Dian auf Youtube

    • Offizieller Beitrag

    Das Problem ist, dass Menschen ihre Abstiegsängste auf leicht zugängliche Feindbilder projizieren. Dass du hier mit Populismus fürs "einfache Volk" nicht weiterkommst, zeigt das genannte Wagenknecht-Beispiel. Ich habe hier auch kein Allheilmittel, außer für ein universalistisches Menschenbild zu werben

    Ein Allheilmittel hab ich natürlich auch nicht. Aber ich sehe mich eben auch nicht als politischer Aktivist... Als ein solcher sollte man meines Erachtens schon schauen, dass man Strategien entwickelt, um Mehrheiten für seine Sache zu gewinnen. Und das sage ich nicht nur deshalb, weil es mir Freude bereitet, mich als allwissender Klugscheißer zu inszenieren, sondern weil ich schon auch mit einer gewissen Sorge beobachte, wie rechtes Gedankengut immer mehr im Mainstream ankommt. Und weil ich einfach den Eindruck habe, die Linke reagiert höchstens noch auf die Rechten, aber agiert zu wenig... lässt sich zu sehr von den anderen vor sich hertreiben. Aber die Rechten bestimmen die Themen, über die aktuell in den Medien berichtet und diskutiert wird. (während beispielsweise "Polizeigewalt in Deutschland" medial deutlich weniger thematisiert wird als kriminelle Ausländer-Clans)


    Aber wie gesagt, ich sehe mich einfach nur als Künstler, der halt auch ab und zu mal seine Meinung zu politischen Themen äußert. Und wenn mir dann jemand sagt, dass ich dazu keine Meinung zu haben darf, weil ich mich nicht engagiere, dann reagiere ich auf sowas eben etwas allergisch... weil ich denke, dass man sehr wohl auch eine fundierte Meinung haben kann, auch wenn man "außerhalb" steht und es einem nicht ganz so wichtig ist, dass man dafür seine Freiheit aufs Spiel setzen würde. Ansonsten sehe ich ja durchaus auch vieles ähnlich wie du. Das Problem ist wohl einfach auch, dass Menschen sehr materialistisch denken, und dass die Rechten die materiellen Ängste der Menschen besser für sich zu nutzen wissen als die Linken. Das war früher nicht immer so. Aber spätestens, seit alle "linken" Systeme gescheitert und pleite gegangen sind, ist das Gespenst der Armut, die der Sozialismus mit sich bringt, noch einmal deutlich realer geworden für viele, gerade auch aus der Unterschicht. Sie wollen zwar ein gerechteres System, aber bitte nicht zu dem Preis, dass die Wirtschaft darunter leidet und die Firmen ins Ausland abwandern.

  • Ja, natürlich, das war ja auch einer der Gedanken dahinter, dieses Forum "Unity" zu nennen, und nicht etwa "Diversity" oder sowas. Auch wenn man natürlich dazu sagen muss, dass ich damals etwas andere Vorstellungen davon hatte, welche Leute sich hier einfinden würden. Ursprünglich dachte ich, die ticken halt alle mehr oder weniger exakt so wie ich, das wird jetzt so ein Geheimbund, in dem sich alle immer einig sind... und war dann ganz erschrocken, als ich realisiert habe, wie unterschiedlich Menschen sein können, auch wenn sie einen kleinen gemeinsamen Nenner haben, auf den sie sich alle einigen können.Mittlerweile hab ich mich damit aber ganz gut arrangiert, und ich denke, dass das Forum auf seine Art genau richtig geworden ist, und dass gerade diese Vielfalt auch inspirieren kann.

    War definitiv so, dass dieses Forum und die ganzen Erlebnisse in den letzten 20 Jahren sehr zu meinem persönlichen Entwicklungsprozess beigetragen hat. Ich habe ja mehr oder weniger die besten Jahre meines Lebens hier verbracht, und bin dadurch erst richtig selbstbewusst geworden, weil ich halt plötzlich auch das Gefühl hatte, dass meine Meinung einen Wert hat, und dass ich beachtet werde, während ich mich im realen Leben (vor allem in der Zeit vor dem Forum) doch sehr oft überflüssig gefühlt habe.Heute brauche ich vielleicht nicht mehr so viel Zuspruch und Bestätigung. Das Forum ist einfach mein virtuelles Zuhause geworden, so wie andere vielleicht auf ihrer Facebookseite zuhause sind, oder auf ihrem Youtube-Kanal.

    Eure 'Forenpolitik' gefällt mir zumindest.
    Da ich von "herkömmlichen" Nachrichten ziemlich krank werde auf Dauer, fände ich es schön, wenn sich noch mehr Meinungen (mehr (persönliche aber sachliche) Sichtweisen) einfänden.

  • Ein Allheilmittel hab ich natürlich auch nicht. Aber ich sehe mich eben auch nicht als politischer Aktivist... Als ein solcher sollte man meines Erachtens schon schauen, dass man Strategien entwickelt, um Mehrheiten für seine Sache zu gewinnen. Und das sage ich nicht nur deshalb, weil es mir Freude bereitet, mich als allwissender Klugscheißer zu inszenieren, sondern weil ich schon auch mit einer gewissen Sorge beobachte, wie rechtes Gedankengut immer mehr im Mainstream ankommt. Und weil ich einfach den Eindruck habe, die Linke reagiert höchstens noch auf die Rechten, aber agiert zu wenig... lässt sich zu sehr von den anderen vor sich hertreiben. Aber die Rechten bestimmen die Themen, über die aktuell in den Medien berichtet und diskutiert wird. (während beispielsweise "Polizeigewalt in Deutschland" medial deutlich weniger thematisiert wird als kriminelle Ausländer-Clans)


    Und wessen Schuld ist es, dass bestimmte Medien eben schwerpunktmäßig über bestimmte Themen berichten? Oder anders gesagt: wo siehst du eine Möglichkeit, die Berichterstattung z. B. des Springerkonzerns zu beeinflussen? Alternative Medien gibt es bereits, auch abseits irgendwelcher verrufener Internetseiten.
    Wie sollte ein Agieren (statt reinem Reagieren) deiner Auffassung nach aussehen? Ich verweise hier auch auf ziemlich eingeschränkte personelle und finanzielle Kapazitäten. Es gibt ja schon einige Menschen, die z. B. in schwierigen Ecken (Provinz) auf verschiedene Weise aktiv sind (Jugendarbeit, Öffentlichkeit), aber du kannst dir vermutlich denken, dass dies oft eine recht undankbare und zähe Angelegenheit darstellt. Und auch hier ergibt sich das Problem, dass letztlich meist nur ein weiteres subkulturelles Angebot geschaffen wird, das nur einen kleinen Ausschnitt aus der lokalen Bevölkerung anspricht.
    Mal ganz "nebenbei" gibt es auch sowas wie individuelle Lebensplanung und die Suche nach dem eigenen bißchen Glück. Da stellt sich schon die Frage - soll man sich für eine Sache aufopfern, wenn es weitaus angenehmer ist, in einer sympathischeren Gegend mit Gleichgesinnten zu wohnen, anstatt sich an irgendwelchen "Herr Müllers" abzuarbeiten?

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    Und wessen Schuld ist es, dass bestimmte Medien eben schwerpunktmäßig über bestimmte Themen berichten? Oder anders gesagt: wo siehst du eine Möglichkeit, die Berichterstattung z. B. des Springerkonzerns zu beeinflussen?

    Also das war zwar etwas vor meiner Zeit... aber wie man so hört, stand der Springerkonzern ja irgendwann mal ganz schön unter Beschuss und wurde von sehr vielen Menschen im Land als Inbegriff des Bösen und der Desinformation betrachtet. Das war zu einer Zeit, als linke Proteste eben noch eine gewisse Wucht hatten und man das ganze schon als ein Massenphänomen bezeichnen konnte.
    Die 68er hatten es geschafft, die Politik vor sich herzutreiben. Und in den 80ern, als im Zuge der Anti-Akw und Abrüstungsbewegung die Grünen ins Spiel kamen, lagen linke Themen wieder ganz gut im Trend, und zwangen dann auch die etablierten Parteien langfristig zum Handeln. Die Frage, die sich mir da stellt, ist vor allem: Wieso fehlt heute diese Wucht? Wieso wird linker Protest heute in der Öffentlichkeit oft nur noch als das Krakelen von ein paar weltfremden Utopisten betrachtet, während nun scheinbar die Rechten diejenigen sind, die ihre Themen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen und die Medien und die Politiker dadurch regelrecht vor sich hertreiben?

    Wie sollte ein Agieren (statt reinem Reagieren) deiner Auffassung nach aussehen?

    Im Internet ist die Sache klar. Da hat man definitiv das Ruder aus der Hand gegeben. Schau nur mal auf ein x-beliebiges Newsportal. Klick eine x-beliebige Meldung an, und lies dann dort mal die Kommentare. Kein Witz: Selbst unter einem Artikel, in dem es um die Kastration von Katzen geht, stehen dann plötzlich politische Kommentare a la "Dank unserer neuen Mitbürger werden sicher bald ein paar Katzen im Kochtopf landen, wenn wir nicht schnell etwas dagegen unternehmen." Über die ganzen Verschwörungsvideos will ich jetzt gar nicht erst reden.
    Den Rechten ist es gelungen, eine Armee von Internettrollen heranzuzüchten. Ob das jetzt alle bezahlte Russen sind oder "Ehrenamtlich engagierte", die das freiwillig in ihrer Freizeit tun, sei mal dahingestellt. Jedenfalls haben die Linken es definitiv versäumt, die neuen sozialen Medien in einer ähnlich schlagkräftigen Weise für sich zu nutzen. Und was davon die langfristigen Folgen sein werden, wird sich noch zeigen. Es hat den Rechten zumindest schonmal im Internet das Gefühl gegeben, dass sie die schweigende Mehrheit sind, und dass ihnen in manchen Portalen oder Diskussionsforen kaum noch jemand lautstark wiederspricht, weil sie alle Andersdenkenden schon vertrieben haben.


    Außerhalb des Internets kenne ich mich leider nicht aus. Da bin ich jetzt auch nicht so der Experte, was man tun könnte, um vor allem die unteren sozialen Schichten mal wieder ins Boot zu holen. Jugendarbeit ist sicher ein guter Ansatz, und der ist ja auch tendenziell wohl noch immer eher in linker Hand statt in der Hand der Rechten. (zumindest hier in Westdeutschland)
    Die Frage ist halt: Wie viele Jugendliche, die in solche Einrichtungen gehen und von einem linksradikalen Sozialarbeiter betreut werden, werden dadurch wirklich politisch interessiert? Vermutlich die Allerwenigsten, weil die eben ganz andere Dinge im Kopf haben als sich politisch zu engagieren. Ich glaube, ich würde da sehr schnell resignieren, wenn ich eigentlich mal große Ideale hatte, junge Menschen auf den richtigen Pfad zu führen... und am Ende läuft es darauf hinaus, dass man schon zufrieden sein muss, wenn die sich nicht gegenseitig totschlagen und ihre Drogenkonflikte außerhalb des Jugendzentrums austragen. :rolleyes2:
    Sinnvoll finde ich auch solche Projekte wie das, wo Hansi dabei gewesen ist, die Menschen bei Behördengängen helfen und auf die soziale Ungerechtigkeiten aufmerksam machen. Davon dürfte es gerne noch mehr geben. Die Linke müsste einfach noch mehr tun, um den Leuten das Gefühl zu vermitteln, dass sie auch für sie kämpfen, und nicht nur für :titanic:
    Auch die in der Bevölkerung weit verbreitete Denkweise "Die da oben machen ja doch, was sie wollen", die mindestens ebenso verbreitet ist wie die Denkweise dass Asylanten nur Probleme verursachen, müsste man strategisch besser nutzen, in ähnlicher weise, wie die Rechten eben auch die Vorurteile gegen Ausländer nutzen, um Leute auf ihre Seite zu ziehen. Also die Linken müssten sich wieder so präsentieren, dass sie die einzig wahre Alternative gegen "Die da oben" sind. Aber die richtige Strategie dafür, wie man sowas macht, müsste wirklich auf Parteitagen ausdiskutiert werden, das kann ich definitiv nicht in ein paar Zeilen beantworten. Und ja, ich gebe ja zu, ich bin dafür auch viel zu weit von der ganzen Thematik weg, weshalb meine Meinung natürlich immer nur die Meinung eines Beobachters von außerhalb sein wird.

    Mal ganz "nebenbei" gibt es auch sowas wie individuelle Lebensplanung und die Suche nach dem eigenen bißchen Glück. Da stellt sich schon die Frage - soll man sich für eine Sache aufopfern, wenn es weitaus angenehmer ist, in einer sympathischeren Gegend mit Gleichgesinnten zu wohnen, anstatt sich an irgendwelchen "Herr Müllers" abzuarbeiten?

    Ich denke, das muss jeder ganz individuell für sich entscheiden. Wenn sich jemand von seinem Gewissen dazu verpflichtet fühlt, aufs Meer hinaus zu fahren und dort in Seenot geratene Flüchtlinge aufzusammeln und sich dann hinterher von allen Seiten beschimpfen zu lassen, dann werde ich ihn sicher nicht davon abhalten. Oder wenn es jemandem einfach generell gut tut ,sich für andere Menschen einzusetzen und sich selbst dadurch das gute Gefühl zu geben, dass sein Leben durch dieses Engagement etwas weniger sinnlos ist... klar, warum nicht?
    Aber wenn man irgendwann Bilanz zieht und merkt, dass man mehr Energie verbraucht als zurückbekommen hat, dann ist es vielleicht auch wirklich ganz sinnvoll, sich mehr auf sein individuelles Lebensglück zu konzentrieren und den Pöbel in seinem Elend allein zu lassen... immer halt auch auf die Gefahr hin, dass der Pöbel irgendwann wieder über alles und jeden bestimmt und man eines morgens von der SA abgeholt wird. :=
    Ich für meinen Teil hab mich eben dazu entschieden, zuerst nur an mich und die paar Menschen zu denken, denen ich mich verbunden fühle, und für diese Leute vielleicht ab und zu bissel Kunst zu machen. Und wenn das noch andere Leute inspiriert, um so besser. Aber darüber hinaus werde ich mich nicht anstrengen oder gar aufopfern für andere Menschen, denn für mich hat sich außer meine Eltern auch noch niemand aufgeopfert. Selbstlosigkeit hab ich nie erfahren, kann sie daher auch nicht an andere weitergeben. Da bleibe ich lieber Zyniker und rede mir ein, dass alle an ihrem Elend selbst schuld sind. (Und die Erfahrung hat mich gelehrt, dass das auf viele Menschen auch tatsächlich zutrifft. Sicherlich nicht auf alle. Aber doch auf mehr als man denkt.)

  • Wieso fehlt heute diese Wucht?

    Hmm, da könnte man zurückgehen bis zur franz. Revolution, den ersten modernen Gehversuchen, Freiheiten zu gewinnen. Dabei fällt auf, dass ewiggestrige Verschnitte immer wieder die Gunst der Stunde ausnutzten zur Wiederherstellung der alten Ordnung. In anderen Worten, vielleicht haben wir Menschen eine total falsche Vorstellung von politischer Selbstverständlichkeit und übersehen nach jedem Erfolg die Intention des konservativen Lagers, gewonnene Freiheiten wieder abzubauen.


    Aber wodurch Menschen so dümmlich konservativ bis rechts werden, dass weiß ich auch nicht. Ich mache da auch keinem nen Vorwurf, wenn man keine feste Antworten darauf findet.


    Ich hab deshalb auch nichts dagegen einzuwenden, wenn man aus Wut abgeschätzte Behauptungen rauslässt, sollange sie etwas Realität berühren.


    Ja da könnte man zb vermuten, dass Konservativität auf den religös patriarchalen Urschock zurückreicht, die sich am besten in der langjährigen Dominanz der Kirche wiederfindet. Mit ihrem blöden Herrschergott hat sie uns über ca 2000 Jahre etwas an Hirnmasse runtergeschraubt. Da kommt vielleicht diese irrationale Angst vor der Freiheit her. Der Begriff von Anarchie wird doch bei erzkonservativen Leuten sicher mehr mit Sodom und Gomorra gleichgesetzt als mit individueller Freiheit oder Selbstgestaltung. Ich denke, Menschen lebten vor dem religösen Zeitalter und dem herrschenden Patriarchat mal viel freier.

  • Man kann eine soziale Bewegung nicht aus dem Hut zaubern. Hier liegen verschiedene, schwer beeinflussbare Faktoren wie bestimmte Ereignisse oder soziale Ausgangslagen und Krisen zugrunde. Man kann den (radikalen) Linken den Vorwurf machen, dass sie es nicht gut genug verstehen, entstehende gesellschaftliche Energien zu bündeln. Griechenland ist so ein Beispiel - viel Sektiererei auf der einen und Populismus auf der anderen Seite haben dazu geführt, dass ab dem Zeitpunkt Ernüchterung eingetreten ist, ab dem viele Menschen das Gefühl bekommen haben, dass die linke Regierung nicht liefern kann. In der Konsequenz wurde eine rechte Regierung gewählt, die nichts liefert außer staatlich sanktioniertem Terror gegen die üblichen Feindbilder, sowie Phrasen über "Modernisierung" - das scheint vielen Anhänger der "Mitte" allerdings zu reichen.


    Das ist ein wichtiger Punkt: Nicht eingelöste Versprechen nimmt man der Linken doppelt und dreifach übel - Rechte müssen bei weitem nicht so viel liefern, weil sie von Anfang an auf Irrationalismus setzen. Und es scheint letztlich eine finstere menschliche Eigenschaft zu sein, dass man eigene Abstriche besser aufnimmt, wenn andere Gruppen gleichzeitig noch härter getroffen werden.
    Angesichts solcher Verkommenheit, die Subjekte wie Trump, Erdogan, Orban und Mitsotakis nach oben spült, scheint es schon fraglich, an welche positiven menschlichen Eigenschaften man noch appellieren soll.


    Man darf allerdings auch nicht den Fehler machen, dem Klassismus zu verfallen, also solche Wahlentscheidungen sofort mit einer bestimmten Klassenzugehörigkeit zu verbinden. Da muss man schon sehr genau analysieren, welche gesellschaftlichen Gruppen denn rechts gewählt haben, um davon ausgehend eine Gegenstrategie zu entwickeln.
    So oder so sind es wohl selten in der Mehrheit die "Abgehängten", die man mit linker Sozialarbeit erreichen könnte. Insofern stellt sich die Frage: Wer ist denn nun konkret das politische Subjekt, das man für seine Ideen überhaupt begeistern kann bzw will?

  • Im Internet ist die Sache klar. Da hat man definitiv das Ruder aus der Hand gegeben.

    Es gibt tatsächlich Ansätze, sich quasi online zu verabreden, um gezielt Internet-Trollen entgegenzuwirken. Das ist tatsächlich ein guter Ansatz, da man hier als Einzelner schnell an seine Grenzen stößt. Ich sehe auch mittlerweile mehr User, die entsprechend Gegenpositionen einnehmen.
    Sich stärker auf Medienkommunikation zu fokussieren ist tatsächlich ein wichtiger Faktor. Da wären Leute gefragt, die sich mit dem Erstellen von Internet-Seiten auskennen - und vor allem auch ansprechende Inhalte konzipieren können. Gerade von linksradikaler Seite kommt hier noch zu viel Filterblasenkommunikation, die an der Lebensrealität der meisten Leute vorbeigeht.


    Schau dir doch mal das hier an und sag mir, wie ansprechend dies auf dich wirkt:
    https://strassenauszucker.tk/


    Würde mich tatsächlich interessieren, da ich mir zu dem "ums Ganze" Komplex noch keine neue Meinung gebildet habe.

    • Offizieller Beitrag

    Inhaltlich habe ich an dem meisten, was dort geschrieben steht, wenig auszusetzen.
    Aber es richtet sich ja doch wieder nur an die, die ohnehin schon so denken oder zumindest für diese Gedanken offen sind.
    Eben die typischen linken Inhalte. Es geht um Konsumverzicht, Verzicht auf Fleisch, es geht darum, wie man sich einbringen und engagieren kann... es geht darum, wie wir das System ändern können, und was jeder Einzelne dazu beitragen kann, dass es weniger Diskriminierung gibt... oder anders formuliert: Es geht darum, wie wir uns alle schön selbst geißeln können. Das mag alles richtig und stimmig sein, aber es ist eben nicht gerade "attraktiv", von den Leuten, die man eigentlich von etwas überzeugen möchte, erstmal alles mögliche zu verlangen, oder ihnen als erstes mal zu sagen, was sie alles an ihren Lebensgewohnheiten ändern müssen.
    Das ist in etwa vergleichbar, wie wenn die Rechten in ihren Beiträgen hauptsächlich darüber schreiben würden, wie man sich am besten für sein Vaterland opfern kann, dass man auf Döner und Spaghetti verzichten soll, und dass man als guter Deutscher auch sonst keine ausländischen Produkte mehr konsumieren sollte.
    Wenn die Rechten so eine Strategie verfolgen würden, hätten sie heutzutage null Erfolg, und würden selbst von eher konservativ denkenden Menschen nur ausgelacht werden.
    Aber sie tun es eben nicht, auch wenn das natürlich irgendwie konsequent wäre. Die Rechten zeigen immer nur mit dem Finger auf andere, und daraus ziehen sie ihren Erfolg.
    So gesehen müssten die Linken eigentlich viel mehr Beiträge veröffentlichen wie "Manager XY hat so und so viel Gehalt bekommen und sich davon Nutten und Koks gekauft. Skandal! Steinigt ihn! Werft ihn aus dem Land!"
    Das ist das Niveau, das die Rechten haben, und deshalb haben sie Erfolg. Das Niveau der Linken ist zweifellos höher, aber es schießt eben ziemlich an der Zielgruppe vorbei. Es spricht nicht den gemeinen Durchschnittsbürger an, der sich halt mal kurz zwischen Arbeit und Fernsehglotzen über irgendwas aufregen möchte, sondern nur Menschen, die zu viel Zeit und keine anderen, eigenen Probleme haben. (vor allem Studenten)


    Ich würde mich nun auch nicht unbedingt dem Niveau des Durchschnittsbürgers anpassen wollen, und würde vermutlich auch eher Artikel wie in der von dir verlinkten Zeitung schreiben, wenn ich irgendwas schreiben müsste.
    Aber wir müssen uns halt auch klar machen: Die Linken, die ständig davon reden, das System komplett umzukrempeln und radikal sein zu wollen, wirken auf den durchschnittlichen Deutschen in etwa so attraktiv wie ein Nazi, der das Dritte Reich glorifiziert und immer noch Adolf Hitlers Geburtstag feiert. Das ist den Leuten zu radikal, und die Rechten haben das (nachdem sie jahrzehntelang nur Misserfolge hatten) mittlerweile ganz gut erkannt, und sie haben eine Art "Nationalsozialismus light" entwickelt... eine abgespeckte Ideologie fürs Volk, die in sich aber relativ schlüssig ist, so lange man nicht zu konsequent danach fragt, wo das am Ende hinführen soll.
    Und da sehe ich bei den Linken ein paar Defizite. Man bräuchte irgendwie eine Art Populismus, der den Leuten aber nicht so viel Angst macht, wie wenn man gleich offen dazu aufruft, den Kapitalismus abzuschaffen. Auch wenn es richtig wäre, den Kapitalismus abzuschaffen. Die Frage ist halt, wie kommt es bei den Leuten an. Kann man ihnen das überhaupt begreiflich machen? Oder sind die Rechten nicht vielleicht einfach generell im Vorteil, weil ihre Ideologie ganz besonders auf die niederen Instinkte der Menschen abzielt, während es bei den Linken immer sehr schnell ziemlich kopflastig wird?

  • I
    Und da sehe ich bei den Linken ein paar Defizite. Man bräuchte irgendwie eine Art Populismus, der den Leuten aber nicht so viel Angst macht, wie wenn man gleich offen dazu aufruft, den Kapitalismus abzuschaffen. Auch wenn es richtig wäre, den Kapitalismus abzuschaffen. Die Frage ist halt, wie kommt es bei den Leuten an. Kann man ihnen das überhaupt begreiflich machen? Oder sind die Rechten nicht vielleicht einfach generell im Vorteil, weil ihre Ideologie ganz besonders auf die niederen Instinkte der Menschen abzielt, während es bei den Linken immer sehr schnell ziemlich kopflastig wird?

    Das ist die Frage. Der Linkspopulismus kann eigentlich als gescheitert betrachtet werden. Ich hab ja das Beispiel Griechenland erwähnt. Syriza wurde für ihre Anti-Sparkurs-Rhetorik gewählt, die sie nicht zufriedenstellend umsetzen konnte. Zudem hast du hier wieder das Problem, das auch sichtbar wird, wenn manche Wähler der Linken zur AfD überwechseln. Populismus ist wankemütig. Wer gegen "die da oben" Stimmung macht, kann vielleicht kurzfristig Frustrierte an sich binden, aber das hat eben keinen Bestand, wenn keine festen Grundsätze vermittelt und so akzeptiert werden. Insofern halte ich es nicht für erfolgsversprechend, niedere Instinkte anzusprechen.
    Wichtig wäre, zu vermitteln, dass es eben nicht um Verzichtsideologien geht, oder um Versprechen, die nicht einlösbar sind. Im Grunde soll ja das Hamsterrad der Verwertungslogik aufgebrochen werden. Wir wollen Möglichkeiten und Räume, die nicht der Kapitallogik unterworfen sind. Wohnen, leben und arbeiten, ohne uns vom Wettbewerb und Leistungsdruck kaputtmachen zu lassen. Und wer mit letzterem einverstanden ist, gehört ohnehin nicht zur Zielgruppe. Da würde ich dann tatsächlich eher mit dem Motiv der Humanität argumentieren - denn auch wenn Rassismus verdammt tief verwurzelt ist, gibt es zumindest in Deutschland immer noch eine Menge Menschen, die hierauf keinen Bock haben. Dazu sollte meines Erachtens aber auch gehören, damit aufzuhören, sich im Zweifelsfall auch vor gewissen Abschaum zu stellen. Einige dürfen gerne deportiert werden - auch das gilt es vielleicht zu akzeptieren und auch so zu vermitteln.