine Musik dadurch irgendwie besser oder schlechter?
    Ich sehe einfach die Gefahr, dass heutzutage unter dem Deckmantel von schönen Begriffen wie "Emanzipation" bzw. "Gerechtigkeit" nur wieder das gute alte Spiel namens "Hexenjagd" gespielt wird... und dass die Menschen im Prinzip keinen Deut weiter sind als vor 50 Jahren, nur dass sich die Feindbilder halt ein bisschen dem Zeitgeist angepasst haben.

  • Nö, der Vergleich hinkt keineswegs. Letztlich geht es um Empathie, und die geht wird hier eben gerne über Bord geworfen, siehe auch diesen unsäglichen "SJW-"Thread. Man selbst inszeniert sich gerne als von der Außenwelt unverstandener Außenseiter, unterscheidet sich aber letztlich hinsichtlich egozentrischer, vorurteilsbehafteter Weltbilder nur wenig von dieser von Verwertungslogik durchdrungenen Gesellschaft.
    Die Medien agieren skandalorientiert und doppelzüngig, geschenkt. Und manche Frauen nutzen körperliche Vorzüge, um sich dadurch Vorteile im kapitalistischen Konkurrenzkampf zu verschaffen. Ist das jetzt der Vorwurf, den du formulieren willst?
    Wir müssen uns in diesem Hamsterrad alle unseren Platz sichern, und nicht jeder kann bzw will auf staatlichen Alimenten oder der Knete von Papa leben (unsere "Anarcho-Kapitalisten" und "Individual-Anarchisten" hier im Forum mal ausgenommen). Dass manche mit der Geilheit anderer verdienen, ist jetzt nicht unbedingt das Schlimmste, was die kapitalistische Gesellschaft hervorbringt.
    Und das Gerede von der sexualisierten Gesellschaft - meine Güte, du klingst streckenweise schon wie ein weiterer alter, konservativer Sack aus dem Schwabenländle ;)
    "Hexenjagd", "Angriff auf die Meinungsfreiheit" - diese Phrasen werden heute bevorzugt aus einem gewissen politischen Lager bedient, das, wenn man nicht mit Zensur und Einschüchterung gegen es vorgehen würde, statt symbolischen Galgen bald wieder echte aufstellen würde.
    Wenn man ausgerechnet "political correctness" als Problem betrachtet in Gesellschaften, die stetig in Richtung neuer faschistischer Dystopien taumeln, spricht das schon für ein gehöriges Maß an Realitätsverweigerung.
    Und erklär mir mal bitte den Unterschied zwischen deiner Forderung, unbekümmert das künstlerische Schaffen von Vergewaltigern genießen zu dürfen, und jeder anderen Form des gedanken- und hirnlosen Konsumverhaltens, das dann wieder an anderer Stelle bei den "Lemmingen" angeprangert wird.

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    Ja, danke, Hundertwasser. Genau das meinte ich. Attention whoring von Huren des Systems. (männlichen wie weiblichen)

    Die Medien agieren skandalorientiert und doppelzüngig, geschenkt. Und manche Frauen nutzen körperliche Vorzüge, um sich dadurch Vorteile im kapitalistischen Konkurrenzkampf zu verschaffen. Ist das jetzt der Vorwurf, den du formulieren willst?

    Ich finde einfach den Widerspruch bemerkenswert... dass manche Frauen einerseits ihre gesamte Existenz auf dem professionellen Ausspielen ihrer Weiblichkeit begründen, und sich andererseits dann aufregen, wenn sie jemand auf ihre Weiblichkeit reduziert und sie nur als wandelnde Ärsche mit Gesicht ansieht. Erinnert mich in gewisser Weise auch an diese Promis, die einerseits ständig das Scheinwerferlicht suchen, und dann andererseits rumjammern, dass sie ständig von Paparazzi verfolgt werden.
    Das ist für mich einfach ein klassischer Fall von "Selber schuld!".
    Aber das Thema ist mir jetzt auch nicht so bedeutend, dass ich deshalb ewige Grundsatzdiskussionen führen wollte. Wollte es einfach nur mal erwähnt haben... auch, weil ich es etwas seltsam finde, wie man plötzlich durch das Erwähnen, dass man sexuell belästigt wurde, seinen Promi-Status aufwerten kann.

    "Hexenjagd", "Angriff auf die Meinungsfreiheit" - diese Phrasen werden heute bevorzugt aus einem gewissen politischen Lager bedient, das, wenn man nicht mit Zensur und Einschüchterung gegen es vorgehen würde, statt symbolischen Galgen bald wieder echte aufstellen würde.

    Ja, ist mir schon auch klar, dass das die Rechten auch immer gerne benutzen, und dass sie sich überall zensiert fühlen, obwohl das ganze Internet voll ist von ihrem debilen Gequatsche.
    Aber das ändert ja nichts an der Tatsache, dass die öffentlichen Medien extrem gleichgeschaltet sind, und dass man zu bestimmten Themen auf 20 Fernsehkanälen und in 50 Zeitungen immer nur eine Meinung lesen wird. Und damit meine ich jetzt nicht das Thema "Holocaust" oder "Flüchtlinge", sondern auch Themen wie "unser toller Rechtsstaat", "unser tolles demokratisches System", oder wenn mal wieder ein Amoklauf passiert... Stichwort Schusswaffen-Gesetz...
    Nenne mir eine einzige Zeitung außer vielleicht dem Vereinsblatt vom örtlichen Schützenverein, in der das Thema "Schusswaffen im Privatbesitz" etwas differenzierter betrachtet wird. Ich sehe da nur eine gleichgeschaltete Medienhetze, die alle die ach so bösen Waffengesetze in den USA anprangern, und das deutsche strikte Verbotsmodell in den Himmel loben. (oder sogar noch schärfere Gesetze fordern) Wenn das keine Gleichschaltung ist, was denn dann?

    Wenn man ausgerechnet "political correctness" als Problem betrachtet in Gesellschaften, die stetig in Richtung neuer faschistischer Dystopien taumeln, spricht das schon für ein gehöriges Maß an Realitätsverweigerung.

    Wie oben erwähnt... ich sehe gewisse Tendenzen, dass eben gerade der politisch korrekte Gesellschafts-Mainstream den Grundstein legt, dass es irgendwann keine zwei Meinungen mehr in der öffentlichen Wahrnehmung geben wird, sondern nur noch eine. Bei manchen Themen haben wir diesen Zustand schon erreicht. Und das geht harmlos, durch die Hintertür, durch "gutgemeinte" Verbote, die die Menschen nur "schützen" sollen.
    Und bevor mir jetzt wieder jemand unterstellt, dass ich hier im Forum ja in gewisser Weise das selbe tun würde, indem ich "böse" User rausschmeiße, um die "guten" User zu schützen: Ich sehe schon einen gewissen Unterschied darin, ob ich im öffentlichen Raum, der eigentlich allen gehören sollte, eine Gleichschaltung herbeiführe, oder ob ich in einem Internetforum, das sich explizit an eine kleine, ganz spezielle Zielgruppe richtet, dafür sorge, dass sich diese Zielgruppe dort ungestört und unbelästigt miteinander austauschen kann.
    Ist mir schon klar, dass man das theoretisch schon als Widerspruch auffassen kann. Aber ich empfinde es nicht so.

    Und erklär mir mal bitte den Unterschied zwischen deiner Forderung, unbekümmert das künstlerische Schaffen von Vergewaltigern genießen zu dürfen, und jeder anderen Form des gedanken- und hirnlosen Konsumverhaltens,

    Was ist das Gegenteil von "unbekümmert das künstlerische Schaffen von Vergewaltigern" zu genießen?
    Den Wert künstlerischer Werke danach zu beurteilen, ob der Erschaffer dieser Kunstwerke ein moralisch integres Dasein geführt hat? Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass du irgendwann mal so ein kleinbürgerliches Denken verteidigen würdest... ;)

  • "Kleinbürgerliches Denken" ist vor alle durch Verdrängung gekennzeichnet. Sei es der Preis für eigene Privilegien, den andere zahlen, oder die Kehrseite der bürgerlichen "Freiheit", die mit der Unfreiheit anderer erkauft wird. In dieser Hinsicht sind wir alle nicht unschuldig.
    Das Gegenteil zu gedankenlosem Konsum wäre entweder die Verweigerung oder wenigstens die Einsicht, dass es eigentlich eine miese Sache ist, z.B. bestimmte Personen direkt oder indirekt finanziell zu unterstützen. Der Hauptgrund, wieso ich mich z.B. nicht mehr in der Black Metal Szene bewege, ist weniger die Präsenz von diversen rechten Bands oder Fans, sondern die Ignoranz des Rests. Da frage ich mich schon, was dieses Klientel eigentlich von allen anderen gedankenlosen Konsumenten unterscheidet. Wenn etwas "kleinbürgerliches Denken" ist, dann genau diese gleichgültige Konsumentenhaltung.
    Und in welchen Ausmaßen z.B. in Hollywood eine Rape Culture existiert, die man durch die Ächtung diverser Personen trockenlegen könnte, können gerade weder du noch ich abschließend beurteilen. Nur finde ich es höchst fragwürdig, die Glaubwürdigkeit von Betroffenen (aufgrund einer verfehlten Geschlechtersolidarität?) erstmal reflexartig in Zweifel zu ziehen.
    Was das "Ausspielen von Weiblichkeit" betrifft, könnte man mit derselben Logik auch die Vergewaltigung von Prostituierten rechtfertigen. Oder generell von Frauen, die zu kurze Röcke tragen oder sich durch ein anderes öffentliches "Fehlverhalten" zur Zielscheibe gemacht haben.


    Die Medien sind immer die Reproduktion von gesellschaftlichen Herrschaftsansprüchen und der Kampfplatz ideologischer Diskurse. Zu meinen, sie seien ein öffentlicher Raum, der jedem zustünde, ist tatsächlich eine recht idealistisch demokratische Vorstellung. Entweder man nutzt diese Form der Einflussnahme durch entsprechende Kanäle oder Beziehungen, oder man schafft sich eben eigene Räume. Genau das passiert gerade in hohem Ausmaß, weshalb ich einseitiger Medienschelte im Sinne eines Vorwurfs der "Gleichschaltung" nicht viel abgewinnen kann, da man im Umkehrschluss zur Überhöhung bzw Verklärung von "Gegenmeinungen" neigt.
    Ganz zu schweigen davon, dass dieser Dualismus zwischen Manipulierenden und Manipulierten ohnehin höchst fragwürdig ist.


    Zu deinem Waffen-Beispiel: Wir haben in Deutschland schlichtweg keine mit den USA vergleichbare Waffen-Kultur bzw Lobby. Schützen sind eine verhältnismäßig kleine Randgruppe, und die überwältigende Mehrheit hat - mediale Berichterstattung hin oder her - kein Bedürfnis an einer entsprechenden Aufrüstung. Ist zumindest meine Erfahrung, ungeachtet dessen, ob ich das persönlich gern anders hätte. In Deutschland ist die Debatte eben mit dem zwiegespaltenen Sicherheitsbedürfnis verknüpft. Und diese Diskussion wird öffentlich durchaus kontrovers geführt.
    Nur würde ich, wenn ich mir die Menschen so ansehe, es in Zweifel ziehen, ob hier der schwarze Peter einseitig der "Mainstream-Propaganda" in die Schuhe geschoben werden kann. Mir ist dieser Pegida-Sprech einfach zu dümmlich, sorry. Der desolate Zustand der Gesellschaft ist zum großen Teil auf die Masse der in ihr lebenden Menschen zurückzuführen, und nicht nur auf diverse Strippenzieher an einflussreichen Stellen.
    Ich geb dir ein simples Beispiel: Die Schweinereien, für die z.B. der Verfassungsschutz in Deutschland verantwortlich ist, waren bzw sind Themen auch großer deutscher Medien gewesen. Dennoch finden sich keine Massen zusammen, die die Abschaffung des VS fordern. Ich könnte die Liste fortsetzen (Polizeigewalt, Korruption). Tatsächlich erscheinen mir die Medien zum Teil deutlich staatskritischer als die doofe Bevölkerung, die weiterhin Law-and-Order wählt. Liegt das nun an "Gleichschaltung", oder nicht viel mehr daran, dass viele Menschen einfach entgegen jeder Aufklärung träge, ängstlich und egoistisch vor sich hin leben wollen?

    • Offizieller Beitrag

    Das Gegenteil zu gedankenlosem Konsum wäre entweder die Verweigerung oder wenigstens die Einsicht, dass es eigentlich eine miese Sache ist, z.B. bestimmte Personen direkt oder indirekt finanziell zu unterstützen. Der Hauptgrund, wieso ich mich z.B. nicht mehr in der Black Metal Szene bewege, ist weniger die Präsenz von diversen rechten Bands oder Fans, sondern die Ignoranz des Rests. Da frage ich mich schon, was dieses Klientel eigentlich von allen anderen gedankenlosen Konsumenten unterscheidet. Wenn etwas "kleinbürgerliches Denken" ist, dann genau diese gleichgültige Konsumentenhaltung.

    Ok, ich verstehe schon, was du meinst. Aber wenn wir alles boykottieren, was irgendwie von Menschen geschaffen wurde, die sich moralisch nicht korrekt verhalten haben, dann werden wir vermutlich ein sehr asketisches Leben führen.
    Kann man natürlich so machen, wenn es einem so wichtig ist. Ist es mir aber nicht. :-D
    Auf dem T-Shirt, das ich neulich zu einem günstigen Preis erworben habe, stand auch "Made in Bangladesh". Hab ich erst hinterher gelesen, und dann gedacht: Oops... jetzt hast du schon wieder das Blut von unschuldigen Kindern an deinen Händen kleben. So ne Scheiße aber auch. Was mach ich denn jetzt nur, um mein Gewissen zu beruhigen? Am Besten gleich was spenden, bei der nächsten Kirche einen Ablassbrief kaufen, oder wenigstens eine rote Nase für den Red Nose-Day.
    Nein, ganz im Ernst: Ich habe mich längst damit abgefunden, dass ein Großteil der Menschheit aus Arschlöchern besteht, und es gar nicht mehr möglich ist, irgendwie in dieser Welt zu überleben, ohne irgendwann irgendwo ein Arschloch zu unterstützen. Außer natürlich, ich werde wirklich Asket, verzichte auf nahezu alles und kaufe dann aber auch meinen PC und meinen Strom im Dritte Welt-Laden um die Ecke. Aber wieso sollte ich das tun? Gibt es dafür am Ende meines Lebens eine Belohnung? Komm ich dann in den Himmel?
    In der Hinsicht bin ich schon eher pragmatisch als idealistisch. Ich schau auf mein eigenes Leben und versuche, da kein Arschloch zu sein. Und ich kaufe nur Eier aus Freilandhaltung. Aber ich hab auch irgendwo Grenzen, wo ich mir dann sage: Das ist jetzt echt nicht mein Problem, wenn irgendwo am anderen Ende der Welt ein notgeiler Macho einer Frau an die Titten grabscht, oder irgendeine Sängerin einen Nerz trägt, oder ein Sack Reis umgefallen ist. Deshalb werde ich jetzt garantiert nicht mein Konsumverhalten ändern oder ein schlechtes Gewissen bekommen.

    Ich geb dir ein simples Beispiel: Die Schweinereien, für die z.B. der Verfassungsschutz in Deutschland verantwortlich ist, waren bzw sind Themen auch großer deutscher Medien gewesen. Dennoch finden sich keine Massen zusammen, die die Abschaffung des VS fordern. Ich könnte die Liste fortsetzen (Polizeigewalt, Korruption). Tatsächlich erscheinen mir die Medien zum Teil deutlich staatskritischer als die doofe Bevölkerung, die weiterhin Law-and-Order wählt. Liegt das nun an "Gleichschaltung", oder nicht viel mehr daran, dass viele Menschen einfach entgegen jeder Aufklärung träge, ängstlich und egoistisch vor sich hin leben wollen?

    So betrachtet hast du natürlich Recht. Dennoch wirst du mir sicher dahingehend zustimmen, dass allein schon die Auswahl, welchen Platz ich einem bestimmten Bericht einräume, und ob er Titelthema ist oder nur irgendwo versteckt darüber berichtet wird, eine Beeinflussung darstellt. Und "Polizeigewalt in Deutschland" ist glaub eher selten ein Titelthema. Hat man ja auch schön beim G20-Gipfel gesehen, wer da in der Tagesschau alles seine Meinung äußern durfte. Da hat man den Polizisten interviewt, die Anwohner, die Politiker und sonstige Experten. Und vielleicht noch ein paar grüne pazifistische Demonstranten, die sich natürlich alle ebenfalls sofort von sämtlichen Gewalttaten distanziert haben. Aber Leute aus dem Schwarzen Block hat man nicht interviewt und gefragt, was ihre Motive sind. Denn das sind schließlich "die Bösen", und deren Meinung ist irrelevant. Jedenfalls jetzt was die Primetime-Berichterstattung angeht.
    Und sag, was du willst, aber wenn sich irgendeine im Licht der Öffentlichkeit stehende Person hingestellt hätte und gesagt hätte: "Ich finds richtig, dass hier mal ein paar Autos brennen", dann wäre der am nächsten Tag seinen Job los gewesen. (Eine Zensur ist manchmal auch gar nicht nötig, wenn sich alle aus Angst vor den möglichen Konsequenzen einer freien Meinungsäußerung schonmal vorsichtshalber selbst zensieren.)
    Ob es die Bevölkerung überhaupt kümmern würde, und ob sich deren Ansichten großartig ändern würden, wenn sie in den Medien weniger gleichgeschaltete Meinungen und etwas mehr kontroverse, provozierende Gedanken präsentiert bekommen würden, sei dahingestellt. Ich habe da ja auch meine Zweifel. Das kann vielleicht über mehrere Generationen einen Effekt haben, aber vermutlich nicht von heute auf morgen.

  • Zur Konsum-Frage: Mir geht's nicht darum ob du dir gerne Kevin Spacey oder Kinski-Filme anschaust. Individueller Boykott macht in den seltensten Fällen Sinn. Nur klang das für mich eher danach, wie man es wagen kann, die entsprechenden Personen für ihre Verfehlungen aus der Öffentlichkeit zu drängen. Das sind dann schon nochmal zwei verschiedene Paar Schuhe.


    Zu der Medienschelte: Die größten Dummbatzen, die mir in letzter Zeit begegnet sind, waren keine Konsumenten von Massenmedien, sondern beriefen sich auf "alternative Medien". In Zeiten des Internets verlieren TV und Co. ohnehin massiv an Relevanz, und solange der Staat nicht das Netz bzw bestimmte Seiten sperrt, entscheidet jeder selbst, wo er sich informiert und was er glaubt. Ich kenne gute, aufrichtige Journalisten in Massenmedien und ebenso diverse Arschlöcher. Letztlich haben alle ihre Agenda, und die muss man eben kennen und einordnen können. Auch der Durchschnitts-Konsument wird das, was er sieht, durch seine ideologische Brille betrachten und entsprechend bewerten.
    Insofern kann ich mit diesem Dualismus bzw der angesprochenen Medienschelte nicht viel anfangen. Was bestimmte Themen angeht - z.B. die Flüchtlingsfrage - war das, was der mediale "Mainstream" propagiert hat, um einiges differenzierter und humaner als der Müll, den man sich vom Durchschnittsbürger anhören durfte. Erstaunlicherweise schaffen es Menschen dann doch recht schnell, offizielle Darstellungen zu hinterfragen, wenn es ihnen gerade in den Kram passt und ihrem Ressentiment gerecht wird. Denselben Leuten kannst du Aufnahmen von Polizeigewalt vorspielen, und sie werden es wohl noch bejubeln. Insofern bin ich eben sehr skeptisch, ob "Aufklärung" alleine irgendetwas bewirken wird. Und genau dies ist ein weiterer Grund dafür, nicht in die gleiche Kerbe zu schlagen wie gewisse "Systemkritiker", die denken oder zumindest propagieren, man müsse nur den Schleier der Verblendung lüften, um zur "Wahrheit" zu gelangen.

    • Offizieller Beitrag

    Was bestimmte Themen angeht - z.B. die Flüchtlingsfrage - war das, was der mediale "Mainstream" propagiert hat, um einiges differenzierter und humaner als der Müll, den man sich vom Durchschnittsbürger anhören durfte. Erstaunlicherweise schaffen es Menschen dann doch recht schnell, offizielle Darstellungen zu hinterfragen, wenn es ihnen gerade in den Kram passt und ihrem Ressentiment gerecht wird. Denselben Leuten kannst du Aufnahmen von Polizeigewalt vorspielen, und sie werden es wohl noch bejubeln. Insofern bin ich eben sehr skeptisch, ob "Aufklärung" alleine irgendetwas bewirken wird.

    Ja, ich fürchte, damit hast du leider Recht. Zumindest ist es wohl so, dass sich sehr viele Menschen zu einfachen Weltbildern hingezogen fühlen, und dass das Internet es diesen Menschen leichter macht als früher, sich eine entsprechende Traumwelt bzw. Informationsblase aufzubauen, in der dann nur noch das zu ihnen durchdringt, was sie sowieso schon immer gewusst haben.
    So betrachtet ist die Art des Journalismus, wie ihn die Massenmedien praktizieren, auch wenn sie fast alle voneinander abschreiben, immer noch differenzierter, als gewisse rechte Propaganda-Seiten, in denen die Themen in noch viel größerem Maße danach ausgewählt werden, ob sie in das gerade gewünschte Weltbild passen oder nicht.
    Trotzdem tue ich mir etwas schwer mit dem Gedanken, dass man neuerdings als progressiv gesinnter Mensch das Establishment fast schon verteidigen muss, weil die Gegenseite noch verblödeter und rückwärtsgewandter ist. Wohin wird das am Ende noch führen? Dass wir irgendwann noch das "faire" deutsche Justiz-System loben werden, weil die Alternative der Gegenseite entweder die Einführung der Scharia oder Lynchjustiz ist? :killself:
    Ich ziehe es dann doch lieber vor, auch weiterhin beides scheiße zu finden. Und, um irgendwie noch die Kurve zu kriegen und zum Thema des Threads zurückzukehren:
    Wenn ich die Wahl habe zwischen medial propagierter Pseudo-Emanzipation auf der einen und "Frauen zurück an den Herd"-Rhetorik auf der anderen Seite, ziehe ich es vor, weiterhin beides lächerlich zu finden und beides gleichermaßen zu kritisieren.